Es ist nicht immer einfach, das eigenen Potenzial zu entfachen oder auf Abruf zu funktionieren. Doch wie können wir spontan Leistung und Performance abrufen, wenn es wirklich darauf ankommt? Hier sind zehn Tipps von Profi-Sportlerinnen, um in fast jeder Situation das eigene Potenzial auszuschöpfen.
Dr. Marie-Christine Frank ist Gründerin und Geschäftsführerin der PR-Agentur Drei Brueder Kommunikation und Beratung und Initiatorin des Kölner All Female Business Network #MACHERINNEN.
Persönliche Treffen, so richtig Face to Face, sind einer der wichtigsten Bausteine von Netzwerken. Die Dynamik und Chemie, die entsteht, wenn Menschen in einem Raum gemeinsame Erlebnisse teilen, ist einzigartig.
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Deshalb habe ich mich wahnsinnig gefreut, dass wir für unser Kölner All Female Business Network #MACHERINNEN im Juli nach zweieinhalb Jahren Corona-Pause unser erstes reales Meet-up, veranstalten konnten. Über 100 Frauen haben sich dazu im Kölner Rheinenergie-Stadion eingefunden.
Beim Programm haben wir uns wie immer richtig Mühe gegeben, weil neben dem persönlichen Austausch auch inspirierende Impulse zu den Kernwerten unseres Netzwerks gehören.
Inspiration aus dem Sport
Im Vorfeld haben wir lange überlegt: Welche Frauen können uns in der aktuellen, von vielen Krisen geprägten Zeit wertvollen Input liefern, uns motivieren und begeistern? Unsere Wahl ist auf Frauen gefallen, die im Sport Außerordentliches leisten.
Frauen im Profisport sind über Jahrzehnte hinweg viel zu wenig ernst genommen worden, außer vielleicht beim Reiten oder Eiskunstlauf. In diesem Sommer haben es Frauen aber mehrfach geschafft, in der Männerdomäne Fußball für ordentlich Furore zu sorgen.
Zum einen natürlich mit der fantastischen Frauen-Fußball-WM, bei dem unser Team ins Finale gekommen ist und Millionen von neuen Fans gewonnen hat. Knapp 18 Millionen Menschen haben das Finale gegen England vorm Fernseher verfolgt – das entspricht einem Marktanteil von 65 Prozent. Und auch beim Public Viewing war das Interesse groß wie nie.
Eine weitere Sensation: Im Sommer haben sechs prominente Frauen das Frauenteam des Fußballvereins FC Viktoria Berlin übernommen und als GmbH ausgegründet. Sie wollen nichts weniger als eine Revolution starten und die deutsche Sportwelt nachhaltig verändern.
Das Frauenteam vom FC Viktoria Berlin
Das neue Besitzerinnen-Team besteht aus der früheren Nationalspielerin Ariane Hingst, Investorin Verena Pausder, der Vorstandsvorsitzenden der Vattenfall Wärme Berlin AG Tanja Wielgoß, der früheren Fernsehmoderatorin Felicia Mutterer, der Geschäftsführerin von BRLO Craft Beer Katharina Kurz sowie der Marketingexpertin Lisa Währer.
Die Frauen führen den Verein wie ein Start-up und wollen mit ihrer Arbeit mehr Gleichheit und Fairness nicht nur in den deutschen Fußball, sondern den gesamten deutschen Sport bringen. Natürlich soll das Frauen-Team auch sportlich erfolgreich sein: Die neuen Chefinnen wollen das Team von der dritten in die erste Liga führen, aber auch für mehr Sichtbarkeit, gleiche Bezahlung und Anerkennung von Frauen im Sport sorgen.
Außerdem wollen sie bessere strukturelle Bedingungen für Mädchen und Frauen im Fußball schaffen – von der Platzvergabe bis hin zur Vereinbarkeit von Leistungssport und Ausbildung/Beruf. Ihr Ziel ist, Frauenfußball sichtbarer zu machen und neue Rollenbilder anzubieten.
