Wirtschaft

Mitgründer finden: Diese 5 Themen sollte ein Gründerteam frühzeitig klären

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Adobe Stock/ Simple Line
geschrieben von Carsten Lexa

Kürzlich kam eine Gründerin zu mir, um über ein Thema zu sprechen, das sie seit längerem bewegt. Sie hatte eine Geschäftsidee, die sie aber nicht allein umsetzen konnte und war deshalb auf der Suche nach Mitgründer:innen. Doch wie erkennt man passende Partner und wie lassen sich Mitgründer finden?

Gründer:innen wissen: Einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens ist das Team, also die Gruppe von Menschen, die sich zusammentun, um eine Geschäftsidee zu verfolgen. Doch dieses Team ist vielen Risiken und Herausforderungen ausgesetzt.

Die Stärke des Teams entscheidet also darüber, ob ein junges Unternehmen wachsen und erfolgreich wird, oder ob es untergeht. Wie erkennt man also nun Mitgründer:innen, die mit einem „die PS auf die Straße bringen“, die also zusammen den unternehmerischen Stürmen trotzen können?


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Mitgründer finden: Auch ein unterschiedliches Gründerteam kann erfolgreich sein

Vielleicht vorweg eine wichtige Wahrheit: Es gibt nicht das eine perfekte Gründerteam oder den einen Gründercharakter, mit dem automatisch der Erfolg eintritt. Vielmehr gilt es, im Rahmen eines Teams unterschiedliche Persönlichkeiten so auf gemeinsame Leitlinien einzuschwören, dass alle einen gemeinsamen Weg gehen wollen.

Das braucht zum einen viel Ehrlichkeit und viel Kommunikation. Es erfordert aber insbesondere am Anfang ein oder mehrere Gespräche über ein paar wesentliche Faktoren, die im Rahmen des gemeinsamen Weges als Gründerteam eine Rolle spielen werden.

Diese Faktoren sollten möglichst schnell innerhalb des Teams besprochen werden, um zu sehen, ob alle Teammitglieder vergleichbare Ansichten haben und so alle ein gemeinsames Verständnis haben. Die folgenden fünf Punkte halte ich dabei für besonders herausragend.

1. Gemeinsame Vision

Die Vision ist die Grundlage des Unternehmens. Es ist eminent wichtig, dass es sich um eine gemeinsame Vision handelt, die alle Teammitglieder verfolgen wollen. Aus diesem Grund muss geklärt werden, ob alle im Team im Hinblick auf die Vision auf einer Linie sind oder ob es Unterschiede gibt.

Es ist fatal, wenn im Laufe der Zeit und im Rahmen der Entwicklung des Unternehmens später klar wird, dass die Gründer:innen unterschiedliche Vorstellungen von der Vision des Unternehmens haben.

Gründer:innen sollten sich gegenseitig fragen, welches Problem durch das Unternehmen gelöst werden soll und welchen Impact das Unternehmen haben soll. Diese Fragen werden schnell zeigen, ob die Gründer:innen ein gemeinsames Verständnis diesbezüglich haben.

2. Vertrauen

Da nicht alle Gründer:innen alle unternehmensrelevanten Tätigkeiten selbst machen können, müssen sie die Aufgaben aufteilen und darauf vertrauen, dass sie entsprechend bearbeitet werden. Die Gründer:innen müssen deshalb klären, was Vertrauen für jeden einzelnen bedeutet, wie es aufgebaut und ausgedrückt wird und wie Vertrauen beschädigt werden kann.

Insbesondere müssen sie klären, was sich die Gründer:innen einander zutrauen, unabhängig voneinander zu machen und was nur gemeinsam tun können beziehungsweise. wollen.

Gründer:innen sollten sich gegenseitig fragen, wie jeder von ihnen mit Vertrauen umgeht, was es ihnen bedeutet und wie Vertrauen Schaden nimmt. Jeder Mensch geht mit Vertrauen unterschiedlich um, weshalb es für sie wichtig ist zu verstehen, welches Verständnis jeder von ihnen von Vertrauen hat.

