Grün Wirtschaft

Start-up-Check! Recyclehero holt Wertstoffe und Altkleider an der Haustür ab

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Recyclehero
geschrieben von Christoph Hausel

In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Recyclehero. 

Start-ups: Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.

Dabei gibt es sie durchaus: die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Recyclehero aus Hamburg.


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Wer steckt hinter Recyclehero?

  • Unternehmenssitz: Hamburg
  • Gründung: 2020
  • Gründungs-Team: Nadine Herbrich und Alessandro Cocco
  • Zahl der Angestellten: 25
  • Idee: Altkleider und Wertstoffe lokalen Recycling-Kreisläufen zuführen

Kürzlich berichtete die Tagesschau über die gigantische Fast-Fashion-Mülldeponie in der chilenischen Atacama-Wüste. 59.000 Tonnen Textilüberproduktion aus der ganzen Welt landen dort jährlich. Wir kaufen zu viel, die Industrie produziert zu viel.

Dieses Problem anzugehen, ist eine der vielen großen Aufgaben unserer Gesellschaft – und jede (Teil-)Lösung trägt dazu bei, dass es schrittweise kleiner wird. Das fängt bei jedem von uns selbst an.

Viele von uns haben Kleidung, die ungetragen in Schränken oder Kellern liegt, weil uns gerne mal die Zeit fehlt, den Weiterverkauf zu organisieren oder auch nur den Weg zum nächsten Altkleidercontainer zu bewältigen. Und: Wir kaufen neu und schaffen dadurch Nachfrage, die anderswo die Produktion ankurbelt.

Dabei bieten der Second-Hand-Markt und lokale Hilfsorganisationen großartige Möglichkeiten, alten Schätzen ein neues Leben zu schenken und ehemaligen Lieblingsteilen eine zweite Chance zu geben. Ein Beispiel dafür ist das Hamburger Start-up Recyclehero und seine Gründerin Nadine Herbrich, die zu Recht als “Starterin Hamburg 2024” nominiert wurde.

Was macht Recyclehero?

Recyclehero bietet einen innovativen Abholservice für Altkleider und andere Wertstoffe in derzeit fünf deutschen Großstädten an – eine Ausweitung des Angebots ist geplant. Mit Hilfe von klimaneutralen E-Lastenrädern holt das Team von Recyclehero Wertstoffe direkt von Privathaushalten, Restaurants und Büros ab und führt sie lokalen Recyclingkreisläufen zu.

Ihr Ziel ist es, die Wiederverwendung von Ressourcen zu fördern, die Recyclingquote zu erhöhen und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Besonders hervorzuheben ist, dass der Service für die Nutzer kostenlos ist, was die Hemmschwelle zur Nutzung erheblich senkt.

Außerdem soll das Ganze wirklich lokal geschehen. Das heißt die gesammelten Textilien werden nicht exportiert, sondern in der Region weiterverkauft oder gespendet und somit wiederverwertet. Kleine Second-Hand-Läden oder Hilfsorganisationen stehen dabei im Fokus der Gründer.

Dass das Sammeln ausgezeichnet funktioniert, zeigen die vielen positiven Bewertungen bei Google. Und das zeigt wiederum, dass Angebote wie Recyclehero dringend gebraucht werden. Auch Menschen, die noch nicht im Abholgebiet leben, können hier mitmachen und ihre Altkleider kostenlos und klimaneutral per DHL-Paket an Recyclehero schicken.

Was spricht denn gegen die bekannten Altkleidercontainer?

Denkt ihr, dass Kleidung, die ihr in die bekannten Altkleidercontainer werft, an hilfsbedürftige Menschen weitergegeben wird? Leider ist das selten der Fall. Zunächst: Container ist nicht gleich Container. Solltet ihr vorhaben, Kleidung in einem solchen abzugehen, schaut vorher, von wem er aufgestellt wurde.

Neben seriösen Organisationen wie dem DRK oder “FairWertung”, einem Zusammenschluss mehrerer Organisationen, gibt es leider auch illegale Akteure, bei denen eure Spende garantiert nicht Bedürftigen zugutekommt. Aber selbst das DRK gibt offen zu, dass gut erhaltene, also tragbare Kleidung am sichersten bei sozial Schwachen ankommt, wenn man sie direkt bei den Kleiderkammern abgibt.

Denn von den jährlich in Deutschland gesammelten unglaublichen 1,3 Millionen Tonnen Textilien ist nur ein Bruchteil gut erhalten. Oft landet stark verschmutzte oder beschädigte Kleidung in den Sammelcontainern oder die Textilien sind durch Witterungseinflüsse unbrauchbar geworden.

Die verbleibende Menge ist aber immer noch größer als der hiesige Bedarf für gemeinnützige Zwecke. Die Folge: Deutschland exportiert ins Ausland, in den globalen Süden, was leider überwiegend negative Auswirkungen hat. Dort fehlt oft die Infrastruktur, um die Kleidung an die bedürftige Bevölkerung zu verteilen.

