Der Zinskampf ist offiziell eröffnet. Nachdem Trade Republic im Januar 2023 als erster Neobroker Zinsen eingeführt hat, gibt es nun auch Tagesgeldzinsen bei Scalable Capital. Doch die 2,3 Prozent bei Scalable Capital erscheinen nur auf den ersten Blick als die bessere Wahl. Ein Kommentar.
Scalable Capital: Zinsen in Höhe von 2,3 Prozent ab Februar 2023
„Mögen die Spiele beginnen“: Dieses berühmte Zitat passt an dieser Stelle sehr gut. Denn tatsächlich geht das Buhlen und Ringen um neue Kund:innen in die sprichwörtliche nächste Runde.
Nachdem der Berliner Neobroker Trade Republic seit Januar 2023 allen Kunden genau 2,0 Prozent Zinsen auf das Guthaben bietet, zieht die Münchner Konkurrenz um Scalable Capital nun nach.
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Wie das Unternehmen am 26. Januar 2023 öffentlich verkündete, gibt es ab dem 1. Februar 2023 auch bei Scalable Capital Zinsen. Genauer gesagt: 2,3 Prozent auf das Guthaben, das Kund:innen beim Broker liegen haben – allerdings längst nicht für alle User.
Trade Republic vs. Scalable Capital: Welcher Neobroker hat das bessere Zinsangebot?
Viele Anleger:innen fragen sich nun: Sind die Trade Republic Zinsen oder die Scalable Capital Zinsen besser? Wie so oft lautet dabei die Antwort: Es kommt darauf an. Ebenso ist der Blick in die Details von entscheidender Bedeutung. Wir nehmen die beiden Angebote unter die Lupe und vergleichen die Broker-Zinsen in drei Kategorien.
1. Die Höhe des verzinsten Guthabens
In der ersten Kategorie schauen wir uns an, für welches Guthaben die jeweiligen Angebote gelten. Trade Republic setzt dabei die Grenze bei 50.000 Euro. Scalable Capital bietet die Zinsen bis zur Grenze von 100.000 Euro an, was wiederum der kompletten Einlagensicherung entspricht.
Das heißt: Alles Geld, was über den 100.000 Euro liegt, wäre im Zweifel eines Bankrotts von Scalable Capital nicht per Gesetz geschützt und somit weg. Nichtsdestotrotz geht der erste Punkt deutlich an Scalable Capital. Das gilt gerade für alle Anleger:innen mit einer großen Anlagesumme.
Trade Republic vs. Scalable Capital: 0:1
2. Die Auszahlung der Zinsen
Im zweiten Schritt wollen wir uns anschauen, wie sich der Zinseszinseffekt bei den beiden Brokern verhält. Hierbei gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied. So zahlt Scalable Capital zwar 2,3 Prozent Zinsen. Allerdings erfolgt die Auszahlung nur quartalsweise.
Die 2,0 Prozent Zinsen, die Trade Republic zahlt, werden jeden Monat ausgezahlt, wodurch der Zinseszinseffekt etwas stärker zur Geltung kommt.
Ohne die Kosten von Scalable Capital mit zu berechnen, haben Anleger:innen bei Scalable Capital nach drei Monaten und einer Anlagesumme von 10.000 Euro also 10.057,50 Euro. Bei Trade Republic hat es im gleichen Zeitraum ohne Zinseszins drei Mal circa 16,66 Euro Euro – also rund 50 Euro gegeben.
Trade Republic vs Scalable Capital: 0:2
3. Die Kosten für die Zinsangebote
Zuletzt wollen wir die entstehenden Kosten vergleichen. Bei Trade Republic fallen für die Nutzung des Zinsangebots keine weiteren Kosten an. Alle Nutzer:innen erhalten kostenlos (also für 0,00 Euro) Zugriff darauf.
Das ist bei Scalable Capital anders. Wer die Scalable Capital Zinsen erhalten möchte, muss das neue Prime-Plus-Abonnement abschließen. Kostenpunkt: 4,99 Euro im Monat oder knapp 60 Euro im Jahr. Auch diese Summe muss also durch die Zinsen erst wieder eingenommen werden.
Selbstverständlich bietet das Prime-Plus-Abo mit den wegfallenden Ordergebühren für Anleger:innen, die viel handeln, einen zusätzlichen Anreiz. Mit Ausnahme der Zinsen gibt es alle Vorteile allerdings ebenfalls im Prime-Abonnement für 2,99 Euro im Monat.
Und klar ist auch: Wer viel Geld auf seinem Verrechnungskonto liegen hat, ist bei kostenlosen Trades sicherlich eher dazu verleitet, Aktien zu kaufen als wenn nur das notwendige Geld dort liegt. Der Punkt geht also wieder an Trade Republic.
Trade Republic vs Scalable Capital: 1:2
Fazit
Für einen Großteil der Anleger:innen ist das Angebot von Trade Republic finanziell besser geeignet.
Nur wer wahnsinnig viel handelt – und dementsprechend bei Trade Republic oftmals einen Euro Ordergebühren zahlt – oder wer viel Geld ungenutzt auf sein Verrechnungskonto legen kann – ab 20.000 bis 25.000 Euro zieht langsam Scalable Capital davon – ist mit dem Münchner Broker besser bedient.
Oder anders ausgedrückt: Wer wenig handelt oder weniger als 20.000 Euro bei seinem Broker hinterlegen möchte, profitiert mehr von den Trade Republic Zinsen.
Scalable-Chef will Mitglieder werben
Hinzu kommt, dass Erik Podzuweit, seines Zeichens Gründer und Co-CEO von Scalable Capital offiziell zugibt, dass es sich defacto um ein Werbeangebot für Neukunden handelt. „Wir machen die PRIME+ Mitgliedschaft so attraktiv, dass es quasi unverantwortlich ist, nicht Mitglied zu werden.“
Und wer derartige Werbesätze hört und liest, sollte gleich doppelt vorsichtig sein. Für den Start sieht es für viele Kleinanleger:innen eher nach einem Lockvogelangebot als nach einer ernstzunehmenden Alternative aus. Ob das so bleibt, zeigt die Zukunft.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Kommentar und spiegelt die Meinung des Autors wider. Kommentare stellen explizit keine sachliche Berichterstattung dar. Die Hintergründe zur Stilform Kommentar haben wir dir in einem anderen Beitrag erklärt.
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