Das Münchner Start-up Magmet hat einen Weg gefunden, E-Autos kabellos zu laden. Ein neuartiges System verspricht dabei Strom, der aus der Straße kommt. Die Technologie soll bereits dieses Jahr zum Einsatz kommen und im Raum München E-Busse über Nacht wie von Geisterhand aufladen.
Die Elektromobilität soll uns dabei helfen, CO2-Emissionen zu reduzieren, während wir uns trotzdem noch wie gewohnt bewegen können. Oftmals hakt es jedoch genau an diesem Punkt, denn Elektrofahrzeuge müssen nach verhältnismäßig kurzer Zeit an die Steckdose. Eine Ladestation zu finden, ist zudem nicht immer einfach.
Das Münchner Start-up Magmet hat dafür nun einen Lösungsansatz parat. Der Name steht nämlich für „magnetisierbarer Zement“ und beschreibt genau das Konzept der Oberhachinger Unternehmens. Auf der Firmenwebsite von Magmet heißt es:
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Wir glauben an einen emissionsfreien, elektrifizierten Transport und an Fahrzeuge, die dort laden können, wo sie fahren, und die nicht zum Laden fahren müssen.
Das Ladesystem des Unternehmens befindet sich dabei im Boden und lädt E-Autos sozusagen von der Straße aus – und das ohne Kabel. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärte Magmet-CEO Mauricio Esguerra wie das System funktioniert.
So kommt der Strom aus der Straße
Magmet wurde im Jahr 2015 gegründet und hat sich darauf spezialisiert, sogenannte „MagPads“ zu produzieren. Das sind Platten, die aus Beton und recycelten magnetischen Partikeln bestehen. Diese Ferrite seien metallene Werkstoffe, zu deren Bestanteilen wiederum Eisen-, Nickel- und Zinkoxid zählen, so Esguerra.
In Beton eingegossen schaffen die Ferrite ein Magnetfeld, das den Strom drahtlos zum Fahrzeug transportiere. Der Strom kommt dabei per Spule in den Boden, die vom magnetisierten Beton umschlossen sind. „Das funktioniert wie ein Induktionsherd oder wie wenn Sie Ihr Handy auf eine Ladeplatte legen“, erklärt Magmet-CEO Esguerra.
Passant:innen müssten zudem keine Sorgen vor den Magnetfeldern haben. Tiere oder Menschen könnten einfach über die Platten gehen, ohne das etwas passiert. Erst wenn der Empfänger-Akku eines E-Fahrzeuges direkt über dem System liege, beginnt die Induktion. Der magnetisierte Beton richte die elektrische Ladung dann zielgenau nach oben.
Recycelte Materialien sparen Ressourcen
Während das System relativ neuartig ist, sind es die verwendeten Materialien nicht. Mauricio Esguerra erklärt, dass Ferrite eine extrem hohe Ausschussrate von sieben Prozent hätten. Das sei wie bei Keramik. Sobald ein Sprung oder Riss drin sei, würde das Material aussortiert.
Dabei entstünden weltweit etwa 500.000 Tonnen Ausschuss pro Jahr – also ganze Berge von ungenutztem energieintensiven Material. Aber auch da fängt die Innovation von Magmet noch nicht an. Denn dieses Material wird schon seit Langem zerkleinert und als funktionslosen Zuschlag in Beton für den Straßenbau eingemischt.
„Das hat für uns den Vorteil, dass wir keine eigenen Fabriken aufziehen müssen und auch keine hohen Transportkosten entstehen.“ Das besondere sei allerdings, dass die Ferrite den Beton stabiler und somit länger haltbar machen. Durch das Recycling spare diese Technologie Ressourcen, wie beispielsweise CO2.
Magment will E-Busse wie von Geisterhand laden
In den kommenden Monaten will die Gemeinde Oberhaching das neue System zunächst mit seinen Elektrobussen testen. Die werden derzeit mit den nötigen Empfängerboxen am Unterrand der Fahrzeuge nachgerüstet. Damit benötigen die E-Busse künftig keine Kabel mehr, um zu laden.
Das kabellose Ladesystem soll aber nicht nur bei E-Bussen zum Einsatz kommen. Eine Münchner Hotelkette wolle das System auch an ihren Leih-Scootern testen. Dabei können Kund:innen per elektronischer Anzeige sehen, welche Scooter voll geladen und fahrbereit sind.
Ein kabelloses Ladesystem für E-Autos
Während Magmets kabelloses Ladesystem den Vorteil hat, Elektrofahrzeuge künftig nicht mehr zum Laden anschließen zu müssen, sind bisher nur ein Prozent der Autos überhaupt elektrifiziert. Als erste Unternehmen habe bisher zunächst Hyundai angekündigt, einige Modelle mit Induktionslademöglichkeiten ausstatten zu wollen.
Und auch wenn die Fahrzeuge aufgerüstet werden sollten, müsse das System immernoch in den Boden eingebaut werden. Dabei rechne das Bundesverkehrsministerium mit Gesamtkosten von 14 bis 17 Millionen Euro pro Kilometern.
Deshalb soll das Ladesystem erst einmal dort eingebaut werden, wo Fahrzeuge häufig halten, wie beispielsweise an Bahnhöfen. Magmet forscht immer weiter an seiner Technologie, um die magnetische Leistung der Platten zu verbessern und somit auch die Massenproduktion zu erleichtern.
In Kooperation mit anderen Unternehmen testet das Münchner Start-up sowohl in Deutschland als auch den USA verschiedene „Haltestellen“ und Teststrecken. Es könnte also schon bald soweit sein, dass E-Fahrzeuge schon während des Fahrens geladen werden können, anstatt sie an bestimmten Orten zu laden.
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