Social Media Wirtschaft

„Ich, Ich, Ich“: Ein Plädoyer für weniger Egoismus im neuen Jahr

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unsplash.com/ mariel reiser
geschrieben von Carsten Lexa

Das Jahr 2023 ist da und es stellt sich die Frage, was es uns bringen wird. Wie wäre es beispielsweise, wenn wir die Worte von John F. Kennedy beherzigen würden? Ein Plädoyer für weniger Egoismus im neuen Jahr. 

John F. Kennedy hat in seiner ersten Rede als amerikanischer Präsident zu seinen Landsleuten gesagt: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann. Frage dich, was du für dein Land tun kannst.“. Bei Kennedy stand dieser Satz natürlich im Zusammenhang mit seiner Politik gegenüber der damaligen UDSSR.

Egoismus: Es wird etwas für das „Ich“ gefordert

Mir dagegen fällt dieser Satz immer in einem anderen Zusammenhang ein. Denn wenn ich mich umschaue und Postings in den sozialen Medien lese, Diskussionen und Äußerungen unterschiedlichster Art verfolge, dann fällt mir eines sehr oft auf: Es geht immer um die Person, die sich äußert.


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Diese Person hat eine Meinung. Sie will gehört werden. Die Person fordert etwas. Manchmal erfolgt das unter dem Deckmantel einer Gemeinschaft oder einer Gruppe von Menschen, für die vermeintlich gesprochen wird. Doch letztendlich geht es um den Sprecher. Und dieser äußert sich: „Ich, ich, ich“.

Es geht dabei nicht wirklich um anderen, sondern darum, dass der Sprecher oder die Sprecherin etwas will. Die Person fordert, sie verlangt oder man soll zumindest ihre Argumente gut heißen. Und hier komme ich zurück zu Kennedy: Denn die Person verlangt, dass das Land (der Staat, die Menschen, oder bestimmte Menschen) etwas tun. Und zwar für den oder die Sprecher:in.

Was wollen wir für andere geben?

Doch mir stellt sich eine ganz andere Frage: Was wollen wir geben? Verlangen ist die eine Sache. Doch was sind wir bereit, für die Gemeinschaft – oder in Kennedys Worten: das „Land“ – zu tun? Und dabei meine ich nicht, für welche Organisation oder welche Sache wir spenden wollen.

Ich meine, ob es wirklich immer um uns, um unser „Ich“ gehen muss, oder ob wir nicht vielmehr uns wieder auf das zurück besinnen müssen, was uns als einzelnen stark macht: Die Gemeinschaft mit anderen, für die wir aber auf etwas verzichten, was uns einzelnen – vermeintlich oder tatsächlich – zusteht.

Egoismus: Haben wir den Individualismus perfektioniert?

Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir uns inzwischen zu solch singulären Individuen entwickelt haben, dass wir nicht mehr sehen, dass es neben uns selbst noch etwas anderes gibt. Dass wir ohne die Gemeinschaft mit anderen Menschen im Grunde nur ein Nichts sind.

Doch mit unseren individualistischen Anwandlungen stärken wir diese Gemeinschaft nicht, sondern schwächen sie vielmehr. Dies im Umkehrschluss jedoch schwächt dann wieder uns, weil wenn jede:r nur darauf achtet, selbst etwas zu sein, zu werden oder etwas zu bekommen, dann bleibt zwangsläufig für alle gemeinsam immer weniger übrig.

Mein Wunsch für das neue Jahr: Weniger Egoismus, mehr Gemeinschaft

Und deshalb lautet mein Wunsch für das neue Jahr, dass wir uns wieder zurück besinnen auf das, was uns stark macht: Eine Gemeinschaft, in die sich jeder einfügt, nicht damit er oder sie etwas von der Gemeinschaft bekommt oder aus dieser etwas „herausholen kann“.

Sondern eine Gemeinschaft, in die jeder sich als Person einbringt und so diese Gemeinschaft stärkt. Diese Stärke wiederum fällt dann auf uns zurück. Aber eben nicht einfach auf jeden individuell, sondern auf alle als Ganzes.

Leitlinie für 2023: Die Gemeinschaft stärken

Ich denke, dass Kennedy mit seinem berühmten Zitat auch sagen wollte, dass es die Aufgabe von allen ist, die Gemeinschaft zu stärken. „Frage dich, was du für dein Land tun kannst.“ Mit „Land“ muss vielleicht nicht unbedingt ein Land wie Deutschland, die USA, Frankreich und Co. gemeint sein.

Es kann sich auch auf eine Gemeinschaft beziehen. Und diese wird stärker, indem wir nicht wie selbstverständlich jede Möglichkeit zum Ausleben unserer Individualität nutzen, sondern indem wir uns zum Wohle anderer zurück nehmen. Ich auf jeden Fall werde diese Gedanken zur Leitlinie meiner Handlungen in diesem Jahr machen.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.