Aufgrund verschiedener Kontroversen wollen immer mehr Menschen X (ehemals Twitter) den Rücken kehren. Ernsthafte Alternativen zum Social Media-Dienst scheint es bislang aber kaum zu geben. Twitter-Gründer Jack Dorsey will das mit Bluesky nun ändern. Doch wann kommt das Netzwerk nach Deutschland?
Ob Antisemitismus, Verschwörungstheorien oder ein Aufruf zur Wahl der AfD: Seit Elon Musk X (ehemals Twitter) übernommen hat, hagelt es Kritik. Immer mehr Menschen schauen sich deshalb nach Alternativen um.
Weil beispielsweise Angebote wie Mastodon nur zaghaft in Anspruch genommen werden, hat sich auch Twitter-Gründer Jack Dorsey entschieden, eine Alternative zu X aufzubauen: Bluesky. Aber wie funktioniert die Plattform und ab wann ist sie auch in Deutschland nutzbar?
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Bluesky Deutschland: So funktioniert der neue Dienst
Bluesky ähnelt nicht nur optisch Twitter, sondern funktioniert auch ähnlich. TechCrunsh bezeichnete den Dienst beispielsweise als „schlankes Twitter“. User können Beiträge von bis zu 256 Zeichen erstellen und Fotos teilen. Posts können beantwortet, retweetet, geliket und über das iOS-Share-Sheet an andere Apps weitergegeben oder als Text kopiert werden.
Außerdem besteht die Möglichkeit, anderen Personen zu folgen. Die Profile enthalten dabei die üblichen Funktionen: Profilbild, Hintergrund, Bio, Metriken und die Anzahl der Follower. Zudem gibt es einen „Entdecken“-Bereich, der Profil-Vorschläge und einen laufenden Feed von kürzlich geposteten Bluesky-Updates enthält. Anders als bei Twitter gibt es allerdings noch keine Direktnachrichten oder Videos, was sich aber ändern soll.
Laut Unternehmensangaben basiert die neue Plattform vor allem auf dem sogenannten AT-Protokoll – einem Open-Source-Framework, das diverse Netzwerke im Internet bedient. Es soll den Austausch zwischen den unterschiedlichen Online-Diensten ermöglichen. AT steht dabei für „Authentical Transfer Protocol“. Das AT-Protokoll schafft ein Standard-Format für Benutzeridentität, Follower und Daten in sozialen Medien.
Während traditionelle soziale Netzwerke oft geschlossene Plattformen mit einem zentralen Punkt sind, ist Bluesky dezentral angelegt. Auf Wunsch können sich User frei zwischen verschiedenen Plattformen bewegen und auf Wunsch auch mit ihrem Profil dahin umziehen. Zudem will Bluesky seinen Usern keinen zentralen Algorithmus aufzwingen. Sie sollen selbst entscheiden können, wie sie die Plattform nutzen und welche Inhalte sie sehen wollen.
Nutzung nur per Einladung möglich
Derzeit befindet sich die neue Social Media-Plattform noch in der Beta-Version. Um sie zu nutzen, ist ein Einladungs-Code nötig. Um diesen zu bekommen, können Interessierte sich auf der Website in eine Warteliste eintragen. Außerdem haben Personen, die den Dienst bereits nutzen, die Möglichkeit, einmal pro Woche eine Einladung zu versenden.
„Soziale Netzwerke können von Spammern und böswilligen Akteuren missbraucht werden, die die öffentliche Diskussion manipulieren wollen“, erklärt Bluesky. „Es ist viel einfacher, Anmeldungen zu begrenzen und sie sich über einen bestehenden sozialen Graphen verbreiten zu lassen, als zu versuchen, den grassierenden Netzwerkmissbrauch rückwirkend zu bereinigen.“
„Langfristig sehen wir dieses Einladungscode-System als Teil des Open-Source-Tools, das wir entwickeln, um Server-Administratoren (Personen, die Dienste betreiben) bei der Pflege und Moderation ihrer Gemeinschaften zu unterstützen“, so das Unternehmen weiter. Ob und wann das Netzwerk also auch ohne Einladung geöffnet wird, ist bisher noch nicht bekannt.
Kann Bluesky zur Konkurrenz für Twitter werden?
Bluesky wurde von Twitter-Gründer Jack Dorsey 2019 ins Leben gerufen, als er noch CEO war. Das Ziel: einen dezentralen Standard für soziale Medien schaffen, den Twitter dann übernehmen sollte. Allerdings war das vor dem Verkauf der Plattform an Elon Musk. Seit Ende 2022 sind Twitter und Bluesky vollständig voneinander getrennt.
Nach eigenen Angaben zählte der Dienst Ende April 2023 bereits über 50.000 User. Im September 2023 erreichte Bluesky die Eine-Millionen-Marke. „Wir planen, das Einladungssystem nach eigenem Ermessen so auszubauen, dass wir uns weiterhin auf die Entwicklung von Protokollen konzentrieren und ein Netzwerk schaffen, in dem gesunde Gespräche stattfinden können“, so Bluesky.
In den USA registrierten sich bereits einige Prominente und Personen aus der Politik und der Start-up-Szene. Auch in Deutschland bekennen sich auf X immer mehr Menschen dazu, die Plattform zu wechseln. Zudem trendeten tagelang die Begriffe „Himmel“ und „Bluesky“.
Trotzdem sind die User-Zahlen bisher noch lang nicht auf dem Niveau, um X tatsächlich Konkurrenz zu machen. Ob sich das in Zukunft ändert, hängt davon ab, wie viele Menschen sich weiterhin dafür entscheiden, die Plattform zu wechseln. Bluesky erklärt seinerseits wiederum, dass man das Nutzerwachstum zunächst bewusst gering halten wolle.
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