Twitter, Datenschutz und die DSGVO: Diese Kombination soll für Nutzer:innen theoretisch mehr Klarheit über die Informationen schaffen, die die Plattform speichert. Doch: Was verraten die eigenen Twitter-Daten wirklich? Sind sie hilfreich? Eine kommentierende Analyse.
Die Datenschutz-Grundverordnung – kurz DSGVO – ist für die allermeisten Unternehmen und deren Marketing- sowie Öffentlichkeitsarbeits-Abteilungen eine lästige Erscheinung. Schließlich gilt seit dem Inkrafttreten der DSGVO am 25. Mai 2018 ein verschärfter Datenschutz in Deutschland und Europa.
Letztendlich verfolgt die DSGVO vereinfacht ausgedrückt das Ziel, die personenbezogenen Daten von (Privat-)Personen besser zu schützen. Dadurch soll einerseits der Missbrauch von Daten unterbunden und bestraft werden.
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Andererseits soll mehr Transparenz geschaffen werden. Das heißt: Nutzer:innen von digitalen Plattformen sollen einfach, verständlich und unkompliziert erfahren, was mit ihren persönlichen Daten passiert – und im Anschluss die Option erhalten, diese gesammelten Daten auch zu löschen.
Twitter, Datenschutz und DSGVO: Das Transparenz-Versprechen
Selbstverständlich gilt die DSGVO auch für Twitter – Datenschutz steht also auch beim Kurznachrichtendienst seit mindestens vier Jahren sehr weit oben auf der Tagesordnung.
Und so bietet Twitter, wie (fast) alle sozialen Netzwerke und digitalen (Kommunikations-)Plattformen die Möglichkeit, die gesammelten, persönlichen Daten in einem Archiv herunterzuladen. (Dafür haben wir dir eine ausführliche Anleitung geschrieben.)
Das Versprechen klingt dabei zunächst einmal verlockend. So heißt es in den Einstellungen:
Du kannst eine ZIP-Datei mit einem Archiv deiner Account-Informationen, Account-Verlauf, Apps und Geräten, Account-Aktivität, Interessen und Werbedaten herunterladen.
Tatsächlich funktioniert der Download der eigenen Twitter-Daten unkompliziert. In weniger als 24 Stunden stehen die persönlichen Informationen zur Verfügung.
Twitter, Datenschutz: Was verraten dir deine Twitter-Daten wirklich?
Doch mit dem Empfang der ZIP-Datei endet für den Großteil der Twitter-Nutzer:innen der verständliche Teil der Kommunikation. Wer dem Link folgt, landet auf einer schick gestalteten Seite von Twitter. Dort gibt es eine kleine Statistik-Übersicht:
- Anzahl der Tweets
- Gefällt-mir-Angaben
- Blockierte Accounts
- Stummgeschaltete Accounts
- Listen
- Momente
Für alle weiterführenden Informationen ist es nun notwendig, in den Ordner einzutauchen. Doch wer nun Word-Dateien und verständliche Texte und Übersichten erwartet, wird bitterlich enttäuscht.
Die meisten deiner Twitter-Daten sind als Javascript-Datei gespeichert. Zwar gibt es eine Readme-Datei, die bei der Analyse der Daten hilft. Allerdings dürften die meisten technischen Laien bereits an dieser Stelle aussteigen, womit die Voraussetzungen der DSGVO eigentlich schon ad absurdum geführt worden sind.
Twitter-Daten: Für Entwickler – und frustrierte User
Mit etwas Zeit und Mühe lassen sich aus den Dateien selbstverständlich einige interessante Informationen finden. In der Ad-Impressions-Datei listet Twitter beispielsweise alle Anzeigen auf, die dir in deinem Newsfeed ausgespielt worden sind – und warum sie dort erschienen sind.
So erfahren wir beispielsweise, dass ich einen Promoted Tweet vom 10-Minuten-Lieferdienst Gorillas gesehen habe. Dabei gab es Übereinstimmungen mit meinen (angeblichen) Interessen an Fußball, Kochen und Gaming-Nachrichten.
Ich habe die Anzeige am 2. Juni 2022 um 20.39 Uhr auf einem iPhone 11 mit iOS als Betriebssystem in meinem Home-Feed gesehen. Soweit so gut.
Allerdings ist die Darstellungsform weder einfach, noch erweckt Twitter den Anschein, dass die Plattform ein großes Interesse daran hat, die gesammelten Daten transparent für den Durchschnitts-User zu transportieren.
Twitter: Datenschutz? Nein, danke!
Dementsprechend ernüchternd fällt auch das Fazit zur Analyse meiner Twitter-Daten aus. Wer sich mehrere Stunden Zeit nimmt und ein gewisses Maß an technischem Verständnis mitbringt, kann beim Durchwühlen von Javascript-Dateien sicherlich die eine oder andere interessante Information entdecken.
Das eigentliche Ziel der DSGVO – mehr Transparenz für die Nutzer:innen – wird jedoch verfehlt. Es kann keine Rede davon sein, dass die gesammelten persönlichen Daten in einer nachzuvollziehenden Art und Weise dargestellt werden.
Falls Twitter ein ernstzunehmendes Interesse an Transparenz hat, sollte es an der Wiedergabe und Form der Daten dringend arbeiten. Denn bislang erfüllen die Twitter-Daten keine der versprochenen Kriterien.
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