Schlechte Arbeitsbedingungen oder ein zu weiter Arbeitsweg? Wenn Mitarbeiter kündigen, finden Vorgesetzte oft gute Ausreden. Dass die Chefs selbst häufig der wahre Kündigungsgrund sind, ignorieren Führungskräfte geflissentlich. Diese vier Kommunikationsdefizite führen zu Kündigungen von Mitarbeitenden.
Gehst du gerne zur Arbeit? Dann gehörst du nicht zur großen Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland. Tatsächlich ist es nur etwa jeder zweite Angestellte, der gerne auf die Arbeit geht. Eigentlich sollten Spaß am Job und eine positive Arbeitsatmosphäre die Voraussetzung für ein gutes Arbeitsklima sein.
Tatsächlich herrscht in vielen deutschen Büros also Unzufriedenheit. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wenn es dann jedoch zur Kündigung gekommen ist, führen Vorgesetzte oft scheinbar plausible Gründe an. Dann hat die engagierte Kollegin ihren Job gewechselt, „weil sie zu ihrem Partner gezogen“ ist. Oder der freundliche Kollege arbeitet bei der Konkurrenz, „weil sie mehr Geld zahlen.“
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Kündigungsgrund Nummer 1: Der Vorgesetzte
Tatsächlich zeigt eine repräsentative Umfrage der Management-Beratung Porsche Consulting unter 1.001 Mitarbeitenden ein komplett anderes Bild. Demnach ist der häufigste Kündigungsgrund der eigene Chef. Laut den geführten Interviews haben mehr als 30 Prozent den Vorgesetzten als Grund für die Suche nach einem neuen Job angegeben.
Interessante Erkenntnis: In fast allen Kritikpunkten schneiden weibliche Vorgesetzte deutlich besser ab als ihre männlichen Pendants. Lediglich beim Verteilen von Lob zeigen sich die Männer offenherziger. Dr. Wolfgang Freibichler von Porsche Consulting resümiert:
Unsere Umfrage macht deutlich: Das Verhältnis zwischen Chefs und Mitarbeitern ist nicht selten in einer schweren Schieflage.
Er ergänzt:
Vorgesetzte müssen ihr Steuerungsverhalten ändern und sich voll auf ihr Team konzentrieren, statt ihre Zeit hauptsächlich in Konferenzen und Gremien zu verbringen. Zugleich sollten sie für ihre Mitarbeiter maximalen Freiraum für die Gestaltung ihrer Aufgaben schaffen. Und ganz wesentlich sind die menschlichen Aspekte – Nähe, Verständnis, Einfühlungsvermögen und Rückendeckung.
Die 4 häufigsten (Kommunikations-)Fehler, die zur Kündigung führen
Tatsächlich hat die Untersuchung der Management-Beratung vier Fehler ans sprichwörtliche Tageslicht gebracht, die die Unzufriedenheit besonders stark fördern. Chefs, die nicht selbst zum Kündigungsgrund werden wollen, sollten also das eigene Augenmerk auf diese vier Fehler richten.
1. Keine Aufmerksamkeit
Kennst du das Gefühl? Du kommst aus dem Urlaub zurück und dein Vorgesetzter scheint überhaupt nicht zu bemerken, dass du wieder da bist? Dann bist du nicht alleine. Der erste von vier Kommunikationsfehlern von Führungskräften besteht darin, ihren Mitarbeitenden zu wenig Aufmerksamkeit zu schenken.
Insbesondere mit Remote Work und standortübergreifenden Teams ist es für Vorgesetzte essenziell, täglich den Kontakt zu allen Angestellten zu suchen. Eine persönliche Fragerunde am Morgen über die aktuellen Schmerzpunkte kann genügen. Es muss kein ausführliches Telefonat sein.
2. Zu wenig Fokus
Lehrer müssen sich die Namen von 30 Schülerinnen und Schülern merken, während sich die Klasse nur einen Namen merken muss. Was zunächst wie eine unpassende Analogie wirkt, lässt sich eins zu eins auf die Arbeitswelt übertragen. Der zweite Faktor, der einen Chef zum Kündigungsgrund macht, besteht darin, dass Vorgesetzte keinen klaren Fokus haben.
Sie springen ausschließlich zwischen Meetings und Zoom-Konferenzen hin und her. Zwischendrin werden noch wichtige Telefonate geführt. Ein bisschen Zeit für konzentriertes Arbeiten bleibt dabei (scheinbar) nicht. Wer zu viele Projekte gleichzeitig angeht und keine Aufgaben abschließt, wirkt ziel- und planlos.
Anstelle also auf jeder sprichwörtlichen Hochzeit zu tanzen, sollten Führungskräfte ihren Fokus auf einzelne Projekte schärfen und konzentriert an der Erledigung arbeiten. Unstrukturiertheit und fehlende Koordination übertragen sich schnell auf Teams und führen zu Lethargie.
3. Zu wenig Lob
Der dritte Kommunikationsfehler von Chefinnen und Chefs liegt laut den Umfrage-Ergebnissen von Porsche Consulting in zu wenig Lob. Auch wenn es im Alltag oftmals untergeht, ist es für Vorgesetzte essenziell, regelmäßig das eigene Team zu loben.
Dabei ist es von zentraler Bedeutung Lob nicht nur bei großen Projekten wie einem Tag der offenen Tür oder einer neuen Kampagne zu verteilen. Gerade die kleinen Aufgaben im Alltag – auch die, die zum normalen Tätigkeitsprofil gehören – verdienen Anerkennung.
„Danke für dein Engagement diese Woche“ oder „Toll gemacht, du leistet gute Arbeit“ sind Sätze, die Chefs viel häufiger verwenden sollten.
4. Zu wenig Transparenz
Die letzte Ursache für Kündigungen wegen des Chefs liegt in mangelnder Transparenz. Dabei ist es selbstverständlich, dass sich Führungskräfte oftmals in einer Zwickmühle befinden. Einerseits dürfen sie von Seiten des Vorstands oder der Geschäftsführung bestimmte Informationen nicht weitergeben. Andererseits enttäuschen sie ihre Mitarbeiten regelmäßig, wenn diese gefühlt die Letzten sind, die etwas erfahren, was sie betrifft.
Vorgesetzte sollten dringend daran arbeiten, den Eindruck zu vermeiden, Informationen vorzuenthalten. Ein erster Schritt in diese Richtung besteht darin, langfristig zu planen und zu kommunizieren. Kurzfristige Hau-Ruck-Aktionen wirken oft wenig vertrauenswürdig.
In zweiter Instanz ist es für Führungskräfte von großer Bedeutung, eine Vertrauenskultur aufzubauen. Das heißt: Chefs müssen ihren Mitarbeitenden soweit vertrauen, dass Informationen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt nicht, auch geheim bleiben. Die Angst vor Tratschtanten ist in den allermeisten Fällen unbegründet.
Im Gegenteil: Das entgegengebrachte Vertrauen eines Vorgesetzten, dass geheime Informationen auch geheim bleiben, ist für die allermeisten Angestellten ein derart großer Vertrauensbeweis, dass sie nicht einmal auf die Idee kommen würden, diese Fakten weiterzugeben.
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