Homeoffice ist wohl das Evergreen bei Diskussionen im Unternehmensumfeld – spätestens seit Corona. Kaum ein Thema wird so heiß diskutiert. Und kaum ein Thema erhitzt so sehr die Gemüter. Vor allem diejenigen, die vom Homeoffice zurück ins Büro müssen, sind erzürnt. Doch sie sollten es nicht so schwer nehmen. Eine Kolumne.
Bevor es subjektiv wird, lasst uns einige Fakten des statistischen Bundesamts checken.
- 2022 arbeiteten etwa 24,2 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland gelegentlich im Homeoffice. Diese Zahl ist nur leicht geringer als 2022 (24,9 Prozent), das noch stark von Corona-Schutzmaßnahmen geprägt war.
- Der Anteil der Homeoffice-Nutzung hat sich gegenüber der Zeit vor der Pandemie fast verdoppelt: 2019 arbeiteten nur 12,8 Prozent von zu Hause.
- Der Anteil derer, die jeden Arbeitstag im Homeoffice verbrachten, ist von 2021 auf 2022 von 10,1 Prozent auf 7,4 Prozent gesunken.
- Im internationalen Vergleich lag Deutschland über dem EU-Durchschnitt von 22,6 Prozent.
Neuere Zahlen sind Stand heute statistisch nicht erhoben. Forscher:innen erkennen keinen Trend, dass sich die Zahlen signifikant verändert haben oder zukünftig werden.
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Vor allem große Unternehmen bitten ihre Beschäftigten wieder zurück ins Büro
Die Deutsche Bank, SAP, Volkswagen, um nur einige wenige zu nennen, bitten ihre Belegschaft drei Tage pro Woche ins Büro zurückzukehren. Was genau sich die Unternehmen davon versprechen, ist nicht so einfach zu recherchieren. Das Argument, dass Mitarbeitende im Büro produktiver seien, ist mittlerweile hinlänglich widerlegt. Hat es doch etwas mit Kontrolle zu tun? Oder ist es schier der Versuch, die teilweise verloren gegangene Bindung zum Unternehmen irgendwie wieder herzustellen?
Die Schattenseiten von Homeoffice
Auf den ersten Blick wirkt es ja fast so, als würde Homeoffice vor Vorteilen nur so strotzen. Nachteile? Fehlanzeige! Doch das ist nicht ganz so. Hier ein paar Beispiele für die negativen Auswirkungen der Heimarbeit:
- Teams, die sich völlig verloren haben
- Führungskräfte, die schier überfordert sind mit der Führung auf Distanz
- Mitarbeitende, die zu Hause ohne soziale Kontakte vereinsamen
- Nicht zu vergessen die leerstehenden Bürogebäude, die nach und nach zu Ruinen verkommen
Erinnern wir uns nicht alle gerne an die guten alten Zeiten, als man sich im Büro getroffen hat? Dieses gemütliche Zusammenkommen, der gemeinsame ungezwungene Kaffee in der Teeküche. Das hatte schon was. Meiner Meinung nach ist diese Vor-Pandemie-Romantik aber passé. Und zwar unwiederbringlich.
Per Anordnung zurück ins Büro
Kann das tatsächlich Produktivität, Kreativität und Zusammengehörigkeit fördern? Büro-Liebhaber:innen jubeln vermutlich dennoch darüber, dass endlich wieder Anwesenheitspflicht herrscht und sie ihrem geregelten Tagesablauf nachkommen können.
Ich bin gespannt, ob sie tatsächlich auf ihre Kosten kommen werden und das Retro-Büro-Feeling sie wieder packt. Oder ob sie feststellen, dass diese aufgesetzte Zwangsnummer so niemandem was bringt.
Den Büro-Liebhaber:innen stehen die Homeoffice-Lover gegenüber. Sie können sich ein Leben ohne Homeoffice gar nicht mehr vorstellen. Das hat nichts mit wollen zu tun. Sie können einfach nicht mehr ohne. Sie sind verschmolzen mit der Flexibilität und dem Lebensgefühl, das mit Home Office einhergeht.
Sie leben und lieben die Flexibilität und können sich kaum vorstellen, diese wieder aufzugeben. Für sie bedeutet Homeoffice Freiheit und Autonomie. Eigenverantwortung und Verantwortungsübernahme werden seitens Arbeitgeber gefordert. Somit ist der eigenverantwortliche Umgang mit Arbeitszeiten und -Aufgaben für sie im Gegenzug nur selbstverständlich.