Mit-Gründerin Felicia Mutterer ist Botschafterin meines Netzwerks #MACHERINNEN, und mit meiner Agentur Drei Brueder haben wir die Pressearbeit rund um die Ausgründung betreut.
Performance: Was können wir von Profi-Sportlerinnen lernen?
Für unser erste Live-Event haben wir deshalb faszinierende Frauen aus der Sportwelt eingeladen. Unter dem Titel „Performance auf Abruf – was wir von Profi-Sportlerinnen fürs Business lernen können“ haben wir unsere Gäste mit einem Impulsvortrag von Dr. Babett Lobinger, Leistungspsychologin und Sportwissenschaftlerin an der Deutschen Sporthochschule Köln, und einer spannenden Panel-Diskussion begeistert.
Neben Dr. Lobinger haben Lena Schrum und Leonie Fiebig an dem Panel teilgenommen, das von Felicia Mutterer moderiert wurde. Lena Schrum hat als Profi-Fußballerin erfolgreich mit Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Köln in der 1. und 2. Frauen-Bundesliga gespielt und ihre aktive sportliche Karriere mit 27 Jahren nach einer verletzungsreichen Saison beendet.
Anschließend war sie bei verschiedenen Unternehmen tätig, heute ist sie Aufsichtsrätin der „HSV Fußball AG“ und Co-Founder & Co-CEO bei „aware_ THE PLATFORM“, einer Plattform und Eventagentur für Nachhaltigkeit. Leonie Fiebig ist erfolgreiche Bobfahrerin und Sportwissenschaftlerin.
Unter Druck erfolgreich sein
Lenas Karriereweg vom Profisport ins Business ist keine Ausnahme. Warum sind ehemalige Profisportler:innen oft auch erfolgreiche Unternehmer:innen? Und was können wir alle von Profisportler:innen für unseren Berufsalltag und unsere persönliche Weiterentwicklung lernen?
Leistungssportlerinnen stehen unter besonderem Druck. Um unter diesem Druck erfolgreich sein zu können, müssen sie Techniken entwickeln, die auch für das „normale Leben“ – und zwar beruflich wie privat – extrem wertvoll sein können.
Mit Rückschlägen umgehen, Veränderungen akzeptieren und Erfolge im Team erzielen – nicht nur in Zeiten von Corona sind dies Schlüsselqualifikationen für Mitarbeitende und Führungskräfte. Spitzensportler:innen erleben diese Situationen immer wieder. Sie wissen, wie kaum ein anderer, dass Erfolg ein Ergebnis eines langen Weges ist.
Auf der anderen Seite kennen sie Momente absoluter Euphorie, wissen wie sich Motivation aufbauen und ein ganzes Team begeistern lässt. Ich möchte euch deshalb heute meine zehn Key-Learnings und zwei Top-Hacks von diesem besonderen Abend mitgeben, die ich von den Athletinnen, Sport-Psychologinnen und Fußballmanagerinnen mitnehmen konnte.
Performance: 10 Tipps, wie wir Leistung steigern und jederzeit abrufen können
Wie können wir unsere beste Leistung abrufen, und zwar spontan in Situation in denen es wirklich darauf ankommt? Egal ob im Sport, Privatleben oder im Job.
1. Die Premiere darf nicht erst im Wettkampf stattfinden
Das Konzept ist bekannt, wird aber viel zu oft missachtet: Gute Vorbereitung ist alles. Je mehr Wiederholungen einer Übung wir im Sport machen, je öfter wir die wichtige Präsentation durchsprechen, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir auf Abruf performen.
2. Zielsetzung ist der erste Schritt
Das Ziel bzw. das gewünschte Ergebnis muss bekannt sein. Erst dann kann man sich einen Plan zurechtlegen. Besonders wichtig bei der Erreichung der gesetzten Ziele: die richtige Priorisierung und das richtige Zeitmanagement.
3. Jeder muss dazu bereit sein, in den Spiegel zu schauen
Sich selbst zu kennen und einschätzen zu können ist für eine perfekte Performance entscheidend. Hierfür müssen wir bereit sein in den Spiegel zu schauen, um Schwächen und Stärken zu identifizieren.
