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Automobilverband warnt: Europa produziert zu viele E-Autos – und zu wenig Ladesäulen

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Adobe Stock / Andreas Gruhl
geschrieben von Maria Gramsch

Die Elektrifizierung der Automobilindustrie schreitet mit großen Schritten voran. Doch obwohl die Zahl der verkauften E-Autos in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist, zeigt sich der Automobilverband Acea besorgt. Denn für die vielen E-Autos gibt es nicht genügend Ladesäulen.

Elektroautos werden immer beliebter und sind auf deutschen Straßen inzwischen keine Seltenheit mehr. Allein im Jahr 2023 wurden in Deutschland 524.200 E-Autos neu zugelassen.

Seit 2017 hat sich der Absatz von Elektroautos in der EU laut dem Automobilverband Acea mehr als versechsfacht. Dennoch besteht Grund zur Sorge, denn die Zahl der Ladesäulen für E-Autos stieg in demselben Zeitraum bedeutend langsamer. Demnach ist der Absatz von E-Autos dreimal mehr gewachsen als das Netz mit Ladesäulen.

Zu viele E-Autos für zu wenige Ladesäulen

Bis zum Jahr 2030 fordert die Europäische Kommission die Installation von 3,5 Millionen Ladepunkten für Elektroautos. Nur so könne die vorgeschlagene CO2-Reduzierung von 55 Prozent für Autos erreicht werden.

Bisher ist die EU hier allerdings auf keinem so guten Kurs, wie der Automobilverband Acea bemängelt. Denn Ende 2023 lag die Zahl der Ladesäulen für E-Autos in der EU bei gerade einmal 632.423 öffentlichen Ladepunkten.

Dabei sind im Jahr 2023 nur 153.000 neue öffentliche Ladepunkte ans Netz gegangen. Um allerdings die Forderung der EU-Kommission zu erreichen, müssten in jedem Jahr mehr als 400.000 Ladesäulen installiert werden – das sind knapp 8.000 pro Woche.

Der Verband hingegen geht davon aus, dass diese Zahlen nicht ausreichen. Acea schätzt bis 2030 den Bedarf von Ladepunkten in der EU auf 8,8 Millionen. Das würde bedeuten, dass in jedem Jahr 1,4 Millionen Ladesäulen hinzukommen müssen.

Einige Länder gehen mit gutem Beispiel voran

Auch die Verteilung der Ladestationen innerhalb der EU ist nicht ausgeglichen. Denn einige Länder sind hier Vorreiter und investieren stark in den Ausbau des Ladenetzes.

Dazu gehören die Niederlande, Frankreich und Deutschland. Hier befinden sich mit 61 Prozent fast zwei Drittel aller Ladestationen der EU. Die übrigen 39 Prozent der Ladesäulen verteilt sich auf die restlichen 24 Mitgliedsstaaten.

Das ist besonders problematisch, da die Niederlande, Frankreich und Deutschland nur rund 20 Prozent der EU-Fläche ausmachen. Die verbleibenden Mitgliedsstaaten decken mit ihren 39 Prozent aller Ladestationen fast 80 Prozent der Gesamtfläche ab.

Verkauf von E-Autos korreliert mit Zahl der Ladesäulen

Der Automobilverband Acea gibt außerdem zu bedenken, dass zwischen dem Verkauf von E-Autos und der Verfügbarkeit von öffentlichen Ladesäulen ein Zusammenhang besteht. Denn in den fünf Ländern mit den höchsten Verkaufszahlen gibt es auch die meisten Ladestationen. Dazu gehört neben Deutschland, Frankreich und den Niederlanden unter anderem auch Italien.

Acea fordert deshalb von allen Regierungen der EU-Staaten, die Investitionen in die Ladeinfrastruktur zu erhöhen. Die Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) müsse zügig umgesetzt werden.

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Über den Autor

Maria Gramsch

Maria ist freie Journalistin und technische Mitarbeiterin an der Universität Leipzig. Seit 2021 arbeitet sie als freie Autorin für BASIC thinking. Maria lebt und paddelt in Leipzig und arbeitet hier unter anderem für die Leipziger Produktionsfirma schmidtFilm. Sie hat einen Bachelor in BWL von der DHBW Karlsruhe und einen Master in Journalistik von der Universität Leipzig.