Mit der Google Pixel Watch hat Google seine erste Smartwatch auf den Markt gebracht. Wir haben das Gerät auf Herz und Nieren getestet.
Google und Smartwatches: Über dieses Thema könnte man mittlerweile ein ganzes Buch verfassen. Von Android Wear, über Berichte von gescheiterten Projekten bis hin zu zahlreichen Umstrukturierungen ist alles mit dabei. Doch nun hat Google mit der Pixel Watch seine erste Smartwatch auf den Markt gebracht.
Intern führt der US-Konzern das Projekt seit einigen Jahren unter dem Codenamen “Rohan”. Mit dem Release will das Unternehmen wiederum das Betriebssystem Wear OS und seine Android-Smartwatch-Plattform wiederbeleben.
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Dazu hat Google sich mit Samsung im vergangene Jahr einen starken Partner an Bord geholt, um die neue Wear OS 3 Plattform im Voraus zu stärken. Die Erwartungen an die Google Pixel Watch sind dementsprechend groß. Ob sie ihnen gerecht werden kann, habe ich die vergangen zwei Wochen im Alltag getestet.
Google Pixel Watch: Design und Verarbeitung
Die Google Pixel Watch ist eine sehr schöne Uhr. Das ist zumindest meine Meinung. Sie ist schlicht, hat ein modernes Design und eine drehbare Krone. Die Smartwatch ist außerdem in drei Farbvarianten verfügbar – Silber, Gold, Schwarz – allerdings nur in einer 41 Millimeter Variante.
Das ist für mich auch schon einer der größten Kritikpunkte. Denn wer auf größere Uhren steht, der kann die Pixel Watch ab diesem Punkt eigentlich schon abschreiben. In diesem Fall ist nun Google gefragt, da für die nächsten Generation eine größere Version eigentlich schon Pflicht ist.
Die Verarbeitung ist jedoch wirklich hochwertig. Doch sie wirkt auch etwas fragil. Zwar hat Google Gorilla Glass 5 verbaut, doch bei Steinschlägen dürfte das nicht ausreichen. Die Kollegen vom US-Magazin The Verge haben ihr Testgerät beispielsweise bereits kaputt bekommen. Mein Testgerät hat bisher aber keinerlei Kratzer.
Mit 36 Gramm ist die Google Pixel Watch am Arm derweil kaum spürbar. Das liegt auch an dem sehr leichten Sportarmband, das zum Lieferumfang gehört. Weitere Armbänder gibt es zu recht hohen Preisen im Google Store, da das Unternehmen den Schließmechanismus patentiert hat.
Google Pixel Watch: Das Display
Das Display der Google Pixel Watch hat im Netz für viel Kontroverse gesorgt. Doch sind die Displayränder wirklich so dick, wie viele behaupten? Das war zumindest eine der häufigsten Fragen, die mir zu meiner Testankündigung gestellt wurde.
Die Antwort lautet: Jein. Ja, weil sie deutlich dicker sind, als zum Beispiel bei einer neuen Apple Watch Series 8 oder Galaxy Watch5. Nein, da Google das Problem ziemlich schlau gelöst hat. Denn die komplette Software besteht aus schwarzen Elementen, was zu einer optischen Täuschung führt. Von den Watchfaces, über die UI-Elemente, bis hin zu Icons. Damit fällt es im Alltag gar nicht so auf, dass das Display ziemlich dicke Ränder hat.
Sobald aber viel Farbe oder helle Elemente im Spiel sind oder die Sonne auf dem Display reflektiert, sind die dicken Ränder klar erkennbar. Hier merkt man dann doch stark, dass die Pixel-Watch die erste Smartwatch von Google ist.
Ansonsten ist das Display überraschend gut. Dank AMOLED-Technologie verfügt es über tolle Farben und mit 320 Pixeln-pro-Zoll über ausreichende Schärfe. Außerdem ist das Immer-An-Display gut ausgeleuchtet.
Google Pixel Watch: Die Performance
In der Google Pixel Watch wurde ein recht alter Prozessor verbaut, der Exynos 9110 von Samsung. Dieser saß bereits in der 2018er Samsung Galaxy Watch der ersten Generation . Die Erwartungen für eine schnelle Performance waren damit recht schnell gedämpft.
Doch die Software wurde in vielen Stellen an den Prozessor angepasst, wodurch die Pixel Watch dennoch recht gut performt. Inhalte laufen flüssig über das Display und Apps laden sehr schnell. Das liegt auch an den zwei Gigabyte RAM-Speicher, die dafür sorgen, dass viele Anwendungen nicht neu geladen werden müssen.
Im Alltag läuft die Uhr dadurch sogar schneller, als die Galaxy Watch5 von Samsung oder die Fossil-Smartwatch der 6. Generation, was mich dann doch sehr überrascht hat.
