Cloud Seeding oder Wolken impfen: So nennt man ein Verfahren, bei dem Wolken künstlich zum Abregnen gebracht werden sollen. Während einige Länder die Methode bereits anwenden, sind sich Experten uneinig, ob sie wirklich funktioniert.
„Wolken impfen“: Was zunächst wie Science Fiction klingt, findet in der Realität längst statt. Zumindest China und Russland haben bereits Raketen in die Wolken geschossen, um sie zu manipulieren und zum Abregnen zu zwingen.
Medienberichten zufolge gilt diese Form des Geoengineerings als Erklärung, warum es bei der Eröffnung der Sommerspiele 2008 in Peking trotz Warnung vor schweren Unwettern nicht geregnet hat.
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Auch Russland setze das sogenannte Cloud Seeding bereits ein, um den Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland am 9. Mai ohne Regen feiern zu können. Experten sind sich allerdings uneinig, ob die Wolkenimpfung wirklich funktioniert.
Wolken impfen: Was ist Cloud Seeding?
Das Cloud Seeding, also das Wolkenimpfen, beschreibt das Einbringen von künstlichen Kondensationskernen in Wolken durch Flugzeuge und Raketen, um sie zum Abregnen zu zwingen. Besonders effizient sei dabei der Einsatz von Silberjodid. Aber auch Trockeneis und flüssiger Stickstoff sollen sich dafür eignen.
Silberjodid kann wasseranziehende Salze freisetzen, die sich mit den winzigen Wassertröpfchen einer Wolke verbinden. Dadurch sollen sie größer werden, mehr Gewicht bilden und schließlich in Form von Regen absinken.
Nicht nur in Russland und China, sondern auch in Deutschland werden Wolken geimpft. Hierzulande vor allem im Süden, meist in den Weinanbauregionen in Baden-Württemberg und Bayern. Dort sollen die Impfungen vor allem gegen Hagel und schwere Regenfälle helfen. Das Ziel: Die Wolken sollen abregnen, bevor sich große Hagelkörner entwickeln.
Funktioniert Cloud Seeding?
Insgesamt sind sich Umwelt- und Wetterexperten uneinig, ob Wolken wirklich aufgrund der Raketen-Impfung abregnen. Der ARD-Wetterexperte Michael Köckeritz unterstreicht in einem Interview die Effektivität der Methode: „Wenn es gut gemacht ist, kann das funktionieren“.
Joachim Curtis, Professor für experimentelle Atmosphärenforschung an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, bestätigt, dass es die Möglichkeit, Wolken zum Abregnen zu zwingen, wirklich gibt. Allerdings betont er, dass es schwierig sei, die richtige Menge zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu impfen.
Skepsis kommt währenddessen von der Universität Leipzig: Professor Manfred Wendisch, Leiter der Arbeitsgruppe Atmosphärische Strahlung, zweifelt an der Wirksamkeit der Wolkenimpfung. Seiner Ansicht nach gibt es keine belastbaren statistischen Untersuchungen, die die Effektivität in der Praxis belegen.
Außerdem stecke so viel Energie in einer Wolke, dass es mehr als ein paar Raketen oder Flugzeuge geben müsse, um ihr Verhalten zu beeinflussen. In einer hypothetischen Rechnung spricht er von der Kraft von 14 Atombomben.
Wolken impfen: UN setzt sich gegen Wettermanipulation ein
Darf man einer Publikation des verstorbenen Meteorologen Arnett S. Dennis glauben, existiert das Cloud Seeding bereits seit den 1940er-Jahren. So gab es damals bereits Versuche, das Wetter für Kriegszwecke zu manipulieren.
Die UNO gründete deshalb die Umweltmodifikationskonvention (ENMOD), die Kriegsführung durch Umweltveränderungen verbietet und seit 1978 in Kraft ist. Zahlreiche Staaten wie beispielsweise die USA, Deutschland, Russland, Indien und Pakistan haben sie unterschrieben.
Der Auslöser für das Abkommen war unter anderem, dass die USA im Vietnamkrieg versuchten, den Vietcong auszuhungern. Dafür wollten sie den Regen in der Region um Ho Chi Minh verstärken. Allerdings zeigten Daten später, dass der Versuch nicht glückte. Ob Menschen also grundsätzlich in der Lage sind, Wolken durch Impfungen zum Abregnen zu zwingen, ist bisher nicht zweifelsfrei klar.
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