Unter dem Motto „Mission to net Zero“ fand vom 14. bis zum 16. Juni das Greentech-Festival 2023 in Berlin statt. Neben vielen Ausstellern und Rednern folgten auch Tausende Besucher dem Ruf des Gründerteams rund um Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg. Doch viele Unternehmen nutzten die Gelegenheit auch, um ihr Image aufzupolieren; Greenwashing zu betreiben.
Ob Shell, E.ON, die Lufthansa oder Audi: Das sind nicht unbedingt die Unternehmen, die einem in den Sinn kommen, wenn man an grüne Technologien denkt. Doch sie alle waren auf dem diesjährigen Greentech-Festival in Berlin vertreten.
Zwar hat E.ON in Kooperation mit BMW eine durchaus interessante Ladelösung präsentiert, mit der sich Elektroautos zu Hause als Energiespeicher nutzen lassen, indem Energie zurück ins eigene Stromnetz gespeist werden kann. Allerdings schwang bei vielen anderen Unternehmen der Eindruck mit, dass sie lediglich ein vermeintlich grünes Gewissen präsentieren wollen.
Neue Stellenangebote
Studentisches Praktikum – Video- & Social-Media-Marketing im Bankwesen (m/w/d) Taunus Sparkasse in Bad Homburg vor der Höhe |
||
Social Media Manager (m/w/d) NordwestLotto Schleswig-Holstein GmbH & Co. KG in Kiel |
||
Social – Media Redakteur / Manager / Journalist (m/w/d) Niedersächsischer Fußballverband e.V. in Barsinghausen bei Hannover |
Greentech-Festival 2023, oder: Über den Verdacht des Greenwashings
Beispiel Shell: Der Mineralölkonzern hoffte offenbar, sich mit zahlreichen Hinweisen auf seine sogenannten Recharge-Ladestationen für E-Autos in einem grünen Licht präsentieren zu können. Dass das Unternehmen quasi im gleichen Atemzug seine Pläne verworfen hat, die Ölförderung zu drosseln; davon war keine Rede.
Auch Autobauer Audi präsentierte sich nachhaltiger denn je. Eine Aufbereitungsanlage, mit der sich Abwasser klären lässt, um es anschließend wieder in der Produktion zu verwenden: Das klingt zunächst einmal nicht schlecht. Anschnallgurt-Stecker aus recyceltem Plastik? Das ist eher weniger innovativ und neu.
Wie ein Elektroauto, das sich mit einem Preis ab 75.000 Euro nur die wenigsten leisten können, nachhaltig zur „Mission to net Zero“ beitragen soll? Durchaus fraglich. Direkt neben Shell erzählte mit der Lufthansa eine der größten Fluggesellschaften der Welt, wie man von „nachhaltigen“ Flugzeugen bis hin zur Reduzierung von Plastikmüll bis 2050 klimaneutral werden will.
In einem Urwald aus schier unzähligen Zimmerpflanzen – von denen viele übrigens aus Plastik waren – ist es zwar durchaus löblich, dass auch einige der mächtigsten und bislang eher weniger als nachhaltig bekannten Weltkonzerne auf den Greentech-Zug aufspringen. Allerdings schwingt dabei stets der Verdacht des Greenwashings mit.
Lichtblicke in einer Szene, die sich selbst feiert
Erstmals auch mit dabei auf dem Greentech-Festival: Das Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, das schon deutlich innovativer daherkam. Ein sogenannter Photobioreaktor veranschaulichte beispielsweise, wie sich CO2 nutzen lässt, um Algen zu züchten, die das Treibhausgas wiederum binden können.
Außerdem: das „Mutter-Erde-Telefon“. Über zwei eher steinzeitliche Telefone hatten Interessierte dabei die Möglichkeit mit einem KI-generierten Bewusstsein der Erde zu sprechen. Das Ziel: Die Menschen zu sensibilisieren, dass wir alle Teil eines Ganzen sind. Einem Bewusstsein, an dem es oftmals hapert.
Daran knüpft auch Franz Philipps, Diplom-Physiker des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an. Als Gruppenleiter für System- und Fahzeugvalidierung hat Philipps den Zedu-1 entwickelt: das bis dato umweltfreundlichste Auto der Welt.
Dabei gehe es darum, auf Missstände hinzuweisen, erklärte mir der Physiker, der sehr bescheiden wirkt. Ihm gehe es nicht nur darum, ein neues Elektroauto zu präsentieren. Sondern auch ein Auto, das neben dem Nachhaltigkeitsaspekt auf das chemisch schwer zu greifende Thema Feinstaub und Mikroplastik hinweist, wobei letzteres sich mittlerweile sogar im Blut von fast allen Menschen nachweisen lässt.
Greentech-Festival 2023: Und sonst so?
Die Folgen davon lassen sich mitunter noch nicht abschätzen. Green geht aber anders. Noch schlimmer hingegen: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich rund sieben Millionen Menschen aufgrund von Feinstaub beziehungsweise Luftverschmutzungen.
Darauf möchte Franz Philipps von der DLR mit dem Zedu-1 aufmerksam machen. Denn das umweltfreundlichste Auto der Welt eliminiert mittels eigens entwickelter Filtertechnologie sowohl Mikroplastik durch Reifenabrieb als auch Feinstaub. Nun seien die Medien, die Politik und die Wirtschaft an der Reihe, erklärt mir der Physiker.
Andere Aussteller präsentieren hingegen essbare Zahnpasta-Tabs, recycelte Trinkflaschen oder Essensautomaten für Betriebe ohne Kantinen. Währenddessen sitzen wir in einem Tiny House, das man als Büroraum für Festivals, Messen oder Veranstaltung mieten kann. Ein mobiles und vollwertiges Büro auf Rädern: Das klingt spannend, wäre da nicht der Preis von 1.000 Euro – pro Tag!
Kaum praxistaugliche Ideen
Wie bei vielen anderen Ausstellern auch, handelt es sich auch dabei um ein Konzept, das bislang kaum praxistauglich ist. Daran ändern auch die Versprechungen von Finanzminister Christian Lindner (FDP) auf der Bühne nichts, als er davon erzählt wie viel Geld für die Energiewende und im Kampf gegen den Klimawandel bereitstünde.
Denn von den Technologien, die wirklich etwas ändern können, von Solaranlagen wie Balkonkraftwerken, Wärmepumpen oder Windkraftanlagen, fehlte jede Spur. Was nach dem Greentech-Festival 2023 bleibt, sind zwar einige nette Ideen, aber wenige innovative Konzepte und Aussteller. Dafür aber umso mehr Selfies, Greenwashing und Selbstbeweihräucherung unter dem Deckmantel „Mission to net Zero“.
Auch interessant: