Im September wurde der 10. Deutsche Start-up Monitor (DSM) veröffentlicht. Dieser Report, der vom Bundesverband Deutsche Startups vorgelegt wurde, gilt als Pulsmessung der deutschen Start-up-Szene. Werfen wir einen Blick auf die Erkenntnisse aus dem DSM und bewerten sie.
Deutscher Start-up Monitor – repräsentativ oder nicht?
Vielleicht vorab eine Anmerkung: Der DSM ist nicht unbedingt representativ, da nicht der Bundesverband die Start-ups befragt, sondern diese sich aus eigenem Antrieb im Zeitraum von Mai bis Juni diesen Jahres in den DSM einbringen. Da jedoch die Teilnehmerzahl groß ist, schmälert das die Aussagekraft des Reports nur in geringer Weise.
Teilgenommen haben rund 2000 Start-ups mit gut 4800 Gründer:innen sowie 35000 Beschäftigten. Als Start-up gilt dabei ein Unternehmen, welches jünger als 10 Jahre und hoch innovativ im Hinblick auf Technologie, Geschäftsmodell oder Produkt/ Dienstleistung ist und Mitarbeiter- bezeihungsweise Umsatzwachstum plant.
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Die Start-up-Hotspots
Der DSM lässt die Hotspots für Start-ups in Deutschland erkennen. Natürlich ist Berlin gut dabei, aber zumindest im Rahmen dieses Reports hat Nordrhein-Westphalen die Nase vorn (17,1 Prozent gegenüber 18,5 Prozent der teilgenommenen Start-ups). Danach folgen Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen.
Das zeigt, dass sich in Deutschland die Bemühungen der Bundesländer auszahlen, die für mehr Gründungsaktivitäten sorgen. So werden beispielsweise die Technische Universität Aalen oder die Universität Münster in den Top Ten der Hochschulen genannt, die für Gründer:innen interessant sind.
Unterrepräsentiert sind, wie schon in den DSM der vergangenen Jahre gezeigt, die östlichen Bundesländer. Dies ist bedauerlich, da es in diesen in den letzten Jahren verstärkte Anstrengungen gab, für Gründer:innen attraktiver zu werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Großprojekte von beispielsweise Tesla und Intel die Gründungsaktivitäten in diesen Bundesländern erhöhen.
Start-up Monitor: Das Interesse an nachhaltigen Themen steigt
Dominierten in den letzten Jahren technische, finanzielle und personalwirtschaftliche Themen, so verschiebt sich nun der Fokus. So ist eine der am häufigsten genannten Forderungen an die Politik die Förderung von unternehmerischen Innovationen zur Bekämpfung des Klimawandels.
Und auch die Strategien der teilgenommenen Start-ups weisen in diese Richtung. Denn obwohl die Profitabilität dominiert, sagen acht von zehn der Start-ups, dass es für sie wichtig ist, eine positive gesellschaftliche oder ökologische Wirkung zu entfalten.
Darüber hinaus sehen mehr als die Hälfte der teilgenommenen Start-ups eine Vereinbarkeit von ökologischer beziehungsweise gesellschaftlicher Wirkung mit Profitabilität (63,4 Prozent), schnellem Wachstum (61,2 Prozent) oder hohe Marktanteile (60,4 Prozent).
Mangel an Mitarbeiter:innen
Eine der größten Herausforderungen sehen die Start-ups bei der Gewinnung von Mitarbeiter:innen. Dabei zeigt sich laut dem DSM, dass die teilgenommenen Unternehmen einerseits international denken, wenn es um das Finden von Mitarbeiter:innen geht. Auf der anderen Seite sehen sie Probleme, wenn es beispielsweise um Visa für ausländische Mitarbeiter:innen geht.
Und eines der größten Herausforderungen, und gleichzeitig einer der drängendsten Wünsche an die Politik, sind brauchbare Mitarbeiterbeteiligungsmöglichkeiten. Start-ups verstehen offensichtlich besser als etablierte Unternehmen, dass die Bindung von Mitarbeiter:innen an ein Unternehmen besser funktioniert, wenn diese Mitarbeiter:innen an einem Unternehmen beteiligt sind und so das Unternehmen „zu ihrem“ wird.
