Rechenzentren produzieren genügend Abwärme, um den gesamten Gebäudebestand der EU zu beheizen. Allerdings bleibt diese überschüssige Energie bisher weitestgehend ungenutzt. Eine überarbeitete EU-Richtlinie soll das nun ändern.
Immer, wenn Menschen das Internet benutzen und beispielsweise durch Social Media scrollen oder Telefon- und Videokonferenzen abhalten, erzeugen entsprechende Rechenzentren überschüssiger Wärme.
EU will Abwärme in kommunale Heizungsnetze umleiten
Das von der EU finanzierte Projekt „ReUseHeat“ zur Förderung der Wiederverwendung von Abwärme beschreibt in einer Studie beispielsweise, dass Rechenzentren in der Nähe von Fernwärmesystemen bis zu 50 Terawattstunden überschüssige Energie pro Jahr liefern könnten.
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Insgesamt falle außerdem genug Abwärme an, um den gesamten Gebäudebestand der EU zu beheizen. Bisher wird diese Restwärme oft allerdings einfach ins Freie abgegeben. Europäische Beamte drängen nun darauf, sie stattdessen in kommunale Heizungsnetze umzuleiten.
EU-Richtlinie soll Rechenzentren verpflichten, das Nutzungspotenzial ihrer Abwärme zu überprüfen
Wie das Wall Street Journal (WSJ) kürzlich berichtete, hat die EU vor, die Abwärme von Rechenzentren für die Beheizung von Wohnungen und Büros zu nutzen. Außerdem befinden sich die Verhandlungen zu einer neuen Energieeffizienz-Richtlinie demnach bereits in der Endphase.
Betreiber:innen von Rechenzentren wären dadurch künftig verpflichtet, entsprechende Machbarkeitsstudien. Die Verhandlungen sind Teil des Großprojektes „Fit for 55“, mit dem die gesamte europäische Gesetzgebung in Energie-und Klimafragen neu aufgestellt werden soll.
Deutschland bereitet Gesetz zur Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren vor
Auch andere gesetzliche Vorgaben sollen künftig dafür sorgen, dass Abwärme nachhaltig genutzt wird. In Deutschland ist Medienberichten zufolge beispielsweise ein entsprechendes Gesetz in Vorbereitung, das schon ab 2025 verlangt, dass mindestens 30 Prozent der Abwärme weiterverwendet werden sollen.
Nutzung von Restwärme nicht neu
Neu ist diese Idee dabei allerdings nicht. Seit mehreren Jahren entstehen immer wieder Projekte, die sich damit auseinandersetzen, wie Restwärme von Rechenzentren anderweitig zum Heizen nutzbar ist.
Zum Beispiel erklärte der Digitalverband Bitkom erst im Sommer 2022, dass rund 350.000 Wohnungen mit der Abwärme deutscher Rechenzentren versorgt werden könnten.
Finanzieller Anreiz für Unternehmen
Bisher war das Engagement zur Nutzung der Restwärme vonseiten der Rechenzentren eher gering. Verschiedene Faktoren sorgen mittlerweile laut WSJ allerdings dafür, dass sich eine Wirtschaftlichkeit für Unternehmen ergibt.
Zum Beispiel hat Russland seine Erdgaslieferungen nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine gestoppt. Plötzlich sei der Business Case für ein Wärmenetz, das mit Restwärme gespeist wird, viel interessanter, so ein Experte.
Auch der öffentliche Druck steigt
Darüber hinaus sei der öffentliche Druck, die Energieeffizienz von Rechenzentren zu erhöhen,nach Angaben von Branchenvertreter:innen ebenfalls eine wichtige Triebkraft.
Länder wie beispielsweise Frankreich und Dänemark haben außerdem bereits steuerliche Anreize eingeführt und sogar die Rückgewinnung von Abwärme zu einer Voraussetzung für einige Baugenehmigungen gemacht.
Probleme bei der Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren
Bei der Nutzung der Abwärme gibt es allerdings auch einige Hürden zu überwinden. Zum Beispiel sind nicht alle Wohnungen und Büros an ein Fernwärmenetz angeschlossen.
Außerdem müssen die Temperaturen der transportierten Wärme relativ hoch sein. Die meisten Rechenzentren werden allerdings mit Luft gekühlt. Das heißt, dass die warme Luft, die sie ausstoßen, nicht so heiß ist wie die, die für die meisten städtischen Heizsysteme erforderlich ist.
Wärmepumpen sollen Abwärme aufheizen
Wärmepumpen könnten die Luft auf ein nutzbares Niveau erhitzen. Allerdings müssen die Technologieunternehmen aktiv in deren Installation investieren.
Gleichzeitig verlangen einige Energieversorgungsunternehmen laut WSJ, dass Besitzer:innen von Rechenzentren ihre Wärmeenergie für mindestens zehn Jahre oder länger zusagen. Dies liege allerdings weit über dem üblichen Planungshorizont.
Darüber hinaus ist es notwendig, dass die Rechenzentren an nahe gelegene Wärmenetze angeschlossen sind. Oft ist diese Infrastruktur allerdings nicht vorhanden, wodurch ein Großteil der produzierten Wärme verloren geht.
Abwärme aus Rechenzentren als PR-Tool
Große Unternehmen wie beispielsweise Amazon, Apple und Microsoft haben bereits damit begonnen, große Rechenzentren in Irland, Dänemark und Finnland an Fernwärmesysteme anzuschließen oder entsprechende Pläne vorzustellen.
Google wiederum prüft laut WSJ derzeit die Möglichkeit der Wärmerückgewinnung in seinen Rechenzentren in Europa. Denn unabhängig von Verordnungen ist die Nutzung der eigenen Abwärme eine gute Gelegenheit für Betreiber:innen, sich als Unterstützer:innen des Klimas zu präsentieren.
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