Wirtschaft

Silicon Valley Bank-Pleite: Vier Lehren für Gründer und Unternehmen

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Silicon Valley Bank
geschrieben von Carsten Lexa

Die Silicon Valley Bank ist kollabiert. Sie galt als wichtiger Anlaufpunkt für viele Start-ups. Auch in Deutschland haben rund 10 Prozent der 3.600 europäischen Unternehmenskunden Geschäftsbeziehungen zu der Bank. Doch was können Gründer und Unternehmen aus der Silicon Valley Bank-Pleite lernen?

Die Silicon Valley Bank galt als die 16t-größte Bank in den USA. Es erscheint im ersten Moment seltsam, dass ein so großes Geldinstitut kollabieren könnte. Aber bei dieser Bank kamen zwei Faktoren zusammen.

Zum einen investierte die Bank das zugeflossene Geld zu einem hohen Anteil in lang laufende Staatsanleihen und Hypotheken zu hohen Kursen. Diese Anleihen mussten nun zu ungünstigen Kursen verkauft werden, was zu einem Milliardenverlust führte.

Der andere Grund war die angespannte wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen und Start-ups im Bereich der der Digitalwirtschaft, die aufgrund dessen ihre Kredite nicht mehr fristgerecht zurückzahlen konnten und gleichzeitig an ihre Einlagen wollten.

Silicon Valley Bank-Pleite: Die Gründe

Als dann noch in ersten Einschätzungen davon gesprochen wurde, dass der Kollaps er Bank ein „Lehman-Moment für die Startup-Welt“ wäre, führte das zu einem Bankansturm und dem Abziehen sämtlicher Gelder durch die Unternehmen, was schließlich die ganze Situation noch verschlimmerte.

Kleines Detail am Rande: Der Abzug der Gelder erfolgte in vielen Fällen auf Anraten von VC-Gesellschaften, die wiederum über viele Jahre Geschäfte mit der Silicon Valley Bank gemacht hatten. Dass gerade diese „Empfehlung“ die Krise bei der Bank verstärkte ist sicherlich eine besondere Pointe in der Geschichte rund um diese Bankpleite.

Nun muss man aktuell sagen, dass insbesondere für deutsche Start-ups die Situation sich wohl nach ersten Einschätzungen als nicht dramatisch darstellt, was insbesondere an dem Einlagensicherungssystem liegt.

Auch in den USA hielten die Sicherungssysteme die größten Schäden ab, wobei derzeit die Folgen noch nicht abschließend beurteilt werden können. Aber es können schon ein paar Lehren aus der Cause „Silicon Valley Bank“ gezogen werden.

1. Wer Geld hat, schläft besser

Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Unternehmen über gewisse finanzielle Reserven verfügen sollte, wenn es unternehmerisch tätig wird. Das klingt wie eine Binsenweisheit, aber insbesondere im Digital- und Tech-Bereich ist es nicht unüblich, dass große Finanzierungen vorliegen.

Das heißt, dass der Fremdkapitalanteil im Unternehmen hoch und der Eigenkapitalanteil niedrig ist. Wenn es dann zu einem Problem bei der finanzierenden Bank kommt, dann kann es schnell zu unerfreulichen und unübersichtlichen Situationen kommen.

Darüber hinaus kann es Sinn ergeben, über Notfallkreditlinien zu verfügen, die im Falle eines Falles abgerufen werden können. Dieser kurzfristige Abruf kann dann auf ein neues Bankkonto erfolgen und stellt so bei einem neuen Finanzinstitut neue Finanzmittel bereit, mit denen die unternehmerische Tätigkeit weiterbetrieben werden kann.

2. Alternativen suchen und sichern

Der Kollaps der Silicon Valley Bank hat gezeigt, dass es Sinn macht, ein „Backup“ zu seiner Hauptbank zu haben. Denn wenn die Hauptbank eines Unternehmens kollabiert, und ein Zugriff auf das dortige Konto nicht mehr möglich ist, dann können beispielsweise Zahlungen nicht mehr geleistet werden.