In dieser Bindung sehen sie eine Stärke. Doch es fehlt an geeigneten Modellen, um diese Bindung in einer Weise herzustellen, dass sowohl den Bedürfnissen der Start-ups, als auch der Mitarbeiter:innen und eventuellen Investoren Rechnung getragen werden.
Hier könnte Deutschland mit der Einführung eines durchdachten Mitarbeiterbeteiligungsmodells eine spannende Rolle einnehmen, denn ein solches Modell würde sicherlich über kurz oder lang auch von etablierten Unternehmen angenommen werden. Die Start-ups könnten so eine Vorreiterrolle bei der Mitarbeiterbeteiligung spielen.
Start-up Monitor: Das alte Lied der drückenden Bürokratie
Der DSM lenkt den Blick wieder auf ein Ärgernis, welches schon seit Jahren Gründer:innen maximal beschäftigt und was leider – erneut – von der Politik nicht adressiert wird, nämlich die bürokratischen Hürden, denen sich Start-ups in Deutschland ausgesetzt sehen.
So sagen 40 Prozent der teilgenommenen Start-ups, dass die Verwaltungsdienstleistungen vereinfacht werden müssen. Zwar gibt es an dieser Stelle erfreulicherweise immer mehr digitale Angebote, dennoch ist Deutschland in diesem Bereich immer noch schlecht aufgestellt.
Das beginnt bei unterschiedlichen Ansprechpartnern anstatt eines „One-Stop-Systems“ bei der Gründung eines Unternehmens, den aufwendigen Gründungsverfahren unter Beiziehung eines Notars anstatt mittels eines Online-Formulars oder den komplizierten Verfahren bei der Beantragung von Förderungen oder bei der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen.
Ein grundsätzlich positiver Blick in die Zukunft
Obwohl der DSM viele Baustellen im Hinblick auf die Gründungslandschaft in Deutschland aufzeigt, so gibt es doch auch viele positive Ansätze. Zu nennen ist zum einen, dass rund zwei Dritten der Teilnehmer:innen des DSM ihr regionales Start-up-Ökosystem als gut einschätzen. Besonders herausragend sind dabei Berlin und München mit Werten von 83 Prozent und 77 Prozent.
Als wichtig für die Bewertung eines guten Ökosystems werden dabei genannt die Nähe zu Hochschulen, der Austausch mit anderen Gründer:innen und kulturelle Aktivitäten. Das zeigt, dass die Vernetzung und der Austausch untereinander wichtig ist, aber auch dass die allgemeine Attraktivität eines Standorts für Gründer:innen eine Rolle spielt.
Länder und Kommunen tun deshalb gut daran, nicht nur auf Förderungen und Gründerzentren zu setzen, sondern auch Lebensbedingungen im Blick zu behalten. Denn diese entscheiden letztendlich darüber, ob Gründer:innen sich in einer Stadt bzw. einem Bundesland wohlfühlen oder sich räumlich anderweitig orientieren.
Zum anderen blicken Gründer:innen positiv in die Zukunft, insbesondere was die Geschäftserwartungen angehen. Rund 72 Prozent der Teilnehmer:innen schätzen die zukünftige Geschäftslage als positiv ein und immerhin ein weiteres Viertel als gleichbleibend. Das könnte darin begründet sein, dass Start-ups naturgemäß eher Chancen erkennen sie darauf eher positive Folgen für ihr Geschäft ableiten.
Fazit: 10. Deutscher Start-up Monitor
Wie immer bietet der DSM spannende Einblicke in den Kosmos der Start-ups in Deutschland. Man kann dem Bundesverband Deutscher Startups nur gratulieren, mit diesem Report die jahrelangen Forderungen von jungen Unternehmen im Hinblick auf bessere Rahmenbedingungen für Beteiligungsmodelle, zur Anziehung von ausländischen Fachkräften oder zum Abbau von unsäglichen bürokratischen Hürden sachlich unterfüttern zu können.
Es bleibt zu Wünschen, dass die Rahmenbedingungen endlich verbessert werden. Davon würde der Standort Deutschland profitieren – und zwar nicht nur bei Start-ups, sondern auch bei etablierten Unternehmen. Bundesfinanzminister Christian Lindner hat erkennen lassen, dass er die Sorgen und Herausforderungen von Gründer:innen und Start-ups versteht und ernst nimmt. Nun sollten Taten im Form von besseren Rahmenbedingungen folgen.
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