Außerdem hat Google einen kleinen zweiten Co-Prozessor verbaut, der sich um die ständigen Hintergrundaktivitäten wie die durchgängige Messung des Herzschlags oder Messung der Schritte kümmert, da diese sonst stark die Akkulaufzeit beeinträchtigen würden. Dazu aber später mehr.
Der Speicherplatz ist mit 32 Gigabyte relativ groß. Wer also plant viel Musik auf der Uhr zu speichern und auch einiges Apps laden will, der wird keine Probleme haben.
Die Google-Smartwathc gibt es derweil sowohl als WLAN-Version als auch als LTE-Variante. Letztere lässt sich via E-SIM-Karten mit dem Internet verbinden. Diese müssen aber dazugebucht werden. Das kostet bei Telekom, Vodafone und Co meist fünf extra Euro pro Monat.
Mit 5 ATM ist die Uhr außerdem wasserfest. Schwimmen und Duschen sind also kein Problem. Ein NFC-Chip für Google Pay und Google Wallet ist ebenfalls eingebaut und mit vollen Händen an der Kasse recht hilfreich.
Sport und Gesundheit
Sport und Gesundheit spielen eine immer größere Rolle bei Smartwatches. Denn die Uhren sollen nicht nur zur Kommunikation dienen, sondern auch den Herzschlag, ein EKG und Bewegungsdaten messen. Google hat dafür einige Sensoren verbaut, auf die ich in diesem Abschnitt ein wenig eingehen möchte.
Der Puls-Sensor ist dabei wohl der beeindruckendste, denn er misst statt wie bei anderen Smartwatches wirklich jede Sekunde den Puls. Damit erhält man wohl die genauesten Ergebnisse, gerade bei Sporteinheiten. Allerdings kann man die Funktion leider nicht deaktivieren oder ändern, da sie trotz Co-Prozessor viel Akku ziehen dürfte.
Außerdem hat Google ein EKG verbaut, das in den USA vom Gesundheitsministerium abgesegnet wurde. Das dürfte vor allem ältere User freuen, die mit den Ergebnissen zum Arzt gehen können.
Fitbit
Alle Ergebnisse finden sich detailliert in der Fitbit-App wieder, die Google im vergangenen Jahr offiziell übernommen hat. Die Anwendung dürfte auf Dauer wohl auch Google Fit ersetzen, das erst gar nicht mit der Pixel Watch kommuniziert.
Zwar hat Google einen Blutsauerstoffsensor in der Uhr verbaut, doch der ist nicht aktiv. Das Unternehmen verspricht derweil ein Update. Doch das zeigt auch, dass die Software zum Release nicht wirklich fertig geworden ist.
Ansonsten gibt es einige Sportmodi und eine automatische Lauferkennung – zumindest innerhalb der App. Einfach losjoggen oder Fahrradfahren ist aber nicht drin, denn man muss die App manuell starten.
Man spürt aber deutlich, dass die Pixel Watch noch kein ausgereiftes Fitbit-Produkt ist. Das gilt für biele Funktionen wie eine Übersicht während eines Workouts bis hin zu detaillierten Schwimm-Tracking.
Dafür ist das Schlaftracking schon überaus genau. Es gibt in der App eine detaillierte Ansicht der Schlafphasen und eine kurze Übersicht auf der Uhr. Aber auch hier fehlen noch typische Fitbit-Funktionen wie die Einordnung des Schlafs.
Google Pixel Watch: Software
Auf der Pixel Watch läuft das neueste WearOS 3.5. Google hat außerdem bereits angekündigt, dass die Smartwch jedes Jahr ein großes neues Update bekommt – über drei Jahre.
Die Software ist intuitiv und wird hauptsächlich über die drehbare Krone gesteuert. Das hat ein sehr gutes haptisches Feedback, wie beim Pixel 7 Pro. Es gibt über der Krone noch einen weiteren Knopf, mit dem die letzten geöffneten Apps angezeigt werden. Da ich diese Funktion nicht oft genutzt habe, ist der Knopf eigentlich überflüssig.
Die Watchfaces gefallen mir aber sehr gut. Sie sind auch in der Farbe und in den Schnellverknüpfungen individualisierbar. Links und rechts neben den Watchfaces befinden sich wiederum die sogenannten “Tiles”, in denen die Apps wie “Widgets” eine kurze Übersicht liefern. So findet man dort den Wetterbericht, eine Möglichkeit schnell ein Training zu starten oder eine Google Maps Navigation nach Hause.
Generell hat Google viele seiner eigenen Apps erneuert. Da wären beispielsweise eine eigenständige Google Maps App, eine neue Google Home App und eine moderne Wetter-App. Auch YouTube Music und Spotify sind mittlerweile neu programmiert worden und können Musik direkt Streamen und auf der Uhr speichern.
