Man kann es gar nicht oft genug sagen: In der Technologiebranche herrscht massiver Fachkräftemangel. Für IT-Profis heißt das, sie können sich ihren Arbeitsort aussuchen. Aber welche europäischen Städte bieten die besten Jobs im Tech-Bereich? Wir haben einige Vorschläge.
Die USA gelten seit Jahrzehnten als Hochburg der Tech-Industrie. Daran hat sich nichts geändert. Bei der digitalen Transformation liegt die Heimat der mächtigsten IT-Konzerne der Welt noch immer an der Spitze.
Aber: Europäische Tech-Hubs haben in den letzten Jahren mächtig Gas gegeben. Zu den Schrittmachern der Digitalbranche auf dem europäischen Kontinent gehören London, Paris und Berlin. Wir erklären, was diese Städte als Tech-Ökosysteme auszeichnet und stellen einige örtliche Unternehmen und Jobs vor, die derzeit in den Metropolen zu haben sind.
London – Europas Fintech-Mekka
Das London bei hochkarätigen Tech-Jobs ganz vorne liegt, dürfte niemanden wundern. Immerhin gehört die Stadt an der Themse seit Jahrzehnten zu den führenden Finanz- und Technologiemetropolen der Welt.
Start-ups in der britischen Hauptstadt sammelten 2022 mehr als 19,2 Milliarden US-Dollar ein. Obwohl in der britischen Metropole die unterschiedlichsten Start-ups zuhause sind, liegt der Schwerpunkt auf der Fintech-Branche. Zu den wegweisenden Fintech-Unternehmen, die an der Themse gegründet wurden, gehören Revolut, Wise und die Starling Bank.
Wo es viele Start-ups gibt, da sind auch die Jobs nicht rar. Von Mai 2021 bis Mai 2022 wurden in London knapp 600.000 Stellen im Tech-Bereich ausgeschrieben. Gefragt sind in der britischen Metropole vor allem Software-Ingenieure. Aktuell sucht zum Beispiel die französische Firma Spendesk für den Standort London nach einem Software-Ingenieur.
Spendesk ist eines der am schnellsten wachsenden Fintechs in Europa und entwickelt smarte Ausgabenmanagement-Software, um Finanzexpert:innen das Leben einfacher zu machen.
Zum Aufgabengebiet des in der Jobanzeige gesuchten Software-Ingenieurs gehört das Implementieren von zuverlässigen und skalierbaren Lösungen, das Optimieren von Spendesks technischer Architektur und das Entwickeln von Backend-Features.
Du brennst für hochskalierte Dienstleistungen und willst mit kritischen Kunden zusammenarbeiten? Dann könnte diese Stelle für dich spannend sein: Der US-amerikanische Soft- und Hardwarehersteller Oracle will sein Londoner Team um einen Information Security Manager erweitern, der sich um Incident Responses und Schwachstellenmanagement kümmert sowie neue Prozesse, optimale Vorgehensweisen und Runbooks implementiert.
Paris – cherchez la tech
Die Stadt an der Seine rangiert als Tech-Ökosystem zwar bislang noch hinter London, will aber den Briten zumindest im Fintech-Bereich die Krone abluchsen.
Und das liegt nahe, denn seit dem Brexit verlagert sich die Fintech-Welt immer stärker von London nach Paris. Die Franzosen versuchen diesen Trend zu beschleunigen, indem sie Anreize für Start-ups schaffen, wie öffentliche Zuschüsse, Tech-Visa und steuerliche Anreize.
Während im Jahr 2022 die Investitionen in anderen europäischen Tech-Ökosystemen zurückgeschraubt wurden, stiegen sie in der französischen Hauptstadt um 21 Prozent auf 9,8 Milliarden US-Dollar an.
Viele Pariser IT-Unternehmen sind im Bereich Fintech, Big Data und Künstliche Intelligenz beheimatet. Zu den Bekanntesten gehören Spendesk, Qonto und BlaBlaCar.
Mehr als 12.000 Start-ups sind in Stadt der Liebe angesiedelt und es werden viele Software-Ingenieure gesucht, wie zum Beispiel aktuell von Airbnb: Als Engineering Manager, Hosting Services leitest du am Place de l‘Opéra ein Team von Softwareentwicklern, das die firmeneigenen Hosting-Dienstleistungen und Co-Hosting-Plattformen betreibt und optimiert.
Cold-Wallets-Spezialist Ledger ist eine globale Plattform für digitale Assets und Web3. Über 20 Prozent der weltweiten Kryptowerte werden auf Ledger Nanos abgewickelt.
Der Unternehmen will zurzeit einen Senior Front-End Engineer – Live Hub einstellen. Als Senior Front-End Engineer bist du für die Entwicklung von mobilen und Desktop-Versionen von Ledger Live Applications zuständig.
Berlin – Start-ups are us
Rund 4.500 Start-ups tummeln sich derzeit in Berlin und damit ist die deutsche Hauptstadt das drittgrößte Tech-Ökosystem Europas.
5,2 Milliarden US-Dollar wurden 2022 in die Tech-Branche investiert und damit ist die deutsche Powerhouse-Region eine Goldgrube für IT-Profis: Die Metropole ist nicht nur der Geburtsort innovativer Start-ups wie Adjust und GetYourGuide, es ist auch die Heimat führender Tech-Unternehmen wie SoundCloud, N26 und Delivery Hero.
Abgesehen von einer lebendigen Tech- und Start-up-Szene überzeugt die Berlin außerdem mit hoher Lebensqualität, guten Durchschnittsgehältern (im Bereich IT etwa 4.000 Euro monatlich) und vergleichsweise geringen Lebenshaltungskosten.
Start-ups an der Spree beschäftigen knapp 70.000 Mitarbeiter und aktuell sind IT-Experten in allen Fachbereichen gefragt. Von der Anwendungsentwicklung, über System Engineering bis hin zu Business Analysis.
Zu den Berliner Erfolgsgeschichten gehört Zalando, eine von Europas führenden Online-Plattformen für Mode. 2008 in Berlin gegründet hat das Unternehmen inzwischen mehr als 50 Millionen Kund:innen in 25 Ländern denen es Produkte aus den Bereichen Bekleidung, Schuhe, Accessoires und Kosmetik bietet.
Billie ist ein Fintech-Startup mit einer Mission: Das Berliner Unternehmen will den Einkauf für Firmen vereinfachen (zum Beispiel durch innovative Zahlungslösungen für B2B-Onlineshops) und so neue Wachstumschancen eröffnen.
Aus der Taufe gehoben wurde die Billie GmbH im Dezember 2016 von den Fintech-Expert:innen Aiga Senftleben, Christian Grobe und Matthias Knecht. Mehr als 100.000 Unternehmen nutzen inzwischen Billies „Buy Now, Pay Later“-Lösung für B2B.
Über den Autor: Frank H. Diebel ist ein in London ansässiger Journalist, der für nationale und internationale Medien schreibt, ein stolzer Vater und Ehemann sowie ein begeisterter Tennisspieler.