„Geht‘s eigentlich noch?“, „Was soll das denn schon wieder, die spinnen doch!“, „Können die da oben sich nicht mal entscheiden?“, „Die haben echt keine Ahnung, was sie da machen!“ Na, wer kennts? Wer hat diese und ähnliche Sätze schon über die Flure seines Unternehmens wabern hören? Ich bin mir sicher, jeder kennt solche Aussagen. Nur wie gerechtfertigt sind sie?
Fehlerkultur
Ich bin für eine Fehlerkultur, in der jeder Fehler machen darf. In der aus Fehlern gelernt wird und diese Learnings als etwas Positives angesehen werden. Und in der ein Fehler nicht die sofortige Kündigung bedingt.
In diesem Punkt würden mir vermutlich 100 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zustimmen und ich bin mir sicher – auch ein Großteil der Führungskräfte. Zurecht. Aber wie sieht das Ganze den aus, wenn man die Blickrichtung einmal ändert? Was passiert denn, wenn der Chef oder die Chefin eine Fehlentscheidung trifft?
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Wenn der Chef einmal eine Neuerung im Unternehmen nicht politisch korrekt formuliert oder wenn einmal nicht wirklich jeder abgeholt wurde? Dann sinkt die Zustimmung plötzlich von 100 Prozent auf 10 Prozent oder 20 Prozent ab. Ich kenne das sowohl von mir als auch von anderen Unternehmerinnen und Unternehmern – da wird gerne mal hart geschossen.
Von der Belegschaft in Richtung der Führungskraft. Ist das fair? Müsste die oben beschriebene Fehlerkultur nicht ihn beide Richtungen gelten? Ich denke ja. Denn alle, die gemeinsam arbeiten, um ein Unternehmen voranzubringen sind Menschen. Und Menschen machen nun einmal Fehler. Egal welcher Titel unter einer E-Mail-Signatur steht.
Kursänderung
Eine wichtige Eigenschaft einer Führungskraft ist es, Fehlentscheidungen zu erkennen und daraufhin den Entschluss zu fassen, die Fahrtrichtung zu wechseln. Nichts ist schlimmer, als an falschen Entscheidungen festzuhalten, nur um sich nicht eingestehen zu müssen, dass eine frühere falsch war.
Diese wurde möglicherweise unter anderen Voraussetzungen getroffen, als sie heute gelten. Durchziehen – koste es was es wolle? Das ist nur egoistisch. Leicht ist eine solche Entscheidung sicherlich nicht. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben womöglich schon etliche Stunden Arbeitszeit und jede Menge Herzblut investiert.
Sie haben sich engagiert und vielleicht etliche Überstunden gemacht. Und plötzlich kommt die Chefin oder der Chef und sagt, wir machen jetzt doch alles anders. Ja, da muss man sich Fragen gefallen lassen. Und Gerede auf dem Gang. Aber ich appelliere hier für einen Blickrichtungswechsel. Kursänderungen machen meistens Sinn. Doch hier ist Vertrauen in die Führungskraft notwendig.
Sie hat möglicher Weise Informationen, die nicht jedem vorliegen. Sie hat sich die Entscheidung vermutlich nicht leicht gemacht. Und vor allem, macht sie alles im Sinne des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Wirtschaftlichkeit und damit der Sicherheit der Arbeitsplätze. Nur wenn das Team daran glaubt, können Kursänderungen gut umgesetzt werden.
Fehlerkultur: Neue Bilder schaffen
Doch wie schafft man dieses Vertrauen? Wir müssen neue Bilder in den Köpfen etablieren. Nicht „die da oben“ und „die da unten“, sondern ein Team. Ein Unternehmen. Wir dürfen uns nicht gegeneinander ausspielen lassen und übereinander herziehen, sondern müssen miteinander unsere Ziele verfolgen.
Erwartet der Chef Vertrauen von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, muss er im Umkehrschluss ebenfalls dieses Vertrauen entgegenbringen. Erwarten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Transparenz und offene Kommunikation, müssen sie ebenfalls offen und transparent kommunizieren.
Menschliches Miteinander ist keine Einbahnstraße. Nur wenn wir uns als Menschen mit allen Stärken und Schwächen akzeptieren und zusammen agieren, ergibt sich ein Arbeitsumfeld, in dem alle ihr Bestes geben können.
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