Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) genießt in Deutschland keinen guten Ruf. Trotzdem gibt es vielversprechende Modelle. Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) zeigt nun, wie der Nahverkehr digital, nachhaltig und zugleich finanziell fair sein soll. Eine Einordnung.
Der ÖPNV: Die unattraktive Alternative?
Mit dem Bus, der Straßenbahn oder der S-Bahn zur Arbeit fahren oder am Wochenende den Ausflug über den öffentlichen Nahverkehr organisieren? Das ist nur für wenige Menschen in Deutschland eine ernstzunehmende Option – und das trotz der hohen Benzinkosten.
Insbesondere in Großstädten und Ballungsräumen kosten Einzelfahrten mittlerweile schnell drei Euro – manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger. Und auch die Bilanz für Monatstickets in der günstigsten Kategorie fällt oftmals nicht besser aus. 50 Euro kommen da trotz kurzer Distanzen schnell zusammen.
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Oder anders ausgedrückt: Für viele Menschen ist es tatsächlich finanziell attraktiver, ein Auto zu unterhalten, als mit dem Nahverkehr durch die Welt zu kurven.
Egon: Der E-Tarif im Großraum Nürnberg
Deshalb ist es umso spannender, was der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) derzeit unter dem Namen „Egon“ testet.
Dahinter verbirgt sich ein E-Tarif – also ein digitaler Tarif – für die Metropolregion Nürnberg. Und eben jener Tarif zeigt anschaulich, wie der ÖPNV in Deutschland deutlich attraktiver gestaltet werden könnte.
Was macht Egon anders?
1. Digitale Prozesse
Es gibt eine Reihe an Besonderheiten in diesem Projekt der VGN. Zunächst einmal funktioniert der komplette Prozess – von der Registrierung in der App bis zum Kauf der Fahrkarten – komplett digital. Das heißt: Es sind weder Briefformulare noch ausgedruckte Tickets notwendig.
Die Registrierung für das Pilotprojekt dauert nur wenige Minuten. Neben der Angabe der persönlichen Daten ist das Hinterlegen einer Kreditkarte der größte Aufwand. In mehreren Tests waren maximal fünf Minuten am Smartphone notwendig, um startklar zu sein.
2. Faire Preisgestaltung
Hinzu kommt, dass der VGN seine Preisstruktur grundlegend überdenkt. Anstelle eines fixen Preises für eine bestimmte Zone, wie es in den allermeisten Städten zum Einsatz kommt, zahlt der Nutzer bei Egon nur für die Strecke, die er auch tatsächlich fährt.
Was bedeutet das? Der Fahrtpreis setzt sich aus einem Tagesgrundpreis (2 Euro ab zwei Kilometern) und einem Streckenpreis (0,24 Euro pro Kilometer) zusammen. Gemessen wird dabei die Luftlinie. Ab der zweiten Fahrt entfällt der Tagesgrundpreis, wodurch die Fahrten nochmals deutlich günstiger werden.
Außerdem bietet der VGN ab monatlichen Ausgaben von zwölf Euro einen Rabatt in Höhe von 50 Prozent (!) auf den Grundpreis und den Leistungspreis an.
Wie funktioniert eine Fahrt mit Egon?
Die Grundlage der Streckenberechnung erfolgt über die Standortdaten der Nutzer:innen. Um den digitalen Tarif zu nutzen, musst du folglich deine Standortdaten teilen.
Beim Einsteigen loggst du dich mit einem Wisch ein. Dein Ticket für die Kontrolle erscheint sofort auf deinem Bildschirm. Beim Aussteigen musst du überhaupt nichts unternehmen. Die App erkennt automatisch, wann du ausgestiegen bist.
Um einen etwaigen Umstieg einzuplanen, erfolgte der Logout in unseren Tests jedoch erst rund eine halbe Stunde nach dem Fahrtende. Und obwohl die Skepsis zu Beginn überwogen hat, hat das Standort-Tracking stets zuverlässig funktioniert.
