Im Klimacheck von BASIC thinking stellen wir die Nachhaltigkeitsstrategien von Konzernen auf den Prüfstand. Wie nachhaltig und grün sind die Konzepte wirklich? Diesmal: Der Getränke-Hersteller Coca Cola.
Ob eine kühle Fanta, Capri-Sonne oder ein Wasser der Marke Appollinaris an einem heißen Sommertag: Viele von uns greifen immer wieder zu einem der vielen Erfrischungsgetränke der Coca-Cola Company. Und das oft, ohne uns im Klaren darüber zu sein, welche Rolle das Unternehmen in der globalen Klimaentwicklung spielt.
Dabei wurde der Konzern im vergangenen Jahr wiederholt zum Spitzenreiter unter den Plastikmüll-Produzent:innen weltweit gekürt. Statistiken zufolge war Coca-Cola mit 19.826 gefundenen Plastikstücken das Unternehmen, das weltweit am meisten Plastik verursachte. Insgesamt 5,49 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen hat der Konzern zudem im Jahr 2021 produziert.
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Der Softdrink-Hersteller wurde dabei nicht nur einmal öffentlich für seinen Beitrag zur weltweiten Plastikkrise kritisiert. Aber was unternimmt Coca-Cola, um nachhaltiger zu sein? Und setzt das Unternehmen seine Versprechen auch wirklich in die Tat um?
Das ist Coca-Colas Klimakonzept
Als Reaktion auf die Kritik der Öffentlichkeit präsentierte Coca-Cola bereits 1980 sein erstes Umweltteam. Im Jahr 2013 folgte ein Nachhaltigkeitskonzept namens „Climate Action„. Dabei konzentriert sich das Unternehmen zunächst auf den eigenen CO2-Fußabdruck. Ziel war es damals, die im eigenen Haus produzierten Treibhausgasemissionen bis 2020 um 25 Prozent zu senken.
Und dieses Ziel erreichte die Coca-Cola Company sogar. Die Gesamtsituation verbesserte sich jedoch nur marginal. Denn der Konzern produzierte trotzdem noch rund 5,24 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Und vermutlich ahnte der Softdrink-Hersteller auch schon, dass die Maßnahmen im Auge der Öffentlichkeit nicht ausreichen würden.
Das Unternehmen steckte sich im Jahr 2019 deshalb ambitioniertere Ziele und will die hauseigenen Emissionen bis 2030 erneut um 25 Prozent senken. Bis 2050 sollen die Emissionen sogar gen Null gehen.
Welche Nachhaltigkeits-Maßnahmen will Coca-Cola ergreifen?
Schaut man sich den Climate Action-Plan an, findet man zwar eine nach außen hin sehr gut organisierte Website. Konkrete Pläne lassen sich allerdings erst nach umfangreicher Suche finden. Denn zunächst werden Leser:innen mit endlosen Beteuerungen konfrontiert, die darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, das Klima zu schützen.
Der Konzern wiederholt dabei immer wieder, dass Coca-Cola deshalb mit Wissenschaftler:innen an Strategien gearbeitet habe, um das auch umzusetzen. Auf einer Unterseite lassen sich dann doch eine Handvoll Informationen finden. Dabei konzentriert sich Coca-Cola auf folgende Bereiche, in denen verschiedene Maßnahmen zur Senkung des CO2-Fußabdrucks vorgestellt werden:
- Verpackungen
- Kältetechnik
- Inhaltsstoffe und
- Herstellung und Vertrieb
Verpackungen
Grundsätzlich plant Coca-Cola, das Gewicht seiner Behälter zu reduzieren und mehr recycelte Materialien zu verwenden. Daraus sollen insgesamt Verpackung mit einem geringerem Kohlenstoffgehalt entstehen.
Außerdem strebt der Getränkehersteller eine Kreislaufwirtschaft an. Die soll dabei helfen, Plastikmüll zu bekämpfen, indem alle Flaschen und Dosen gesammelt und zur Herstellung neuer Verpackungen genutzt werden.
Kältetechnik
Die neuen Kühlgeräte seien FKW-frei. Das bedeute, dass die Kühltechnologie klimafreundlich sei und kein Fluorkohlenwasserstoff enthalte. Die hocheffizienten Systeme seien sogar mit dem „Energy Star“ ausgezeichnet. Das ist ein Siegel für besonders energieeffiziente Elektrogeräte.
Und tatsächlich: In einer Erklärung aus dem Jahr 2013 lobt die Umweltorganisation Greenpeace das Engagement von Coca-Cola, weil sie sich „nach mehreren Jahren Auseinandersetzung verpflichteten“, sich von FKW-haltigen Kühlgeräten zu verabschieden.
Inhaltsstoffe
Im Bereich Inhaltsstoffe geht es Coca-Cola vor allem darum, weniger Wasser zu verbrauchen. Dafür arbeite das Unternehmen mit landwirtschaftlichen Zuliefer:innen zusammen. Deren Praktiken sollen das Land sowie die Wassereinzugsgebiete schützen.
