Der Axel Springer Verlag hat eine Partnerschaft mit OpenAI angekündigt. Heißt konkret: ChatGPT soll künftig Artikel von Bild, Welt und Co. zusammenfassen. Die Inhalte sollen sogar in die Trainingsdaten einfließen. OpenAI macht sich damit zum Steigbügelhalter des Axel Springer Verlags. Ein Kommentar.
ChatGPT-Entwickler OpenAI und der Axel Springer Verlag „gehen eine globale Partnerschaft ein“. Das selbsterklärte Ziel: „unabhängigen Journalismus“ im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz stärken. Das geht aus einer offiziellen Mitteilung des Springer Verlags hervor. Doch ist sich OpenAI überhaupt bewusst, wen man sich da als Partner ins Haus holt?
ChatGPT soll Artikel von Bild, Welt und Co. zusammenfassen
„Please stärke die FDP“; schrieb Springer-Chef Matthias Döpfner kurz vor der Bundestagswahl 2021 an den damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Unabhängiger Journalismus sieht irgendwie anders aus. Die Bild ist außerdem die Zeitung mit den meisten Rügen beim Presserat.
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Die Gründe: die Vorverurteilung von Verdächtigen, die Missachtung von Persönlichkeitsrechten und eine oftmals mangelnde journalistische Sorgfaltspflicht. Den Springer-Medien Bild und Welt wird außerdem regelmäßig Kampagnenjournalismus vorgeworfen – und zwar völlig zurecht! Beispiel gefällig?
Einer Studie zufolge publizierte die Welt im Zeitraum Juni 2012 bis Mai 2013 mit einem Anteil von 43 Prozent die meisten klimaskeptischen Artikel aller deutschen Zeitungen. Klar: Kritik und Skepsis sollten im Journalismus einen hohen Stellenwert genießen. Doch eine weitere Studie offenbarte das Problem an dem Beispiel.
Denn die Springer-Zeitung stellte mitunter auch die Existenz des menschengemachten Klimawandels und dessen Ursachen in Frage. Und zwar anhand von Elementen, die eigentlich ins Reich der Verschwörungstheorien gehören. Der Bild werden ebenso regelmäßig Kampagnen vorgeworfen – vor allem gegen die Grünen. Beispiel: Eine „Anti-Habeck„-Kampagne und eine „Anti-Wärmepumpen„-Kampagne – inklusive mangelnder journalistischer Sorgfaltspflicht.
Axel Springer-Inhalte als Trainingsdaten
ChatGPT soll nun also Artikel von den Axel Springer-Medien Bild, Welt, Business Insider und Politico zusammenfassen. Zugegeben: Zunächst ist dabei nur von „ausgewählten Nachrichteninhalten“ die Rede. Außerdem sollen die Antworten von ChatGPT entsprechende Quellenangaben und Links enthalten, was nicht unbedingt als Standard bei Axel Springer gilt.
Ausgewogenheit sieht trotzdem anders aus. Doch es wird noch wilder. Denn OpenAI will die Nachrichteninhalte von Welt, Bild und Co. sogar als Trainingsdaten für ChatGPT nutzen.
Da bleibt nur zu hoffen, dass die KI die Inhalte überprüft. Oder aber, dass es sich höchstens um drängende Fragen wie die des Bild-KI-Helfers „Hey“ handelt: „Wie erstelle ich einen Haushaltsplan?“ oder „Warum schwitzt man besonders viel unter den Achseln?“
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