Benachrichtigungen
Benachrichtigungen werden unterhalb des Watchfaces angezeigt und innerhalb der Software mit einem kleinen Icon, das am unteren Bildschirmrand auftaucht. Für viele Apps gibt es bereits eine Möglichkeit direkt auf Nachrichten zu antworten, aber mir fehlt eine kleine Ansicht von verschickten Fotos. E-Mails können aber direkt archiviert und gelöscht werden.
Mit einem Wisch nach links oder rechts wird eine Benachrichtigung außerdem direkt gelöscht – und auch mit dem Smartphone synchronisiert Wer von oben nach unten wischt, findet viele Schnelleinstellungen, so wie die Akkuanzeige und die Einstellungen.
Mit längerem Drücken auf die Krone aktiviert man den Google Assistenten, der nun auch deutlich ausgereifter wirkt, als auf früheren Wear OS Versionen.
Es ist auch möglich, direkt Telefonate auf der Uhr anzunehmen. Doch bei längeren Telefonaten würde ich raten weiterhin das Smartphone zu nutzen. Dafür ist die Qualität der Smartwatch nämlich zu schlecht. WearOS 3.5 ist aber ein großer Schritt in die richtige Richtung, doch weiterhin fehlt es an einer ausgereiften Plattform.
Google Pixel Watch: App
Mit WearOS 3 ist es nun soweit dass jeder Hersteller seine eigene App braucht. Samsung verwendet für seine Galaxy Watch beispielsweise eine eigene Anwendung und Google braucht inzwischen auch eine Pixel Watch App. In der findet man die groben Einstellungen, um das Watchface verändern oder die Benachrichtigungen einzustellen.
In meiner Version waren noch teilweise Developer-Optionen aktiv, was ebenfalls einen kleinen “unfertigen” Eindruck hinterlässt. Die App gibt es nur für Android-Telefone, somit ist eine Benutzung mit iPhones ausgeschlossen.
Wer aber die vollen Funktionen haben möchte, der braucht zusätzlich noch die Fitbit-App, denn ohne die gibt es keine genauen Analysen für Sport und Gesundheit. Google bietet direkt im Setup an, die App herunterzuladen, was kein großes Problem darstellt. Die Fitbit-App wirkt aber überladen und unübersichtlich. Außerdem fehlt dort noch die Material-You-Designsprache.
Google Pixel Watch: Der Akku
Kommen wir zum Elefanten im Raum: Die Akkulaufzeit. Mit 294 mAh ist der nämlich sehr schlank ausgefallen, wenn man bedenkt, dass eine Galaxy Watch5 Pro ganze 590 mAh hat.
Sagen wir es einfach frei heraus: Die Akkulaufzeit ist schlecht. Ihr müsst jeden Tag laden, wenn ihr das Always-On-Display aktiviert, dann sogar teilweise vor dem Abend. Wenn ihr das Schlaftracking nutzen wollt, dann lohnt es sich, die Uhr vor dem Schlafen voll aufzuladen und den “Schlafenszeit-Modus” zu aktivieren.
Ich hatte mich aber auf das Schlimmste eingestellt. Nach zwei Wochen kann ich zumindest mit der Akkulaufzeit leben, da ich sie an meinen Lebensstil angepasst habe. Wer aber nach einer Smartwatch mit mindestens zwei Tagen Akkulaufzeit sucht, der ist hier fehl am Platz. Gerade, wenn der Akku nach einem Jahr auch anfängt an Kapazität zu verlieren.
Geladen wird aber außerordentlich schnell. In einer Stunde ist die Uhr meist wieder vollgeladen. Morgens während des Frühstücks zu laden, bringt größtenteils 50 Prozent. Geladen wird aber nicht nach Qi-Standard, sondern mit einem eigenen Ladestandard. Damit kann die Smartwatch nur mit eigenem Ladekabel wieder geladen werden.
Fazit
Die Google Pixel Watch hatte hohe Erwartungen geweckt, die sie von Anfang an nur schwer erfüllen konnte. Das Design gefällt mir aber. Die Software ist übersichtlich gestaltet und die Performance bereits überraschend schnell. Doch gerade die Integration von Fitbit und das Ökosystem wirken noch sehr unausgereift, sodass man hier wirklich von einer ersten Generation spricht.
Doch Google ist gut damit beraten, diesen Weg einzuschlagen. Ich fühle mich hier sehr an die erste Generation der Samsung-Foldables zurückerinnert, die ebenfalls viel Potenzial hatten und das erst in der dritten und vierten Generation wirklich “entfalten” konnten.
Aber horrende Preise von 379 Euro beziehungsweise 429 Euro zu verlangen ist frech. Da erschient der Weg die Uhr kostenlos an Pixel 7 Pro Vorbesteller zu verteilen als der schlauere. Ihr solltet die Pixel Watch also nur kaufen, wenn ihr bei dem “ersten Betatest” dabei sein wollt. Ein ausgereiftes Produkt kriegt ihr definitiv noch nicht. Google wäre aber gut beraten, eine zweite Generation zu entwickeln, basierend auf dem Feedback der kommenden Monate.
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