4. Stärken stärken und sich selbst stark reden
Wir alle haben Schwächen. Aber es ist wichtig, sich nicht nur mit diesen zu beschäftigen, sondern sich vor allem auf die Stärken zu konzentrieren. „Positive self talk“ bedeutet, sich selbst zu versichern, dass man gut vorbereitet ist und die anstehende Aufgabe bewältigen kann.
Wenn wir uns einreden, etwas nicht zu können oder nicht gut vorbereitet zu sein, sollten wir einmal innehalten und überlegen, ob das überhaupt stimmt. In fast jeder Sportart gehört es inzwischen dazu, sich Videoaufnahmen anzusehen, um zu analysieren, wo und wieso Fehler passiert sind. Coaches werden dafür bezahlt, Sportler:innen auf Fehler hinzuweisen und diese zu korrigieren.
Dr. Babett Lobinger empfiehlt hingegen, sich mindestens genauso häufig mit der korrekten Ausführung zu beschäftigen. Wir befassen uns bei Spiel- oder Wettkampf-Analysen viel zu oft mit unseren Fehlern, statt uns anzuschauen, wie ein erfolgreicher Spielzug aussieht.
5. Erfahrung sammeln
Der Einfluss von Erfahrung auf Performance lässt sich kaum hoch genug bewerten. Dabei nimmt Dr. Lobinger an, dass Erfahrung keine Frage des Alters sei, sondern der Aufgaben, die man sich stellt.
6. Work-Life-Balance
Phasen der Erholung müssen mit eingeplant werden. Anders als bei Handyakkus, sollten wir unsere Batterien nicht komplett leerlaufen lassen, sondern immer mal wieder zwischendurch aufladen.
7. Etablieren einer Feedback-Kultur
Lena Schrum ist davon überzeugt, dass wir im Business lernen sollten, mit Feedback umzugehen. Profisportler:innen seien ständiges Feedback gewohnt. An diesem könne man wachsen. Im Business sollten wir mehr Feedback geben und einen besseren Umgang damit lernen.
8. Aufregung neu interpretieren
Lena Schrum sagt: „Wenn ich vor etwas aufgeregt bin, zum Beispiel einem Pitch oder früher einem wichtigen Spiel, sage ich mir, dass es positive Anspannung statt Aufregung ist, und versuche den Moment zu genießen.“ Lena Schrum macht sich mit diesem Trick etwas zunutze, das in der Psychologie als Reattribution bekannt ist.
Die „Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion“ geht davon aus, dass Menschen im ersten Schritt körperliche Symptome wie Schwitzen, Zittern, Pulsbeschleunigung etc. wahrnehmen und diese erst im zweiten Schritt einer Ursache zuschreiben. Dieselben körperlichen Symptome könnten also je nach Situation als Verliebtheit, Prüfungsangst oder Vorfreude empfunden werden.
Im Kontext eines anstehenden Wettkampfes oder Vortrags gehen wir davon aus, dass wir aufgeregt sind und Angst haben. Wir können aber auch lernen, diese Körpersignale zu reattribuieren und als Vorfreude zu empfinden.
9. Routinen entwickeln
Leonie Fiebig und Lena Schrum sind beide überzeugt, dass Routinen uns dabei unterstützen können, unsere beste Leistung abzurufen. Vor Wettkämpfen haben sie bestimmte Routinen, die sie immer durchführen. Fun Fact: Leonie Fiebig trägt an Wettkampf-Tagen immer rot-weiße Socken.
Dr. Babett Lobinger bestätigt, dass Routinen dabei helfen können, Körper und Geist auf „Betriebstemperatur“ zu bringen und Leistung abzurufen. Sie rät jedoch dazu, sich einfach umsetzbare Routinen auszusuchen.
