Twitter hat die Hälfte seiner Belegschaft per Kündigungsmails entlassen. Wegen der ungewissen Fahrtrichtung des Unternehmens wenden sich einige Werbekund:innen derzeit von der Plattform ab.
Nun ist es offiziell: Rund 50 Prozent der Angestellten bei Twitter haben keinen Job mehr. Bereits am Vortag kündigte der neue CEO Elon Musk an, die Belegschaft über die kommenden Entlassungen via E-Mail zu informieren.
Twitter-Mitarbeiter per Kündigungsmails gefeuert
Das Unternehmen hielt Wort. Die betroffenen Angestellten erhielten eine Mail mit dem Betreff „Ihre Rolle bei Twitter“. Verschiedene Medien veröffentlichten den genauen Wortlaut:
Heute ist Ihr letzter Arbeitstag in unserem Unternehmen. Sie werden jedoch weiterhin bei Twitter beschäftigt sein und bis zu Ihrem Ausscheiden am 4. Januar 2023 eine Vergütung und Sozialleistungen erhalten.
Als Grund für den Personalabbau nennt der Kurznachrichtendienst das Bestreben, die Gesundheit des Unternehmens zu verbessern: „Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Rolle bei Twitter davon betroffen ist“, heißt es in dem Schreiben. Diese Entscheidungen seien nie leicht, heißt es außerdem.
Elon Musk streicht komplette Teams
Für die betroffenen Mitarbeiter:innen gelte laut der Mail für die Zeit bis Anfang Januar ein Kündigungsverbot. Darüber hinaus werde der Zugang der entsprechenden Angestellten zu den Twitter-Systemen deaktiviert.
Durch die Entlassungswelle wurde die Belegschaft, die zuletzt aus 7.500 Mitarbeiter:innen bestand, halbiert. Einem Bericht von The Verge zufolge verloren durch die Maßnahme ganze Teams ihre Existenz.
Dabei seien vor allem die Bereiche Produktvertrauen und -sicherheit, Politik, Kommunikation, Tweet-Kuratierung, ethische KI und maschinelles Lernen betroffen. Auch die Teams der Datenwissenschaft und Forschung sowie soziales Engagement und Barrierefreiheit gebe es nicht mehr.
Twitter Kündigungsmails kommen kurz vor US-Zwischenwahlen
Wie der Leiter der Abteilung für Sicherheit und Integrität, Yoel Roth, einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sagte, seien 15 Prozent der Mitarbeiter aus dem Team für Vertrauen und Sicherheit entlassen worden.
Besonders im Hinblick auf die anstehenden US-Zwischenwahlen ist das besorgniserregend, denn besonders dieses Team sei für die Verhinderung der Verbreitung von Fehlinformationen und schädlichen Inhalten verantwortlich. Twitters neuer CEO Elon Musk hat allerdings auch dazu einen Tweet parat:
Again, to be crystal clear, Twitter’s strong commitment to content moderation remains absolutely unchanged.
In fact, we have actually seen hateful speech at times this week decline *below* our prior norms, contrary to what you may read in the press.
— Elon Musk (@elonmusk) November 4, 2022
Twitter-Mitarbeiter bezeichnen Kündigungsmails als „Shit Show“
Wie unzufrieden sowohl die von den Kündigungen betroffenen Angestellten als auch die Verbliebenen sind, hallt derzeit aus allen Ecken. „Jetzt geht die Post ab“, sagte ein Twitter-Mitarbeiter gegenüber The Verge. Der Entlassungsprozess sei eine absolute „Shit Show“. Die betroffenen Personen machen ihrem Unmut Luft.
I'm also consciously uncoupled from Twitter. It’s a weird day, people on either side of the 50% aren’t sure whether to be grateful or gutted. What I know is how honored I am to have spent time with wonderful people who show an unprecedented level of care for each other.
— Tony Haile (@arctictony) November 4, 2022
Betroffene wollen sich mit Sammelklage wehren
Bereits vor dem Versand der offiziellen Kündigungsmails wussten einige Mitarbeiter:innen bereits, dass ihre Zeit im Unternehmen vorbei ist. Sie hatten plötzlich keinen Zugriff mehr auf ihre Arbeitskonten. Außerdem ließ Musk einige Büros vorzeitig schließen.
Einige Angestellte schlossen sich zusammen, um eine Sammelklage gegen die Social Media-Plattform einzureichen. Die Anklage: Der Konzern habe die betroffenen Arbeitnehmer:innen nicht ausreichend früh über das Ende ihrer Beschäftigung informiert.
Das offizielle Beschäftigungsverhältnis, das in den Kündigungsmails genannt wurde, stimmt allerdings mit der Frist für Massenentlassungsankündiung des US-amerikanischen Bundes- und Landesrecht überein.
Werbekunden und UN wenden sich ab
Wie die Tagesschau berichtet, verunsichere die Übernahme durch Musk auch die Werbepartner der Plattform. Sowohl Volkswagen als auch US-Rivale General Motors wollen vorerst keine Werbung mehr über den Social Media-Dienst schalten.
Außerdem scheinen auch die UN die Fahrtrichtung von Twitter für zu ungewiss zu halten. Derzeit bewerten die Vereinten Nationen offenbar ihre Teilnahme an der Plattform. Man sei mit Twitter in Kontakt und warte auf Antworten auf „einige Fragen“.
Das Unternehmen gab bisher keine offizielle Stellungnahme zu den Kündigungsmails ab. Allerdings sei auch die Kommunikationsabteilung des Konzerns fast vollständig aufgelöst.
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