Das Influencer-Marketing ist zu einem festen Bestandteil der Werbebranche geworden. Doch nun entwickelt sich ein neuer Trend: sogenannte KI-Influencer. Aber haben die virtuellen Influencer einen ähnlichen Einfluss wie die echten?
Seit dem Aufkommen von Social Media sind Influencer im Laufe der Zeit zum festen Bestandteil des Online-Marketings geworden. Internet-Persönlichkeiten mit vielen Followern werben etwa für Produkte und Dienstleistungen – und Unternehmen bezahlen sie dafür.
Mittlerweile erreichen Influencer allein in Deutschland rund 61 Millionen User. In den USA wurde der Influencer-Markt auf einen Wert von 16,4 Milliarden geschätzt. Vor allem junge Menschen konsumieren entsprechende Inhalte und lassen sich zum Nachahmen oder zum Kauf anregen. Doch was, wenn hinter dem vermeintlichen Influencer überhaupt kein echter Mensch steckt?
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KI als Influencer: Was steckt dahinter?
Der Name sagt es schon: KI-Influencer sind nicht echt, sondern virtuell. Sie existieren zwar nur in den Sozialen Medien, allerdings machen sie alles, was ein menschlicher Influencer auch tun würde: Sie haben Instagram-Accounts mit vielen Followern und produzieren Inhalte. Dabei präsentieren sie Produkte oder Dienstleistungen und übermitteln die Werbebotschaften von Unternehmen.
Dass das Online-Marketing sich in diese Richtung entwickelt, dürfte kaum überraschen. Zahlreiche KI-Bild-Generatoren machen es Usern leicht, alle Szenarien darzustellen, die ihnen in den Sinn kommen. Und auch die Konsument:innen sind mittlerweile so an künstliche Inhalte gewöhnt, dass vor allem jüngere Zielgruppen kaum zwischen echtem und virtuellen Content unterscheiden können.
Für Unternehmen hat eine KI als Influencer zwei wichtige Vorteile: Sie ist wesentlich günstiger und einfacher steuerbar als ein menschlicher Influencer. Andererseits ist sie trotzdem nicht echt und wirkt oft unrealistisch. Die Bindung zwischen Social Media-Persönlichkeit und User ist jedoch weitestgehend emotional. Mit einer Künstlichen Intelligenz lässt sich diese Bindung schwer aufbauen.
Woher kommt der Trend?
Trotzdem haben die virtuellen Influencer bereits weltweit Fuß gefasst. Ausgehend von Asien und den USA ist der Trend mittlerweile auch in Deutschland angekommen. Hierzulande gibt es beispielsweise Yuna – auf Instagram zu finden unter dem Handle „iamyunaverse“. Auf ihrem Profil bezeichnet sie sich selbst als Digital Creator und schreibt in Großbuchstaben: „THE FUTURE IS VIRTUAL“.
Entwickelt wurde Yuna von der ProSiebenSat.1 Media-Tochter Studio71. Seit Juli 2022 postet sie regelmäßig auf Instagram. Im Vergleich zu andren KI-Influencern wie beispielsweise der in München erfundenen Noonoouri wirkt sie hyper-realistisch.
Zwar ist ihr Profil nicht ausdrücklich als KI-Influencer gekennzeichnet. Allerdings gibt es unter anderem ein Q&A-Highlight, das Antworten auf Fragen der User beinhaltet. Sie wollten beispielsweise wissen, wie viele Personen hinter dem Account stecken und Yuna somit „leiten“.
Yunas Antwort: Es braucht eine Menge kreativer Köpfe aus unterschiedlichen Bereichen, um den Content zu erschaffen, der letztendlich auf dem Insta-Profil zu sehen ist. „Die Gedanken, die mich vorantreiben und mich neugierig auf das machen, was noch kommt, werden vorab in einem kreativen und künstlerischen Storylining verfasst.“
Sind KI-Influencer ethisch verwerflich?
Hinter den virtuellen Influencern stecken teilweise also ganze Kommunikations- und Marketingteams, um den perfekten Content herzustellen und die KIs auf die Bedürfnisse der Unternehmen zuzuschneiden. Spätestens jetzt sollte sich die Frage nach der Ethik stellen.
Denn während menschliche Influencer ihre Reichweite aufbauen, weil sie sich zu bestimmten Themen positionieren und so das Vertrauen ihrer Follower gewinnen, werden die virtuellen Persönlichkeiten von vornherein auf das jeweilige Ziel der Unternehmen, die hinter ihnen stehen, zugeschnitten.
Besonders im Hinblick darauf, dass auch die KI-Influencer teilweise Millionen von Followern zählen, gibt das zu bedenken. Denn die Grenzen zwischen der Wirklichkeit und der fiktiven Welt verschwimmen. Die Creator hinter den KIs scheint das allerdings nicht zu beunruhigen.
Gegenüber der dpa sagten die Schöpfer:innen der japanischen KI-Influencerin Imma beispielsweise, dass das auch bei echten Influencern der Fall sei. Auch ihnen werde oft vorgeworfen, ein unechtes Leben im Internet zu inszenieren. Alles, was man online und in den Medien sieht, sei eine Erzählung. Und es sei jedermanns eigene Entscheidung, ob er es glaubt oder nicht.
Fehlende Transparenz: Die Macht der virtuellen Influencer
Allerdings geben sich auch einige virtuelle Influencer alle Mühe, so echt wie möglich zu wirken. So berichten sie von durchgearbeiteten Nächten am Computer und Streits mit vermeintlichen Familienmitgliedern, um Nähe zu ihrem Publikum aufzubauen.
Das Problem daran sei die fehlende Transparenz, meint der Medienexperte Oliver Zöllner vom Stuttgarter Institut für Digitale Ethik. Denn nicht jeder Mensch könne sofort erkennen, dass es sich bei virtuellen Influencern nicht um reale Menschen handelt. Auch die dahinterstehenden Geschäftsmodelle der Datengewinnung und -ausbeutung seien nicht allen bekannt. Es sei ein tiefer Eingriff in den menschlichen Wesenskern, so Zöllner.
Allerdings geht er davon aus, dass die KI-Influencer schnell langweilig werden dürften. Als Mensch habe man sie schnell durchschaut, wenn man sich ein bisschen mit ihnen beschäftigt. Wie bei allen technischen Neuerungen gilt also auch hier: Es liegt an uns, wie sehr wir uns von den unmenschlichen Persönlichkeiten beeinflussen lassen und vor allem jüngere Generationen über ihre Existenz aufklären.
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