Es fühlt sich einfach nicht gut an, wenn etwas weggenommen wird
Das Zurückziehen des Homeoffice-Mandats trifft sie durchaus hart. Sie empfinden es als eine aktive Beschneidung ihrer Flexibilität und Autonomie. So, als ob ihr kompletter Lebensstandard um fünf Stufen abfällt.
Um die Homeoffice-Lover bei der Stange zu halten, müssen die Unternehmen die Rückkehr ins Büro äußerst geschickt kommunizieren. Sonst kann es schon mal zu Unmut führen. Oder gar zur Kündigung.
Können sich Unternehmen das überhaupt leisten?
Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob sich Unternehmen eine starre und unflexible Vorgehensweise überhaupt leisten können. Wir leben in Zeiten, in denen sich gute Mitarbeitende den Job aussuchen können. Fachkräftemangel ist ein Wort, das viele von uns wohl kaum mehr hören können.
Aber die Realität sieht nun mal so aus. Ich kenne kaum ein Unternehmen, dass nich händeringend auf der Suche nach guten Mitarbeidenden ist. Ich habe keine zentrale Lösung für das Dilemma, das mit der großen Homeoffice vs. Anwesenheitspflicht-Frage einhergeht. Aber ich habe das Gefühl, dass ein auferlegtes “Back-to-normal” so nicht funktionieren kann.
Eine differenzierte Betrachtung
Bei einem Kneipengang habe ich kürzlich eine interessante Gesprächsrunde belauscht und eine quasi qualitativen Umfrage daraus abgeleitet. Es wurde heiß diskutiert, was passieren würde, wenn der Arbeitgeber ernst macht und die Anwesenheitspflicht tatsächlich kommt.
- “Wenn die das ernsthaft durchziehen, dann suche ich mir einen neuen Job”, schrie der eine.
- “Ich versteh dich nicht. Ich freu mich darauf, wenn ich meine Lieblings-Kollegen endlich wieder häufiger sehen könnte”, erwiderte die andere.
- “Ich habe heute eine Mail vom Vorstand bekommen. Bei uns ist das Thema gesetzt. Ich schau mir das mal an und entscheide dann, wie es für mich weitergeht”, meinte die Nächste.
- “Ihr seid lustig mit eurem Home-Office-Dingsbums. Ich als Arzt wünschte irgendwann mal einen Tag Home Office zu haben.”, argwöhnte der andere.
Da saßen sie die Homeoffice-Lovers und die Büro-Liebhaber:innen und waren sich so gar nicht einig. Dennoch stießen sie darauf an, dass alles gut wird. Wie auch immer das aussehen könnte.
Fazit: Zurück ins Büro
So und so, die Führungsherausforderung ist schier immens. Kaum zu wuppen aus meiner Sicht. Chapeau an alle Führungskräfte da draußen, die tagtäglich darum kämpfen, es irgendwie richtig zu machen.
Und ein kleiner Aufruf an alle Mitarbeitenden in Groß-Unternehmen: Nehmt es nicht so schwer, wenn man euch zurück ins Büro holt. Denkt dran, in den aller, allermeisten Fällen geht es euch richtig, richtig gut. Das vergisst man nur manchmal.
Ich meine das wohlwollend und sage das aus der eigenen Erfahrung aus über zehn Jahren Konzern. Zusammen kriegen wir das hin. Wäre doch gelacht, wenn nicht.
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Na welcher Verband hat dir Geld gezahlt für diesen Artikel?
Schön step by step die Leute beeinflussen.
Es tut mir leid aber diesen Artikel empfinde ich als eine reine Zumutung. Ein Satz springt mir dabei besonders ins Auge: “Nehmt es nicht so schwer, wenn man euch zurück ins Büro holt. Denkt dran, in den aller, allermeisten Fällen geht es euch richtig, richtig gut. Das vergisst man nur manchmal.”
Woher wissen Sie das es den allermeisten so ergeht? In Zeiten steigender Inflation und Armut sind die Gehälter kaum gestiegen. Anforderungen an Arbeitsstellen bleiben dabei gleich.
Von den Herausforderung einer jungen Familie heutzutage möchte ich gar nicht anfangen (Wohnraum, Kitaplätze, usw.).
Da wundere ich mich schon wie eine derartige Verallgemeinerung ernst gemeint geäußert werden kann.