Wirtschaft

Gamestop: Aktiensplit-Chaos bei vielen deutschen Banken und Brokern

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Unsplash.com / Michael Förtsch
geschrieben von Fabian Peters

Videospielehändler Gamestop führte am 22. Juli 2022 einen Aktiensplit im Verhältnis 1-zu-4 durch. Nur wenige Tage später verschwanden die zusätzlichen Gamestop-Aktien jedoch spurlos aus den Depots vieler deutscher Anleger. Der Wert der ursprünglichen Wertpapiere fiel allerdings im Verhältnis 1-zu-4. Eine Spurensuche. 

Bereits im April 2022 keimten Gerüchte auf, dass Videospielehändler Gamestop einen Aktiensplit durchführen wolle, um seine Wertpapiere attraktiver zu machen. Rund zwei Monate später kündigte das börsennotierte Unternehmen eine entsprechende Kapitalmaßnahme an.

In einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens vom 6. Juli 2022 heißt es, dass der US-Konzern „einen Split der Stammaktien der Klasse A des Unternehmens im Verhältnis 1:4 in Form einer Aktiendividende beschlossen und erklärt hat“.


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Demnach würden alle Aktionäre, „die bei Geschäftsabschluss am 18. Juli 2022 im Aktienregister eingetragen sind“, eine Dividende in Höhe von drei zusätzlichen Aktien für jede ihrer Stammaktien erhalten. Als Ausschüttungstermin nannte das Unternehmen wiederum den 21. Juli 2022.

Aktiensplit vs. Aktiendividende: Chaos rund um die Gamestop-Aktie

Am folgenden Handelstag erhielten die Gamestop-Aktionäre auch hierzulande drei zusätzliche Aktien für jede in ihrem Depot gehaltene Stammaktie. Der Wert der Gamestop-Aktie verringerte sich dabei um 75 Prozent. Wer zuvor beispielsweise zehn Aktien zu einem Kurs von 150 Euro hielt, hatte anschließend 40 Aktien zu einem Kurs von 37,50 Euro.

Der Gesamtwert blieb jedoch gleich – in dem Fall bei 1.500 Euro. Bei allen Banken wurde die Kapitalmaßnahme außerdem als Aktiensplit beziehungsweise Stock Split bezeichnet. Doch was dann folgte, dürfte für viele Anleger im wahrsten Sinne des Wortes ein böses Erwachen gewesen sein.

Gamestop-Aktien über Nacht spurlos verschwunden

Denn in der Nacht vom 29. Juli zum 30. Juli verschwanden die zusätzlichen Aktien spurlos aus ihren Depots. Der Preis der ursprünglichen Aktien blieb jedoch gesplittet, sodass unterm Strich ein Kapitalverlust von 75 Prozent stand. Das berichten zahlreiche User in Forenbeiträgen auf Reddit.

Die betroffenen Aktionäre erhielten demnach zunächst auch keine Informationen von ihren Banken und Brokern. Unseren Recherchen und Insider-Informationen zufolge sind unter anderem Kund:innen der Sparkasse, Postbank, Volksbank, Sparda Bank und der DKB betroffen.

Der kleinste gemeinsame Nenner ist dabei, dass die Deutsche WertpapierService Bank (dwp-Bank) den Wertpapierservice für all diese Banken abwickelt. Eine Anfrage von BASIC thinking ließ die dwp-Bank bislang unbeantwortet. Aus dem Umfeld der DKB hieß es derweil, dass die Bank keinen Einfluss auf die Ausgestaltung von Kapitalmaßnahmen habe und auf ihre Datenlieferanten angewiesen sei.

Auch aus Sparkassen-Kreisen sickerten ähnliche Aussagen durch. Demnach habe es unterschiedliche Ansichten bei der steuerlichen Umsetzung gegeben. Beide Banken betonten, dass bereits eine Korrektur stattgefunden habe und die Buchungen zeitnah korrekt ausgeführt werden.

BaFin ermahnt depotführende Banken zur korrekten Umsetzung

Aufgrund zahlreicher Hinweise von Anlegern sah sich mittlerweile auch die Finanzaufsichtsbehörde BaFin zu einer Stellungnahme veranlasst. Demnach habe die Behörde die depotführenden Banken ermahnt, „die Einlieferung der jungen Aktien sicherzustellen.“

Auf technischer Ebene wurde die Kapitalmaßnahme von den Datenprovidern zudem als Aktiensplit und nicht als Stockdividende gehandhabt. Einzelne Provider hätten die Art der Maßnahmen am 29. Juli allerdings in eine Stockdividende abgeändert, nur um dies am 1. August wieder rückgängig zu machen.

