Wenn Kühe „mal müssen“, scheiden sie umweltschädliche Stoffe aus, die ins Grundwasser gelangen. Forscher:innen aus Deutschland und Neuseeland arbeiten deshalb gemeinsam an einer Toilette für Kühe. Die soll den schädlichen Urin der Tiere auffangen.
Milch, Sahne, Butter, Joghurt: In Deutschland konsumierten die Menschen im vergangenen Jahr pro Kopf 84,23 Kilogramm Frischmilcherzeugnisse. Die meisten Produkte haben Verbraucher:innen dabei neuseeländischen Kühen zu verdanken. Denn das Land ist der größte Exporteur von Milch und Milchprodukten weltweit.
Laut Medienberichten sorgen etwa 6,5 Millionen neuseeländische Kühe pro Jahr für rund 22 Millionen Liter Milch. Das hat extreme Auswirkungen auf die Umwelt. Denn der Kot und Urin von Kühen enthält Ammoniak, Nitrat- und Stickstoffoxide, die jedes Mal, wenn eine Kuh „mal muss“, ins Grundwasser gelangen. Eine Toilette für Kühe soll dieses Problem nun lösen.
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So funktioniert die Toilette für Kühe
Die Idee zur Kuh-Toilette entstand aus einer Zusammenarbeit von Verhaltensforscher:innen des Leibniz-Institut für Nutzerbiologie (FBN) und Wissenschaftler:innen der University of Auckland in Neuseeland. Gemeinsam veröffentlichten die Forschenden ihre Untersuchungsergebnisse im Fachmagazin Current Biology.
Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie Menschen das Ausscheidungsverhalten von Kühen steuern können. An 16 Kälbern wiesen die Wissenschaftler:innen zunächst nach, dass die Tiere ihren Urin zurückhalten können. Nun sollten sie dazu erzogen werden, an einer bestimmten Stelle zu urinieren. Dazu wurden die Kühe mit speziellen Halsbändern ausgestattet.
Forschende bringen Kühen bei auf Toilette zu gehen
Wenn du Kühe anfingen, ihr Geschäft an der falschen Stelle zu erledigen, ließen die Forscher:innen die Halsbänder vibrieren. Das verursachte zwar keine körperlichen Schmerzen für die Tiere, allerdings lernten dadurch, eine kurze Strecke zu einer Latrinenbox zurückzulegen. Dort erhielten sie eine Belohnung in Form von Futter.
„So trainieren manche Leute ihre Kinder. Sie setzen sie auf die Toilette, warten, bis sie pinkeln, und belohnen sie dann, wenn sie es tun“, so Wissenschaftlerin Lindsay Matthews von der University of Auckland. Es habe sich herausgestellt, dass diese Vorgehensweise auch bei Kühen funktioniert.
Mit der Zeit vergrößerte die Forschungsgruppe den Abstand zwischen der Toilette und den Kühen. Wenn die Kälber nicht in die entsprechende Latrinenbox gingen, wurden sie mit ein wenig kaltem Wasser bespritzt, um ihnen ihr Fehlverhalten zu verdeutlichen. Nach nur 20 bis 25 Versuchen erlernten die Kühe dabei, wohin sie gehen müssen, wenn sie „mal müssen“.
Millionen Kühe sollen zum Toilettengang erzogen werden
Obwohl das Forschungsteam es geschafft hat, die 16 Kälber erfolgreich auf die Toilette zu führen, stehen noch größere Herausforderungen an. Denn das System soll demnächst Millionen Tiere dazu erziehen, auf die Kuhtoilette zu gehen.
Modellrechnungen des Projektes haben ergeben, dass das Auffangen von etwa 80 Prozent des Kuhurins in entsprechenden Latrinen zu einer Verringerung der Ammoniakemissionen um 56 Prozent führen könnte. Auch die Tiere würden den Forscher:innen zufolge davon profitieren, sich in einer saubereren Umgebung aufzuhalten.
„Wenn wir es wirklich schaffen, die Intelligenz der Tiere für eine Einrichtung von Kuhtoiletten in der Praxis zu nutzen, würden alle profitieren: Die Kühe, die Tierhalter und die Umwelt“, so Verhaltensbiologe Lars Schrader.
Die Toilette für Kühe ist nicht das erste Projekt, das die Umwelt vor Ausscheidungen der Tiere schützen soll. Ein britisches Start-up hatte in der Vergangenheit beispielsweise eine Maske entwickelt, mit der umweltschädliche Kuhrülpser neutralisiert werden können.
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