Mineralwasser aus Flaschen verursacht rund 1,5 Mal so viel CO2 wie der gesamte innerdeutsche Flugverkehr. Die vermeintliche Lösung: Leitungswasser trinken. Wir erklären dir, was Mineralwasser so umweltschädlich macht und ob du Leitungswasser ohne Bedenken trinken kannst.
Drei Millionen Tonnen weniger CO2 pro Jahr? Was zunächst einmal utopisch klingt, ist theoretisch ganz einfach. Denn dafür müssen wir nur eines tun: Leitungswasser statt Mineralwasser trinken.
Wie eine Studie belegt, verursacht der Konsum von Mineralwasser nämlich etwa 1,5 Mal so viel CO2 wie der komplette innerdeutsche Flugverkehr.
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So hoch sind die CO2-Emissionen von Mineralwasser
Der gemeinnützige Verein „a tip:tap“ setzt sich deshalb für den Leitungswasserkonsum und gegen Verpackungsmüll ein und will damit eine ökologisch-nachhaltigere Lebensweise fördern. Er hat die Untersuchung im Jahr 2020 in Auftrag gegeben.
Das Ziel: Herauszufinden, wie viel CO2 die Menschen in Deutschland einsparen könnten, wenn sie von Flaschen- auf Leitungswasser umsteigen. Dafür sind die Expert:innen alle Prozessschritte durchgegangen, um die spezifischen Treibhausgasemissionen unterschiedlicher Wässer zu erfassen.
Mineralwasser: Die Prozessschritte bei der Herstellung
Dabei stellte sich heraus, dass Mineralwasser bereits in der Herstellung viel mehr Prozessschritte benötigt als Trinkwasser aus dem Hahn. Und das vor allem, weil das Wasser nach der Behandlung zusätzlich gereinigt und abgefüllt wird.
Außerdem spielt die Produktion der entsprechenden Flaschen, der Transport zum Supermarkt sowie der Weg vom Laden nach Hause bei der Berechnung der Emissionen eine Rolle. Auch die Entsorgung von leeren Flaschen gehört zum Prozess.
CO2-Ausstoß: Leitungswasser fast 600 Mal besser als Mineralwasser
Insgesamt ergeben die Berechnungen der CO2-Emissionen, dass Mineralwasser 202,74 Gramm CO2-Äquivalente pro Liter erzeugt. Leitungswasser hingegen kommt nur auf 0,35 Gramm CO2-Äquivalente pro Liter. Damit schneidet das Wasser aus dem Hahn um ein 586-Faches besser ab als die Variante aus der Flasche. Das Fazit der Studie:
Betrachtet man also die Differenz zwischen Trink- und Mineralwasser (202,39 g CO2-Äquivalente pro Liter) und rechnet diese hoch auf den jährlichen Flaschenwasserkonsum der Deutschen (aktuell 181,4 l) und die Einwohnerzahl (83.020000 ) wird klar: Es geht hier um drei Millionen Tonnen CO2.
Jan Böhmermann macht auf Mineralwasser-Problematik aufmerksam
Wie schädlich die Herstellung und der Konsum von Mineralwasser tatsächlich sind, erklärte bereits das ZDF Neo Magazin Royal. Satiriker Jan Böhmermann ging dabei nicht nur auf die Ergebnisse der Studie ein, sondern machte auch auf die generelle Wasser-Situation in Deutschland aufmerksam.
Er thematisierte aber nicht nur auf das klimatische Ungleichgewicht und den Klimawandel, den wir mittlerweile auch bei uns zu spüren bekommen. Böhmermann kritisiert auch Wasseranbieter und Brunnenbauer Viva con Agua.
Viva con Agua: Ein Teil des Mineralwasser-Problems?
Die Hamburger Organisation setzt sich eigentlich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene ein. Mit zahlreichen Projekten und Aktionen verbreiten sie Viva con Agua das Motto „Wasser für alle – alle für Wasser“ – in Deutschland und dem Ausland.
Was an sich eine noble Mission sein sollte, geriet durch Böhmermanns Wasser-Episode aber ins mediale Kreuzfeuer. Der Satiriker kritisierte neben der Mineralwasser-Herstellung auch den fehlenden Betriebsrat und die schlechte Bezahlung der Mitarbeiter:innen in der schleswig-holsteinischen Abfüllstation.
Viva con Agua baut Hotel
Außerdem bemängelte der Moderator das unternehmerische Konstrukt hinter Viva con Agua. Beispielsweise will die Villa Viva Gasthaus GmbH & Co. KG noch im Jahr 2023 ein neues Hotel in Hamburg eröffnen.
In der Projektbeschreibung steht, dass es ein soziales Gasthaus sein soll, das „Brunnen baut“. Auf 12,5 Stockwerken seien mindestens 140 Übernachtungsbetten geplant. Die Besucher:innen würden „im Schlaf Gutes tun“ und „mit jeder Übernachtung Trinkwasserprojekte weltweit“ unterstützen. Böhmermann erwähnt, dass Gäste 299 Euro pro Nacht zahlen müssten, um in dem Hotel zu übernachten.
Viva con Agua wehrt sich gegen Böhmermann-Kritik
Auf die Vorwürfe reagierte Viva von Agua mit einem offiziellen Statement. Darin weist die Organisation darauf hin, dass sie das Trinken von Leitungswasser in Deutschland voll unterstütze.
Auf den Rücketiketten der hauseigenen Flaschen befände sich sogar ein entsprechender Hinweis. Das angebotene Wasser aus der Flasche sei eine soziale Alternative auf dem Mineralwassermarkt – für Menschen, die eben kein Leitungswasser trinken wollen.
Die Mitarbeitenden in der Abfüllstation hätten wiederum bisher nicht um die Bildung eines Betriebsrates gebeten. Außerdem würden die Menschen nach geltenden Branchenstandards bezahlt.
Im Bezug auf die Kritik des entstehenden Hamburger Hotels glaubt Viva con Agua derweil einer sozialen Vision zu dienen und mit dem Geschäftsmodell die Zukunft positiv gestalten zu können. Übernachten sei in der Campingetage außerdem bereits für 19,10 Euro möglich. Mit jeder Übernachtung würden die Gäste die Arbeit des Vereins unterstützen.
CO2-Emissionen durch Mineralwasser: Das sagt die Verbraucherzentrale
Doch zurück zum eigentlichen Thema: Mineralwasser vs. Leitungswasser. Würden die Menschen in Deutschland auf Mineralwasser verzichten, ließen sich drei Millionen Tonnen CO2 einsparen. Dafür müssten sie lediglich auf Leitungswasser umsteigen.
Die Frage ist allerdings: Ist der Konsum von Leitungswasser unbedenklich? Die Verbraucherzentrale antwortet: Ja! Leitungswasser sei ein idealer Durstlöscher. Es ist in Deutschland überall von guter bis sehr guter Qualität und kann bedenkenlos getrunken werden.
Außerdem sei Leitungswasser etwa 100 Mal preiswerter als Mineralwasser aus Flaschen. Und noch einen Vorteil hat das Wasser aus dem Hahn: Man muss es nicht schleppen.
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