Der BaFin zufolge könne dies bei einigen Banken und Brokern eine technische Neuabrechnung erforderlich machen. Diese solle jedoch in den kommenden Tagen erfolgen. Grund für das Hin und Her sind steuerliche Gründe. Die Finanzdatenbank WM Datenservice hatte ihre Einschätzung nämlich geändert.

Die Kapitalmaßnahme bei Gamestop erfolgt hierzulande letztlich als steuerneutraler Aktiensplit und nicht als mitunter steuerpflichtige Stockdividende.

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).

9 Kommentare

  • Der grosse Vorteil meiner Meinung nach GME hat sagen wir mal 10 Mio Aktien (fiktiver Wert zur vereinfachten Darstellung )bei einem Split 1:4 geben sie 30 Mio neue Aktien aus und weiter an die Verteilstelle wenn diese 30 Mio weg sind und noch nicht jeder seine sofort handelbaren Aktien hat dann ist das der endgültige Beweis für den grossen Betrug ! Bitte klärt mich auf ob ich einen Denkfehler habe oder ob das so stimmt

    • Hallo Markus Köngeter,

      alle Gamestop-Aktionäre, die bei Geschäftsabschluss am 18. Juli 2022 im Aktienregister eingetragen waren, erhalten die zusätzlichen Aktien. Die, die von der Stornierung betroffen sind, sollen diese nun zurückerhalten. Allerdings hatten die Betroffenen zwischenzeitlich nicht die Möglichkeit, damit zu handeln.

      Herzliche Grüße
      Fabian Peters

  • Schreib doch auch , warum man keinen Aktiensplit sondern eine Aktiendividende genommen hat. Oder ist das Thema zu heiß?
    Wenn dann richtig, mit allen wenn und aber. So ist das nur kalter Kaffee, den man auch bei der Bafin nachlesen kann.
    Mit freundlichen Grüßen

    • Lieber Michael Schmidt,

      hierzulande wird die Kapitalmaßnahme als Aktiensplit ausgeführt. Hintergrund sind sowohl technische als auch steuerliche Gründe. Für das Chaos sorgte wiederum eine Fehleinschätzung des Datenproviders. Welcher Kaffee ist in diesem Zusammenhang zu heiß oder kalt?

      Herzliche Grüße
      Fabian Peters

      • Nein, einfach nein. GameStop hat ein offizielles Schreiben veröffentlicht in dem ganz klar von einer Aktiendividende gesprochen wird. Alles andere ist Betrug und nichts weiter. Deutschland kann nicht einfach Mal sagen, dass die es anders handhaben.

        Außerdem kann man auch Mal ansprechen warum die meisten deutschen Boomer Broker es nicht gebacken bekommen einen Direct Registration Auftrag durchzuführen. Das ist simpelste Brokertätigkeit und sie bekommen es sogar mit eigener Zuarbeit nicht hin.

        Und zu Ihnen Herr Peters: wenn sie bereits im ersten Satz offensichtlich machen, dass sie auch verwirrt zu sein scheinen, warum verfassen sie dann diesen Artikel? Es ist kein Stock Split. Es ist eine Stock Dividend. IM ERSTEN SATZ!!!!

        Ungläubige Grüße,

        Georg

        • Hallo Georg,

          Gamestop spricht explizit von einem „four-for-One Stock Split“ bzw. „four-for-one split of the Company’s Class A common stock in the form of a stock dividend“, also einem Aktiensplit in Form einer Dividende. Die Begriffe und unterschiedlichen Rechtssysteme können dabei nur bedingt miteinander verglichen werden. Eine „stock dividend“ ist nach US-amerikanischem Recht beispielsweise nicht pauschal mit der deutschen Sach- bzw. Aktiendividende vergleichbar. Finanzverwaltung und Depotbanken können die Kapitalmaßnahme hierzulande deshalb steuerlich unterschiedlich handhaben. Was zusätzlich für Verwirrung gesorgt hat, ist dass die Datenprovider ihre Einschätzung mehrmals geändert haben. Die Schuld liegt dabei nicht bei den Brokern und Banken, da diese die Daten, die sie erhalten lediglich umsetzen.

          Herzliche Grüße
          Fabian Peters

  • Die DTCC hat als Datenlieferant absichtlich falsche Informationen zur verfahrensweise des Split ab die Broker weitergegeben. Gme hat nachweislich und unmissverständlich den Aktiensplit als steuerneutralen Dividendensplit bei der DTCC angemeldet. Das ist ja nicht das erste Mal das die DTCC für ein Unternehmen ein Split durchführt. Somit ist meines Erachtens der Nachweis klar belegt das deutlich mehr Aktien im Umlauf sind als es tatsächlich sein sollten – Stichwort naked Shorts.

    RC wird jetzt wahrscheinlich den Split rückgängig machen und im besten Fall eine Neuausgabe via Blockchain durchführen was den endgültigen Beweis für den Betrug aufdecken wird.