Wirtschaft

Gründer und der Zug zum Tor

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unsplash.com/ Glen Carrie
geschrieben von Carsten Lexa

Vor drei Wochen habe ich in meiner Kolumne geschrieben, dass Gründer:innen keine Enten sein sollen. Wenn du diesen Beitrag noch nicht gelesen hast, dann empfehle ich dir, das nachzuholen. Im Nachgang gab es einige Reaktionen, insbesondere mit der Frage, wie denn eine zielgerichtete Aktivität aussehen muss. 

Gründer:innen sind regelmäßig sehr beschäftigt. Und viele Aktivitäten sind auch wirklich wichtig. Das sind nämlich diejenigen, die dem übergeordneten Ziel dienen. Und was ist regelmäßig dieses übergeordnete Ziel?

Meistens geht es darum, ausreichend Geld zu verdienen, damit das Unternehmen nicht seine Aktivitäten insgesamt einstellen muss, weil es ansonsten aufhört zu existieren. Daneben kann es natürlich auch noch andere wichtige Ziele geben. Aber regelmäßig geht es um Geld und wie man es verdient.

Das Entenprinzip

In diesem Zusammenhang ist dann zuerst wichtig, dass Gründer:innen das Entenprinzip verinnerlicht haben und nicht aktiv werden um der Aktivitäten willen. Das bedeutet, dass die Aktivitäten überhaupt darauf ausgerichtet werden, etwas sinnvolles für das Unternehmen zu machen.

Beispielsweise wird nicht tagelang im Internet recherchiert, welche Marketingaktivitäten unternommen werden können, wenn es noch gar kein Produkt gibt, das verkauft werden kann. Es sind also vielmehr Ziele zu identifizieren und dann zu schauen, wie diese Ziele erreicht werden können.

Bis hierhin ist das eine relativ simple Angelegenheit, auch wenn viele Gründer:innen damit Schwierigkeiten haben. Zu verlockend ist es, überhaupt irgendetwas zu tun, denn dann kann am Abend gesagt werden, dass man ja so viel gemacht hat.

Gründer und der Fokus eines Torjägers

Haben Gründer:innen aber verstanden, dass sie zielorientiert agieren müssen, dann können sie den nächsten Schritt machen. Denn jetzt geht es um den laserscharfen Fokus. Und den kann man sich bei Fußballspielern abschauen, insbesondere bei den guten Torjägern wie Messi oder Ronaldo.

Was passiert, wenn diese den Ball haben? Sie ziehen zum Tor. Man sieht selten, dass sie noch einmal den Ball abgeben (auch wenn das natürlich vorkommt, beispielsweise weil sie erkennen, dass ein anderer Spieler in einer besseren Position steht oder die Verteidigung vor ihnen zu kompakt ist). Wenn sie den Ball haben, dann gibt es nur einen Weg: zum Tor.

Der Zug zum Tor

Oder anders gesagt: Ihr Blickfeld verengt sich und sie haben nur noch ein Ziel vor Augen. Alles andere verliert Bedeutung. Die Zuschauer werden nicht mehr gehört, die Abwehrspieler sind nur noch überwindbare Hindernisse und der Torwart ist nichts anderes als eine letzte Lappalie, bevor das Ziel erreicht ist. Gute Stürmer haben einen unwiderstehlichen Zug zum Tor.

Und genau dies müssen sich Gründer:innen genau anschauen und abschauen. Sie brauchen den Zug zum Tor im übertragenen Sinn. Wenn klar ist, wo sie mit ihrer Geschäftsidee hinwollen und was ihr Ziel ist, dann müssen sie beginnen einen so großen Fokus zu entwickeln, dass alles auf dem Weg dorthin unwichtig wird.

Sie müssen ihr Blickfeld so verengen, dass sie nur noch das Ziel im Blick haben. Dies glasklar, aber nichts anderes mehr.

Die negativen Seiten von einem klaren Fokus

Bedeutet das, dass Dinge auf der Strecke bleiben? Ja, absolut! Denn man kann nicht alles haben – beispielsweise ein irre gutes Produkt, welches mit einer großartigen Marketingaktion zu den Kunden gebracht wird, und gleichzeitig einen mehrwöchigen Urlaub und noch ein Buchprojekt oder einen mehrtägigen Musikfestivalbesuch.

Vielmehr unterlassen erfolgreiche Gründer:innen ab einem bestimmten Punkt alle Dinge und Aktivitäten, die nicht nur dem Ziel nicht dienen, sondern die auch nicht mehr konsequent auf das Ziel fokussiert sind.

Gründer: Fokus ist nicht einfach

Dies ist dann auch der Punkt, der Gründer:innen Schwierigkeiten bereiten kann. Denn natürlich kommt ein glasklarer Fokus nicht immer bei anderen Personen wie Lebenspartnern, Freunden oder Familenangehörigen gut an. Denn diese sehen ja nicht, was die Gründer:innen als Ziel sehen.

Sie sehen auch oftmals nicht die Notwendigkeit, sich so auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren. Doch an dieser Stelle dürfen Gründer:innen nicht locker lassen. Denn dieser Zustand der absoluten Konzentration auf das Endziel hält ja nicht für alle Zeiten an. Der Lohn für die Anstrengung jedoch wird die besondere Anstrengung rechtfertigen.

Und es bleibt darüber hinaus ein besonderes Gefühl, auch wenn dann das Ziel vielleicht nicht erreicht wird: dass man absolut alles gegeben hat.

Bist du ein Torjäger oder eine Ente?

Wenn du also dein Ziel identifiziert hast, dann entwickele eine Stürmermentalität. Überprüfe, was dein Ziel ist und dann gehe los und halte auf das Ziel zu. Sehe zu, dass du diesen unwiderstehlichen Zug hin zu deinem Ziel, deinen „Tor“, hervorbringst – in deinen Gedanken und in deinen Handlungen.

Lass dich nicht ablenken, egal von was. Sei absolut klar und fokussiert. Und wenn du etwas loslassen musst oder wenn etwas eine Zeitlang liegen bleibt, dann ist das eben so. Erfolgreiche Torschützen wissen, wann sich das Blickfeld auf den einen Punkt, diesen einen weißen Kasten, verkleinern muss. Entwickele die Fähigkeit, dies auch zu können.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.