3. Geld

Geld ist eines der wichtigsten Themen in nahezu jeder Beziehung. Dabei gilt es im Hinterkopf zu behalten, dass partnerschaftliche Herausforderungen in Bezug auf Geld eher davon bestimmt werden, was Geld füreinander bedeutet, als von finanziellen Problemen selbst.

Gründer:innen sollten deshalb besprechen, welchen Stellenwert Geld bei jedem einzelnen hat, wie wichtig Geldverdienen ist, ob sie Geld in der nächsten Zeit brauchen und wie sie insbesondere mit finanziellem Druck umgehen.

Gründer:innen sollten sich gegenseitig fragen, was Geld ihnen bedeutet und welche finanziellen Ziele sie haben. Darüber hinaus sollten sie besprechen, welche Ängste bei ihnen im Hinblick auf Geld bestehen und wie sich ihre Einstellung zu ihrem Unternehmen ändert, wenn sich die finanzielle Situation, im guten wie im schlechten, ändert.

4. Umgang mit Konflikten

Meiner Erfahrung nach wird der Umgang mit Konflikten unter Gründer:innen viel zu wenig besprochen. Dabei sind Konflikte unausweichlich. Ich kenne kein Gründerteam, in dem es nicht zu irgendeinem Zeitpunkt zu einem Konflikt gekommen ist. Das Auftreten von Konflikten ist dabei auch gar nicht das entscheidende Problem, sondern der Umgang mit diesen.

Viel zu oft führen Konflikte, seien diese offensichtlich oder verborgen, zu weitergehenden Problemen – sei es, dass das Gründerteam auseinander driftet, sei es dass es zu offenem Streit kommt. In vielen Fällen führen Konflikte zum Tod des Unternehmens. Gründer:innen müssen deshalb zum einen verstehen, wie sie selbst auf Konflikte reagieren und zum anderen, wie sie mit diesen umgehen.

Gründer:innen sollten sich gegenseitig fragen, wie sie in der Vergangenheit in anderen Beziehungen, beispielsweise in der Familie, in der Partnerschaft oder in einem beruflichen Setting, mit Konflikten umgegangen sind und ob sie mit diesem Umgang zufrieden waren. Sodann sollten sie klären, welchen Umgang sie sich im gemeinsamen Unternehmen vorstellen und wie ein Konflikt geklärt werden soll.

Und schließlich sollten sie auch nicht vergessen darüber zu sprechen, wie im Falle einer unüberbrückbaren Differenz die Wege der Gründer:innen sich treffen sollen, ohne das es zu gravierenden Schäden, insbesondere auf persönlicher Ebene, kommt.

5. Spaß

Gründer:innen, die ein Unternehmen aufbauen wollen, werden viel Zeit miteinander verbringen. Es ist deshalb wichtig, dass sie diese gemeinsame Zeit genießen und sie nicht zur Qual wird. Herausforderungen können so besser und schneller gemeistert werden.

Gründer:innen sollten deshalb untereinander klären, wie die gemeinsame Zeit gut verbracht werden kann, welche Bedürfnisse sie diesbezüglich haben und auch welche (Aus-)Zeiten, voneinander aber auch vom Gründeralltag, sie brauchen.

Da der Spaß nicht zu kurz kommen soll, sollten sich Gründer:innen gegenseitig fragen, was das für jeden einzelnen bedeutet. Außerdem: Welche Aktivitäten sie dazu brauchen, welche Abwechslungen zum Alltag und wie und in welchem Umfang sie Auszeiten benötigen.

Fazit: Mitgründer für ein Gründerteam finden

Ein Gründerteam zu finden, das ein Unternehmen erfolgreich machen kann, ist gar nicht so einfach. Möglich ist es aber allemal. Es erfordert jedoch ehrliche Kommunikation untereinander, um herauszufinden, ob alle an einem Strang ziehen.

Darüber hinaus erfordert es ein Grundverständnis und eine Übereinkunft untereinander im Hinblick auf die oben genannten wesentliche Faktoren.

Meine Empfehlung: Keinen unangenehmen Unterhaltungen in Bezug auf diesen fünf Punkten, insbesondere zu Anfang, aus dem Weg zu gehen. Das rächt sich meistens in der Zukunft. Je früher diese Punkte geklärt werden können, umso besser und umso belastbarer sind die Beziehungen im Gründerteam.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.