Genau dieses Problem sprachen einige Gründer:innen an, die sich am 11. und 12. März auf der SXSW Conference in Austin in Texas befanden und dort von dem Kollaps erfahren hatten. Sie hatten dann von einer Minute zur anderen keinen Kontozugriff mehr und dies verursachte natürlich überhöhte Nervosität.

Eine Zweitbank, unter Umständen mit eingeschränktem Funktionsumfang, sorgt zumindest dafür, dass weiterhin finanzielle Transaktionen durchgeführt werden können.

Genau das war vielen Unternehmen in den USA in den ersten Tagen nach dem Kollaps erst einmal nicht mehr möglich und führte zu einer Panik vor einer steigenden Anzahl von Insolvenzen aufgrund der fehlenden Möglichkeit, Rechnungen bezahlen zu können.

3. Notfallplan aufstellen und die Anwendung proben

Viele Gründer:innen sind auf Bankprobleme nicht oder nur unzureichend vorbereitet. Insbesondere gibt es keine Notfallpläne, die dafür sorgen, dass es Verhaltensanweisungen für den Fall einer Bankpleite oder einer sonstigen Notfallsituation gibt.

Beispielsweise könnte in so einem Notfallplan der Stopp von Auszahlungen geregelt werden, in Verbindung mit der Kontaktaufnahme von Geldempfängern, um beispielsweise kurzfristig längere Zahlungsfristen zu vereinbaren.

Das ist immer noch besser, als wenn Mittel abfließen, die anderweitig gebraucht werden, um eine Insolvenz des eigenen Unternehmens abzuwenden.

Das Vorhandensein eines Notfallplans alleine reicht aber nicht. Vielmehr muss auch klar sein, unter welchen Umständen dieser zur Anwendung kommt, wer die Anwendung initiiert (beispielsweise wenn der Geschäftsführer als „natürlicher Initiator“ nicht erreichbar ist) und wer die Durchführung überwacht.

4. Krisenkommunikation ist elementar

Schließlich sollten Gründer sich mit der Krisenkommunikation befassen. Denn im vorliegenden Fall hat sich erneut gezeigt, dass missglückte Kommunikation dazu führen kann, dass die Öffentlichkeit falsche oder verfehlte Schlüsse zieht. Die wiederum können die kommunizierenden Unternehmen und Start-ups belasten.

So sprachen einige Gründer:innen sowohl in den USA als auch in Deutschland gleich in den ersten Stunden, nachdem die Probleme bei der Silicon Valley Bank public wurden, von „einer der schwersten Stunden für die Start-up-Szene“ und übernahmen den Ausdruck „Lehmann-Moment“.

Dies führte dazu, dass auch die Berichterstattung in schwärzesten Farben erfolgte, obwohl die Regulierungsbehörden in den USA die Situation wohl relativ schnell in den Griff bekamen und sich in Deutschland die Auswirkungen in Grenzen hielten.

Die Nachrichten jedoch waren erst einmal voll mit „Schwarzmeldungen“. Und das, obwohl doch die Geschichte gelehrt haben sollte, dass das erste Gebot der Stunde wäre, besonnen zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren.

Silicon Valley Bank-Pleite: Fazit

Dass eine Bank kollabiert, kann nicht völlig ausgeschlossen werden. In den letzten Jahren gab es mit Lehmann Brothers oder mit der Greensill Bank, um nur zwei prominente Beispiele zu nennen, immer wieder Fälle von Bankenpleiten. Für Gründer:innen gilt es deshalb, Vorsorge zu treffen.

Insbesondere unter dem Eindruck der letzten Jahre, in denen wenige Risiken erkennbar waren, haben viele junge Unternehmen ihre Risikovorsorge nicht sorgfältig aufgebaut. Der Fall der Silicon Valley Bank sollte für ein Umdenken genutzt werden. Denn Vorsicht ist besser als Nachsicht.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.