Diese Maßnahme soll es dem natürlichen Ökosystem ermöglichen, Kohlenstoff zu binden und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit gegenüber Temperaturschwankungen zu erhöhen.
Außerdem unterstütze Coca-Cola das sogenannte „Field-to-Market-Lieferkettenmanagementprogramm für Landwirte. Mit dessen Hilfe sollen Landwirte die eigene Auswirkung beispielsweise auf den Energieverbrauch, die Wasserqualität und den Bodenkohlenstoff ermitteln können.
Herstellung und Vertrieb
Auch in den Produktionsbetrieben sowie den Fuhrparks von Coca-Cola soll Kohlenstoff eingespart werden. Dabei setze das Unternehmen auf kraftstoffsparende Fahrzeuge und investiere erneuerbare Energien.
Diese Maßnahmen klingen auf dem Papier relativ gut – aber eben nur auf dem Papier. Und da knüpft der kontinuierliche Strom an Kritik an, mit dem sich das Unternehmen auseinandersetzen muss.
Coca Cola wegen Greenwashing verklagt
Gefeierte Papierflasche nur ein Prototyp
Trotz aller Bemühungen um ein gutes Image überwiegen bei Coca-Cola die Negativ-News. So rückt das Unternehmen beispielsweise immer wieder wegen verschiedener Greenwashing-Kampagnen ins Rampenlicht.
Beispielsweise warb der Getränkehersteller im April 2021 mit einer Flasche aus Papier. Zu 100 Prozent recycelbar und aus nachhaltig gewonnenem Holz gefertigt – so sollte der Prototyp daherkommen. Schnell wurde allerdings klar, dass Coca-Cola noch nicht weiter ernsthaft darüber nachgedacht hat, wie der Proto- zum Serientyp werden könnte.
Vollständig recycelbar ist die Flasche auch nur, wenn sie in ihre Einzelteile zerlegt und die nötige Technik dafür vorhanden ist. Auch die Frage, ob der Konzern einfach nur keine Lust mehr auf die Annahme von Pfandflaschen hat, befindet sich noch in der Diskussion.
Flaschen aus Meeresplastik nur ein Werbegag?
Eine aktuelle Untersuchung der Changing Markets Foundation enttarnte Coca-Cola als eines von vielen Unternehmen, die beim Thema Nachhaltigkeit den Mund sehr voll nehmen.
So habe der Konzern Millionen dafür ausgegeben, eine Innovation zu promoten, die besagt, dass Flaschen zu 25 Prozent aus Meeresplastik bestehen. Mit keinem Wort wird allerdings der Umstand erwähnt, dass der meiste Plastikmüll im Meer überhaupt erst durch Coca-Cola dort gelandet ist.
Im Juni 2021 verklagte die NGO Earth Island Institute den Konzern, weil er sich global als nachhaltig und umweltfreundlich vermarktet, dabei aber gleichzeitig der größte Plastikverschmutzer der Welt ist. Und auch die Deutsche Umwelthilfe erweitert die Gruppe derjeniger, die Coca-Cola wegen eben dieses Greenwashings kritisieren.
Einschätzung: Agiert Coca-Cola nachhaltig?
Laut eigenen Angaben im deutschen Nachhaltigkeitsbericht 2021 wurde Coca-Cola zum sechsten Mal im „Dow Jones Sustainability Index“ gelistet. Damit gehört der Konzern zu den führenden Unternehmen seiner Branche in Sachen Nachhaltigkeit. Auch zeigt der Softdrink-Abfüller, dass er an Zusammenarbeiten mit Umweltorganisationen wie dem WWF interessiert ist.
Greenpeace allerdings setzt das Unternehmen 2021 wieder auf Platz eins der größten Plastikverschmutzer:innen der Welt und erwähnt den bekannten „Climate Action“-Plan. Der habe nämlich nur wenig Einfluss auf die Plastikverschmutzung des Unternehmens.
Und nicht nur Plastikmüll ist Coca-Colas Stein im Schuh der Gesellschaft. Nebenbei macht die Company auch Schlagzeilen mit dem Versuch, immer knapper werdendes Grundwasser in Flaschen abgefüllt zu verkaufen.
Sicher ist es ein nobles Ziel, die Emissionsrate der eigenen Produktion senken zu wollen. Aber die Frage bleibt: Können diese Bemühungen wirklich die Millionen Plastikflaschen ausgleichen, die Coca-Cola immer noch täglich in Umlauf bringt? Die Antwort heißt objektiv gesehen „Nein“.
Denn Pläne, Versuche und Außenkommunikation sind nur eine Seite der Medaille. Und ein nachhaltiger Plan allein reicht nicht aus, um die Welt vor der Klimakatastrophe zu retten. Dafür braucht es auch nachhaltige Aktionen. Und die sollten vielleicht mit einer Exkursion der Coca-Cola-Führungsriege zum Strand beginnen, wo alle mal ein paar Plastikflaschen einsammeln können.
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