Am 8. Dezember 2022 fand in Deutschland der bundesweite Warntag 2022 statt. Bund, Länder und Kommunen haben die Warnsysteme für Katastrophen getestet – erstmals auch via Cell Broadcast. Das Ergebnis ist ernüchternd. Eine persönliche Analyse.
Nach der schrecklichen Flutkatastrophe im Sommer 2021 war vielen Bürger:innen in Deutschland klar: Im Ernstfall schafft es unsere Regierung mehr schlecht als recht uns zu informieren. Das haben auch die Staats- und Regierungschef:innen selbst erkannt.
Deshalb hat die Bundesnetzagentur im Februar 2022 den Weg dazu geebnet, dass Katastrophenwarnungen auch über das sogenannte Cell-Broadcast-System verschickt werden können. Um genau das zu testen, hat die Bundesregierung am heutigen 8. Dezember 2022 einen bundesweiten Probealarm ausgelöst. Eigentlich.
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Der bundesweite Warntag 2022: zum Glück nur eine Warnung
Nachdem um 11.45 Uhr bei manchen Smartphone-Besitzer:innen die offizielle Entwarnung eingetrudelt ist, muss man leider ein durchwachsenes Fazit ziehen. Zum Glück für Millionen von Menschen gab es keine wirkliche Katastrophe.
Denn reibungslos hat das Warnsystem keinesfalls funktioniert – weder über das neue Cell-Broadcast-System noch über die NINA-App oder andere Informationskanäle. Deshalb bleibt zu hoffen, dass die Regierung relativ zeitnah einen zweiten Testlauf durchführt.
Cell Broadcast, NINA und Co.: Kein System funktioniert bundesweit
Dieses gemischte Fazit offenbaren auch die Reaktionen in den sozialen Netzwerken. Und überall sieht die Situation gleich aus: An manchen Orten und bei manchen Menschen haben manche Systeme funktioniert – und an anderen Stellen mit den gleichen Grundlagen nicht.
https://twitter.com/janboehm/status/1600793013239705602
Jan Böhmermann beispielsweise hat keine Warn-SMS erhalten. Die Bundestagsfraktion der FDP hat sich und die Arbeit der Regierung pünktlich mit einem Meme auf Twitter gefeiert.
Warntag 2022 um 11 Uhr, ausgelöst um 10:59 Uhr. Deutsche Pünktlichkeit. #Warntag2022 pic.twitter.com/9ygF7Rdq20
— Fraktion der Freien Demokraten (@fdpbt) December 8, 2022
Und selbst in der Redaktion von BASIC thinking sind manche Mitglieder von der Lautstärke des Alarms fast vom Bürostuhl gefallen, währenddessen andere Kolleg:innen nicht einmal den Sirenenlärm im eigenen Office vernommen haben.
Manchmal hat die NINA-App gewarnt, manchmal nur nach dem Öffnen der App und an einem Smartphone hatte sich die Anwendung sogar aufgehängt. Letztendlich bleibt klar, dass nichts klar ist.
iPhone-Besitzer müssen Notfallbenachrichtigungen erst aktivieren
Dass Cell Broadcast auf älteren Geräten nicht funktioniert, weiß selbst die Bundesregierung. Deshalb gibt es eine Liste mit Geräten, die nicht über die notwendigen technischen Voraussetzungen verfügen. Bei iPhones geht es beispielsweise ab dem iPhone 6s los.
Doch auch Besitzer:innen von neueren iPhones haben am Warntag 2022 teilweise keine Warnung bekommen, weil Testwarnungen und Notfallwarnungen zunächst manuell in den Einstellungen deaktiviert werden müssen. Ein Fakt, der von der Regierung beispielsweise nicht ausreichend kommuniziert worden ist.
Dazu gehst du in die „Einstellungen“ und wählst dann dort „Mitteilungen“ aus. Dort wiederum scrollst du lange bis ans Ende des Menüs und aktivierst bei „Cell Broadcast Alerts“ alle auszuwählenden Funktionen.
Und auch hier zeigen sich wieder die beiden Gesichter am Warntag 2022: Manche Nutzer:innen haben eine Testwarnung erhalten, obwohl die Funktion nicht aktiviert war. Andere Nutzer:innen haben dagegen keine Information erhalten, obwohl alles richtig eingestellt war.
Fazit zum Warntag 2022: Deutschland ist nicht für die Katastrophe vorbereitet
Ob es nun an den Einstellungen einzelner Smartphones liegt oder an anderen Faktoren: Letztendlich ist das Fazit zum bundesweiten Warntag 2022 eindeutig. Deutschland – oder unsere Bundesregierung – ist durchgefallen.
Würde morgen tatsächlich eine bundesweite Naturkatastrophe eintreten, hätten Millionen von Menschen beim Test keine Nachricht erhalten. Das ist gerade in diesem Kontext leider nicht tragbar, weil es im Ernstfall um Millionen von Menschenleben geht.
Deshalb sollten die Verantwortlichen schnell die notwendigen Konsequenzen aus dem Scheitern ziehen. Eine Teilinformation genügt nun einmal nicht.
Damit das deutsche Katastrophenwarnsystem besser wird, sollten möglichst viele Menschen an der offiziellen Umfrage teilnehmen. Nur wenn alle Deutschen zusammenhelfen, kann auch die Regierung die möglichen Stellschrauben erkennen.
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