Die Abbuchung der Fahrtkosten erfolgt automatisch über die hinterlegte Kreditkarte. Der monatliche Gesamtumsatz sowie die einzelnen Fahrtkosten erscheinen umgehend in der App und sind transparent einsehbar.
Egon: Die perfekte Übergangslösung für den ÖPNV in Deutschland
Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, gibt es meistens einen Haken. Diesen gibt es auch in diesem Fall – zumindest in der Theorie. Der digitale Tarif aus Nürnberg ist vor allem für Gelegenheitsfahrer:innen ideal geeignet. Wer im Monat zwischen fünf und 15 Fahrten unternimmt, spart auf jeden Fall Geld.
Das gilt vor allem dann, wenn an einem Tag mehrere Fahrten zusammenkommen. Anstelle von drei Einzeltickets zu je 2,85 Euro (also 8,55 Euro) haben wir in einem Test beispielsweise gerade einmal 3,80 Euro ausgegeben.
Somit gelingt es Egon beziehungsweise dem VGN tatsächlich eine interessante Alternative zum Auto zu bieten, weil die Preisgestaltung fair und die Abwicklung komplett digital abläuft und unkompliziert abläuft.
Das 49-Euro-Ticket als ÖPNV-Option für Pendler
Wer jedoch täglich mit dem ÖPNV zur Arbeit fährt und dabei auch weitere Strecken zurücklegt, stößt auch mit Egon teilweise an seine Grenzen. Trotzdem kosten Monatstickets gerade in den Außenbereichen von Ballungsräumen schnell dreistellige Summen.
Diese Zielgruppe der Pendler:innen wird jedoch in Zukunft über das 49-Euro-Ticket abgefangen, da auf diese Art und Weise ohnehin eine monatliche Deckelung für Vielfahrer:innen stattfindet.
Gelegenheitsnutzer:innen des ÖPNV können mit digitalen Angeboten wie Egon jedoch einerseits Geld sparen und andererseits etwas für die Umwelt tun, indem das eigene Auto in der Garage stehen bleibt und das Benzin im Zapfhahn.
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Hallo Hr. Erxleben,
in dem Bericht steht, das der VGN EGON testet.
Laut AGB ist das aber die DB.
„1.1 Die DB Vertrieb GmbH, Europa-Allee 78-84, 60486 Frankfurt am Main („DB Vertrieb“) bietet über die egon App die Möglichkeit zum Erwerb und zur Nutzung von mobilen Fahrausweisen mittels Check-in/Be-out an, die auf dem Smartphone in der App abgelegt und dargestellt werden.
Die Fahrausweise werden im Auftrag und im Namen und auf Rechnung der DB Regio AG, Europa-Allee 70-76, 60486 Frankfurt am Main verkauft. Der Beförderungsvertrag kommt ausschließlich mit dem von dir zur Beförderung gewählten Beförderungsunternehmen zustande, welches die Fahrausweise anerkennt.“
Hier nimmt die DB Regio das Geld für die Fahrt ein und das „gewählte Beförderungsunternehmen“ trägt die Kosten z.B. in Bezug auf Beratung!
Hier hätte ich mir seit Einführung des EGON einen schon seit längerem überfälligen Bericht gewünscht, wieso die DB Regio keinerlei Erscheinen in den Medien und auf der Homepage vgn.de/egon zeigt!
MfG De Eh
Mit dem Deutschland-Ticket wird sich auch diese „innovative Idee“ erledigt haben. Dann kann man einfach einsteigen und fahren, ohne vorher jedesmal zu „Wischen“.
Hallo Stefan,
das Deutschland-Ticket ist für Gelegenheitsfahrer keine sinnvolle Alternative. Wenn ich im Monat für 20 Euro ÖPNV fahre, gebe ich nicht 49 Euro aus, um theoretisch mehr zu fahren. 🙂