10. Psychologische Betreuung in Anspruch nehmen und Rückschläge reframen
Psychologische Betreuung von Profisportler:innen sei laut Dr. Lobinger ein absolutes Muss. Psycholog:innen könnten dabei helfen, mit Rückschlägen und anderen negativen Erlebnissen umzugehen. Außerdem könnten sie die richtigen psychologischen Tools vermitteln, die die Leistung steigern und Leistungsabruf auf Knopfdruck einfacher machen.
Die Betreuung sollte auch andauern, wenn die aktive sportliche Karriere zu Ende geht. Leonie Fiebig: „Es ist wichtig, sich mit Rückschlägen auseinander zu setzten. Auch, wenn es nicht immer einfach ist, kann man diese sogar oft ins Positive umwandeln.“
Performance: Zwei Top-Hacks
Ich möchte auch noch zwei Top-Hacks mit euch teilen, die uns Dr. Lobinger mit auf den Weg gegeben hat:
Übung 1: „Magic Hand“
Nimm dir fünf Minuten Zeit, über deine Stärken nachzudenken. Dabei kannst du deine Hand betrachten und jedem Finger eine Stärke zuteilen. Frauen fällt es oft schwer, auf fünf Stärken zu kommen. Wenn du sie benannt hast, kannst du jeden Fingernagel in einer anderen Farbe lackieren und als Gedächtnisstütze nutzen.
Übung 2: „Appreceation Shower“
Stecke dir als Coach:in oder Führungskraft fünf Münzen in die rechte Hosentasche. Für jedes Lob, das du deinem Team aussprichst, legst du eine der Münzen in die linke Hosentasche. Am Ende des Trainings oder Meetings sollten sich alle Münzen links befinden.
Performance auf Abruf: Ein persönliches Fazit
Profisportler:innen und Business-Frauen haben viel gemeinsam und stehen vielfach vor ähnlichen Herausforderungen. Deshalb sind Profisportler:innen häufig nach ihrer sportlichen Karriere noch sehr erfolgreich im Management von Unternehmen tätig.
Sie können hier ihre Erfahrungen und antrainierte Disziplin gewinnbringend einsetzten. Der interdisziplinären Wissenstransfer von Sport zum Management ist also durchaus lohnend! Deshalb habe ich meine Interpretation der zehn Learnings noch einmal für euch zusammengefasst:
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- Übung macht nicht nur den Meister, sondern gibt Sicherheit und sorgt für die bestmögliche Performance, wenn es darauf ankommt.
- Ohne festgelegtes Ziel kann uns auch der beste Kompass nicht den Weg weisen und wir irren herum.
- Wir müssen uns unserer Schwächen, aber vor allem unserer Stärken bewusst werden.
- Wir müssen unsere Stärken stärken und uns selbst stark reden.
- Nur durch Herausforderungen und Aufgaben sammeln wir Erfahrung.
- Unser “Akku” sollte regelmäßig aufgeladen werden, bevor er ganz leer ist.
- An konstruktivem Feedback können wir wachsen, daher sollten wir lernen, mehr Feedback zu geben, aber auch besser damit umzugehen.
- Wir können selbst entscheiden, Körpersignale statt als Angst und Aufregung als Vorfreude zu interpretieren.
- Gewisse Routinen helfen uns als Anker, Leistung abzurufen, wenn es darauf ankommt.
- Psychologische Betreuung sollte normalisiert werden und kann dabei helfen, Rückschläge besser und schneller zu verarbeiten und unser volles Potenzial in jeder Situation und Lebenslage auszuschöpfen.
Mit der Fußball-EM der Frauen in diesem Sommer und der Übernahme vom Frauenteam von FC Viktoria Berlin wurden längst überfällige Diskussionen angestoßen, um für Gleichberechtigung im Sport zu sorgen.
Jetzt ist es essenziell, die Gespräche mit Entscheiderinnen aufzunehmen und die Veränderung weiter voranzutreiben. Dem Frauenteam von FC Viktoria Berlin drücke ich die Daumen. Ich freue mich, vor Ort im Stadion Lichterfelde dabei zu sein und das Team anzufeuern! #vivaViktoria
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