Hunderte Social-Media-Moderatoren in Deutschland fordern die Bundesregierung auf, die Arbeitsbedingungen ihres Berufes per Gesetz zu verbessern. Der Grund: harte Vorgaben und psychische Belastung. Die Hintergründe.
Die Social-Media-Moderatoren in Deutschland haben offenbar ihre Belastungsgrenze erreicht: Hunderte Angestellte fordern den Gesetzgeber auf, die Arbeitsbedingungen ihres Berufes zu verbessern. Dabei klagen sie vor allem über harte Vorgaben vonseiten ihrer Arbeitgeber:innen und die aus ihrem Job resultierenden psychischen Probleme.
Psychische Belastung: Social-Media-Moderatoren fordern bessere Arbeitsbedingungen
Social-Media-Moderatoren sind dafür verantwortlich, schädlichen Content von Plattformen wie Facebook und TikTok zu entfernen – dazu gehören beispielsweise Kinderpornografie sowie Darstellungen extremer Gewalt. Zum Verständnis: Die Anzahl der Inhalte, gegen die Maßnahmen aufgrund eines Spam-Verdachts ergriffen werden müssen, belief sich 2022 allein bei Facebook auf fast 1,5 Milliarden.
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Um ihnen Herr zu werden, outsourcen Social-Media-Unternehmen viele der Moderatorenteams an externe Dienstleister:innen. „Es ist ein sehr ernster Job, der ernste Konsequenzen für die Arbeitnehmer hat“, berichtet Cengiz Haksöz. Er arbeitete als Moderator beim Outsourcing-Unternehmen Telus International. Am Mittwoch, dem 14. Juni 2023, spricht er vor dem Ausschuss für Digitales des Bundestages.
Mental ausgelaugt: 300 Social-Media-Moderatoren unterschreiben Petition
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, will er dort eine Petition überreichen, die von mehr als 300 Moderatoren unterschrieben wurde. Sie fordern einen neuen rechtlichen Schutz für die in der Branche Tätigen. Dazu gehört auch ein verbesserter Zugang zu psychosozialen Diensten sowie ein Verbot von Geheimhaltungsvereinbarungen. Die Social-Media-Moderatoren verlangen zudem eine bessere Bezahlung und mehr betriebliche Leistungen.
Die Arbeit habe ihn verändert, berichtet Haksöz. Er sei der Meinung gewesen, dass sein Arbeitgeber über eine angemessene psychologische Betreuung verfüge. Das sei allerdings nicht der Fall. Er fühle sich geistig und emotional ausgelaugt, berichtet er zudem. „Diese Outsourcer helfen den Tech-Giganten, sich aus ihrer Verantwortung zu stehlen.“
Meta lehnt Stellungnahme ab
Facebook-Mutter Meta ist in der Vergangenheit wegen der Arbeitsbedingungen seiner Social-Media-Moderatoren bereits zunehmen unter Druck geraten. Im Jahr 2020 zahlte das Unternehmen eine Abfindung in Höhe von 52 Millionen US-Dollar an US-amerikanische Content-Moderatoren, die langfristig unter psychischen Problemen leiden.
Die gemeinnützige Organisation Foxglove unterstützt die Kampagne in Deutschland. Laut Direktorin Martha Dark sei die Petition ein großer Schritt nach vorn bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Inhaltsmoderatoren. Sie seien die ersten Verteidiger des Internets gegen schädliche Inhalte. „Diese Unterstützung ist dringend notwendig“, so Dark.
Sowohl Meta als auch Telus International lehnten gegenüber Reuters eine Stellungnahme zum Thema ab.
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