Die Zufriedenheit deutscher Beschäftigter ist an einem Tiefpunkt angelangt. Nur wenige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fühlen sich emotional an ihren Arbeitsplatz gebunden – ein Warnzeichen für Arbeitgeber.
Die internationale Beratungsagentur Gallup hat im vergangenen Jahr erneut untersucht, wie es um die Zufriedenheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer steht. Das Ergebnis des renommierten Reports „State of the Global Workplace 2023“, für den 122.416 Beschäftigte aus 145 Ländern befragt wurden, wirft kein gutes Licht auf die Situation in hiesigen Unternehmen.
Der Stresspegel deutscher Beschäftigter geht seit Jahren nur in eine Richtung: nach oben. Gleichzeitig geht die emotionale Bindung an den Arbeitsplatz auf Talfahrt. Kurz: Die Jobzufriedenheit der Deutschen verschlechtert sich zunehmend.
Deutsche klagen über Stress im Job
Bei der Befragung gaben 42 Prozent der hierzulande Beschäftigten an, im Job unter Stress zu stehen. Damit belegt Deutschland im europäischen Vergleich einen Platz im vorderen Drittel. Nur die Griechen und Italiener fühlen sich mit 60 beziehungsweise 46 Prozent gestresster.
Die Studienautoren führen das hohe Stresslevel einerseits auf die anhaltenden globalen Krisen zurück. Andererseits zeigt sich eine „am Tiefpunkt angekommene emotionale Bindung deutscher Beschäftigter an ihren Arbeitgeber“. Nur jeder sechste Deutsche (16 Prozent) fühlt sich laut Studie emotional gebunden. Das entspricht in etwa dem Grad der Mitarbeiterbindung in unseren europäischen Nachbarländern. Lediglich 13 Prozent der Europäer fühlen sich emotional an ihren Arbeitgeber gebunden, weltweit sind es 23 Prozent.
Leidensdruck erhöht Wechselbereitschaft
Für Marco Nink, Chef-Analyst bei Gallup, hat hierzulande vor allem die Art und Weise der Führungskultur Einfluss auf die Mitarbeiterbindung. Menschen, die eine gute Führung am Arbeitsplatz erleben, fühlen sich weniger gestresst und mehr gebunden als Arbeitnehmende, deren emotionale Bedürfnisse im Job unberücksichtigt bleiben. Das sollten sich Arbeitgeber zu Herzen nehmen.
Denn eine geringe emotionale Bindung fördert massiv die Wechselbereitschaft. Je größer der Leidensdruck, desto offener zeigen sich Beschäftigte für einen Jobwechsel. Überraschend: Die aktuell eher unsichere wirtschaftliche Lage scheint kaum ein Hindernis darzustellen. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) bewertet die Chancen, einen neuen Job zu finden, als gut.
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Autorin: Sandra Bültermann
