Wirtschaft

Warum nie genug über gute Führung gesprochen werden kann

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Adobe Stock/ Pormezz
geschrieben von Gerold Wolfarth

Ich bekomme jeden Tag im Schnitt 150 E-Mails von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und ich liebe es. Denn Führungskraft sein, ist zwar eine der herausforderndsten, aber auch eine der schönsten Aufgaben in der Arbeitswelt. Und richtige Führung ist extrem wichtig.

Das Telefon klingelt zum fünften Mal hintereinander. Gerold, wie ist eigentlich der Stand bei diesem Thema? Gerold, konntest du dieses Angebot schon prüfen, da es noch heute zum Kunden muss? Parallel ploppt eine Messenger-Nachricht nach der anderen auf. Gerold, was hältst du von diesem Vorschlag? Gerold, ich bin hier unzufrieden. Das E-Mail-Postfach wird immer voller. Vorschläge, Nachfragen, Hiobsbotschaften, Projektinformationen, Daily Business Mails.

Warum gutes Führen so wichtig ist

Führungskräfte sind der Kit eines Unternehmens. Neben der Geschäftsführung sind es die mittleren Management-Ebenen, die Entscheidungen ins Unternehmen tragen, die Projekte vorantreiben, die ihre Angestellten motivieren, fördern und sie bei Problemen unterstützen.


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Sie sind – ganz unabhängig von einem Titel oder einer Hierarchiestruktur – die ersten Ansprechpartner für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und ihre Einstellung zu Themen sowie ihre Herangehensweise an Herausforderungen schaffen die Stimmung in der ganzen Firma.

Wer wird wie Führungskraft?

Wie immer im Leben führen verschiedene Wege nach Rom. Wer gezielt auf eine Führungsposition hinarbeitet kann verschiedene Studiengänge durchlaufen. Da gibt es Management Studiengänge, Modern Leadership oder angewandte Psychologie für Führungskräfte. Es gibt berufsbegleitende Fortbildungsangebote und etliche Coaches die Workshops zu guter Führung anbieten.

Und es gibt in Unternehmen selbst Programme, um eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern. Nichts davon ist falsch und vieles davon ist sicherlich sehr hilfreich.

Ich denke aber, das Wichtigste ist die Person selbst und nicht unbedingt das Programm, das sie durchlaufen hat. Denn bei Führung geht es vermehrt um innere Werte und um Fähigkeiten, die schwer durch Kurse zu vermitteln sind. Empathie. Resilienz. Ein gutes Gespür für Menschen und Strömungen in einem Unternehmen.

Die Führungskraft von heute ist mehr denn je gefordert, eine vorbildliche Persönlichkeit zu sein, welche in der Lage ist, das Bestmögliche in jedem Teammitglied und im Team als Gemeinschaft zu fördern. Mir persönlich hilft es, wenn ich bereits einige Zeit mit Angestellten zusammengearbeitet habe. Dann kann ich erkennen wer geeignet ist, mehr Verantwortung zu übernehmen. Daher bin ich ein Freund davon, Führungskräfte direkt im Unternehmen zu entwickeln.

Führung von A bis Z

Doch mit dem Antritt einer Führungsposition ist es nicht getan. Führungskräfte brauchen Unterstützung und Rückenhalt. Eine Zeit lang habe ich meinen Führungskräften im Zweiwochen-Rhythmus einen kleinen Leitfaden an die Hand gegeben.

„Führung von A bis Z“ hieß das Format, bei welchem ich wichtige Themen beschrieben und erklärt habe. Begonnen von A wie Aufmerksamkeit, über F wie Fragen stellen oder T wie Team bis hin zu Z wie Ziele. Eine Hilfestellung, um immer besser zu werden. Aber woran erkenne ich eine gute Führungskraft?

Meine These: Eine gute Führungskraft kann man daran messen, ob die Menschen, die ihr anvertraut werden, ihr Potential im Sinne der Firma voll ausschöpfen. Deswegen ist die Aufgabe einer Führungskraft an erster Stelle, das Potential des Teams zu wecken und zu fördern. Eigentlich müsste es Förderkraft und nicht Führungskraft heißen.

Führungskräfte sollten sich stets fragen, wer in ihrem Team welche Fähigkeiten und Schwächen hat. Wem auf dieser Basis welche Aufgaben übertragen werden sollten und wie einzelne Teammitglieder so motiviert werden können, dass sie über sich selbst hinauswachsen und über ihren eigenen Schatten springen.

Ein Team zu leiten ist so vielschichtig, wie die Aufgaben, die sie beruflich mit sich bringt und so vielschichtig, wie die unterschiedlichen Menschen, mit denen man zusammenarbeitet. In die Details zu gehen, ist in meiner Kolumne nicht ansatzweise möglich. Aber ich will klar machen: gute Führung ist der Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens. Daher sollte den Führungskräften viel Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Gute Führung: Nie aufhören zu hinterfragen

Führung ist aber nicht nur Arbeit mit Menschen, sondern auch Arbeit mit und an sich selbst. Auch nach 25 Jahren an der Spitze eines Unternehmens und der damit einhergehenden Erfahrung, merke ich manchmal, dass ich einen Sachverhalt nicht optimal gemanagt habe.

Dass hier ein Kommunikationsfluss nicht perfekt lief oder dass ich an einer Stelle nicht genau hingehört habe, was für Unklarheit sorgte. Und was soll ich sagen: Das ist menschlich. Es gehört dazu, nicht perfekt zu sein. Aber es gehört genauso dazu, sich immer wieder selbst zu hinterfragen und eigene Fehler zu korrigieren.

Und wenn unter den tausenden Nachrichten, die ich pro Jahr erhalte, dann auch mal ein ehrlich gemeintes „danke Gerold“ dabei ist, weiß ich, ich habe etwas richtig gemacht.

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Über den Autor

Gerold Wolfarth

Gerold Wolfarth ist Gründer und CEO der bk Group AG, dem Marktführer im Bereich Ladenbau und technisches Facility Management. Als Gründer und CEO der bk World Holding GmbH revolutioniert er das Langstreckenreisen mit dem Elektroauto. Er ist Gesellschafter der NIXDORF KAPITAL AG und Impact-Investor. Seine Themen sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Visionen. Zudem ist er Autor des Buches „Gewinn ist nur ein Nebenprodukt“.