Zudem belastet der Export die lokalen Textilmärkte und schadet der Wirtschaft dieser Länder. Beschädigte Ware wird deponiert oder verbrannt. Dies führt zu erheblichen Umweltbelastungen wie Boden- und Wasserverschmutzung. Die Folgen unserer Konsumgesellschaft sind bedrückend.

Wie ist Recyclehero entstanden?

Die Ursprungsidee für Recyclehero hatte zunächst nicht viel mit dieser bedeutenden Thematik zu tun, sondern wollte ein Alltagsproblem lösen: Altglas und Altpapier, das sich in unzähligen Wohnungen stapelt, einfacher entsorgen und gleichzeitig die Recyclingquoten erhöhen. Während dies zunächst gelang, stellten die Gründer Nadine und Alessandro schnell fest, dass sie mit Altkleidern einen viel größeren Impact erzielen können.

Nach eigenen Berechnungen können pro Kilogramm intakter Kleidung15 Kilogramm CO2 eingespart werden. Neben Kleidung sammelt Recyclehero aber auch alte, funktionsfähige Handys & Co., um diese entweder für Bedürftige in Deutschland wieder nutzbar zu machen oder in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen deren Rohstoffe zu recyclen. Anfangs nur in Hamburg aktiv, hat das Team seinen Abholservice mittlerweile auf Köln, Frankfurt am Main, München und Berlin ausgeweitet und ist dort auch an weiteren (sozialen) Projekten beteiligt.

Zusammenarbeit mit Modelabels, Shops für Kundenbindung

Wie kann man noch mehr Menschen zum Mitmachen bewegen? Ich finde es sehr interessant, was sich Recyclehero hier zusätzlich ausgedacht hat: Durch Partnerschaften mit Modelabels und Einzelhändlern ermöglichen sie die Rückgabe von Alttextilien direkt im Geschäft. Kunden, denen Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, schätzen solche Initiativen.

Die Einzelhändler können ihren Kunden Rabattcodes anbieten, wenn sie an dem Recyclingprogramm teilnehmen. Dies fördert nicht nur die Kundenbindung, sondern unterstützt auch die lokale Weiterverwertung der zurückgegebenen Kleidungsstücke.

Zusätzlich könnte dieses Modell Unternehmen helfen, die ab Ende 2024 geltenden Anforderungen der neuen EU-Abfallrahmenrichtlinie zu erfüllen. Denn auch die Politik räumt der Abfall-Problematik nun mehr Bedeutung ein und möchte stärker gegen Verschwendung vorgehen und die Abfallvermeidung und -verwertung von Textilien und Lebensmitteln verbessern.

Wie geht es mit Recyclehero weiter?

Das Team um Nadine und Alessandro ist also zur richtigen Zeit auf der richtigen Mission! Es gibt bereits einige Projekte und Versuche, das Angebot auszuweiten. Zum Beispiel werden Sammelaktionen für Elektroaltgeräte in Büros gefördert oder für Kleidung eigene, betreute Kleidercontainer dort aufgestellt, wo der Lastenrad-Abholservice derzeit noch nicht im Einsatz ist.

In seinem LinkedIn-Newsletter berichtet das Start-up regelmäßig über die globalen Auswirkungen unseres Handelns, hält aber auch die bereits über 1.000 Abonnenten darüber auf dem Laufen, an welchen lokalen Projekten derzeit mitgewirkt wird.

Zum Beispiel dieses: Recyclehero leistet an Schulen Aufklärungsarbeit und hat dafür das Projekt “Fight Fast Fashion” ins Leben gerufen. Dafür arbeitet es mit dem Hamburger Verein Abenteuer Regenwald e.V. zusammen.

Als Münchner habe ich mich außerdem sehr gefreut, dass das Start-up mit den Münchner Hofflohmärkten kooperiert und teilnehmenden Flohmarktverkäufern anbietet, ihnen nicht Verkauftes am Tagesende unkompliziert abzunehmen.

Fazit: Recyclehero

Die unkomplizierte Abholung von Altkleidern und deren lokale, nachhaltige Weiterverwendung ist eine smarte Grundidee mit unzähligen Möglichkeiten, sie weiterzudenken und auszubauen. Die lokale Wiederverwertung von Textilien und Wertstoffen kann dazu beitragen, dass weniger Billigprodukte gekauft werden und somit deren Produktion und Import zurückgehen. Dazu ist es ungemein wichtig, das Bewusstsein für die ökologischen Folgen des Konsums zu schärfen. Recyclehero ist hier auf einer richtigen und wichtigen Mission.

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Über den Autor

Christoph Hausel

Christoph Hausel, studierter Jurist und erfahrener Kommunikationsprofi, ist Co-Owner & Managing Director von ELEMENT C. Zudem steht er zahlreichen Acceleratoren als Mentor und Experte zur Seite: next media accelerator, MediaLab Bayern und Wayra. 2002 gründete er die Kommunikationsagentur ELEMENT C. Damals als reine PR-Agentur konzipiert, fokussiert sich ELEMENT C seit 2005 auf die interdisziplinäre Verknüpfung von PR und Design, um ein langfristiges Markenbewusstsein zu schaffen.