Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt von Grund auf. Deshalb entstehen neue Berufsbilder. Doch was versteckt sich hinter den Bezeichnungen? Das möchten wir in „Und was machst du so?“ greifbar machen. Heute: Marco Schmid, und der Beruf des Head of International Expansion.
Der Start in den Tag als Head of International Expansion
Marco, du arbeitest als Head of International Expansion bei Swisscom Trust Services. Beschreibe doch einmal in vier Sätzen, wie du deinen Beruf Freunden erklärst.
Meine Rolle, beziehungsweise mein Tätigkeitsfeld als Head of International Expansion besteht aus einem inhaltlichen Dreiklang: Zuerst schaue ich mir Länder-, Markt- und Wirtschaftsanalysen an, hole News zu Gesetzesänderungen und Regularien in Zielmärkten ein und versuche, für uns und unser Business relevante Daten herauszufiltern.
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Im zweiten Teil ist es meine Aufgabe, taktische und strategische Ableitungen aus diesen Daten zu ziehen: Was bedeutet das für unser Business und welche Möglichkeiten haben wir für die Expansion? Im dritten Teil spanne ich dann den Bogen in die Exekutive und begleite meine Kollegen aus dem Vertrieb, der Kommunikation, aber auch Partner bei der Umsetzung.
Der Berufsalltag als Head of International Expansion
Wie sieht ein normaler Tag in deinem Beruf aus?
Mein normaler Arbeitsalltag ist in der Regel geprägt vom Austausch mit Kollegen und Partnern. Wenn möglich auch in größeren Runden, dann aber auch immer wieder von Phasen unterbrochen, in denen ich für mich selbst bin und die Informationen, die ich erhalte oder mir erarbeite, auswerte.
Auch die Recherche in Fachmedien, Studien und Analysen spielt eine große Rolle. Der Fokus liegt aber auf der Umsetzung von Aktivitäten, die auf unsere Prospects und Kunden wirken.
Womit startest du in den Tag?
In einer idealen Welt starte ich den Tag bereits am Vorabend. Ich gehe schon mal die Aufgabenliste durch, bereite Termine vor und lege mir wichtige Kennzahlen zurecht. Diese Struktur hilft mir sehr, direkt in den Tag zu starten.
„Den Tag gewinnt man, wenn man den Morgen gewinnt“ – das ist so ein bisschen mein Credo und hilft mir dabei, zeitliche Puffer aufzubauen, um am Nachmittag Zeit zu haben, um auf ungeplante oder kurzfristige Anfragen eingehen zu können.
Außerdem vermeide ich somit stressige Situationen direkt zu Arbeitsbeginn. Stattdessen kann ich zum Beispiel noch mit den Kids frühstücken.
Die Aufgaben als Head of International Expansion
Welche Aufgaben fallen in deinen Bereich?
Kurz und knapp kann man runterbrechen: Meine Kernaufgabe ist es, das Unternehmen Swisscom Trust Services in neue Märkte zu bringen. Internationalisierung ist kein Nebenjob, vielmehr würde ich es als Teamsport bezeichnen. Daran glauben wir ganz stark. Von der ersten Idee bis zu den finalen Umsetzungen für den Markteintritt gibt es unzählige Dinge zu beachten.
Man sieht oft, dass diese Rolle vom Vertrieb, Marketing, Kommunikation und Product mitgetragen wird. Dennoch handelt es sich um ein eigenständiges Segment, für welches jemand den Hut aufhat, um konsequent die Strategie der Expansion umzusetzen.
Wie definierst und interpretierst du deinen Job als Head of International Expansion?
Ich vergleiche meine Position gerne mit einer projektorientierten Stabsstelle. Dabei arbeite ich einerseits sehr autark, bin aber auch stark verbunden mit den Kollegen aus Vertrieb, Marketing und Public Relations. Ich vermittle, koordiniere, habe aber keine Linienverantwortung über die Kollegen.
Es ist ein kollegiales Geben und Nehmen von Informationen, Insights, Meinungen und Narrativen, um letztlich einen neuen Markteintritt zu meistern.
Natürlich gibt es da in der Schublade auch Blaupausen mit idealtypischen Prozessen, aber jedes Land ist anders und da müssen wir zusammen die Stellschrauben finden, an denen wir drehen müssen, um einen Brückenkopf in die neuen Märkte zu schaffen.
Eingliederung in der Unternehmensstruktur
Wie ist deine Stelle in die Unternehmensstruktur eingegliedert? Sprich: An wen berichtest du und mit wem arbeitest du zusammen?
Ich berichte in erster Linie direkt an die Geschäftsleitung. Links und Rechts neben mir habe ich aber viele Kollegen aus diversen Abteilungen, die mir als Insight-Geber und Sparringspartner dienen, von Sales und Aftersales bis hin zu Marketing und Public Relations.
Selbstverständlich wird die Rolle des Head of International Expansion in jedem Unternehmen unterschiedlich ausgelegt. Welche Perspektiven kommen bei dir zu kurz, die grundsätzlich zum Berufsbild gehören?
Mir kommt da weniger eine perspektivische als vielmehr eine organisatorische Thematik in den Sinn: Wie bei vielen Rollen, die cross-funktional, also abteilungsübergreifend arbeiten, ist das Ressourcenmanagement immer ein Punkt, der weitergedacht und angepasst werden muss.
Gerade wenn es um Effizienz geht, müssen wir kontinuierlich nachjustieren, was im Eifer des Arbeitsalltags manchmal hintangestellt wird.
Spaß und Dankbarkeit in deinem Beruf
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
Das direkte Arbeiten mit Menschen macht am meisten Spaß: Zu unterstützen, zu überzeugen, aber auch Ideen von Anderen zu antizipieren und gemeinsam weiterzudenken.
In meinem Job menschelt es sehr, was gerade bei meiner technischen Heritage als studierter IT-Ingenieur ein sehr schöner Aspekt meines Jobs ist, den ich immer mehr wertschätze.
Der Sweetspot liegt für mich in der technischen Tiefe von Daten und Analysen und dem Weiterdenken dieser Inhalte mit Kollegen aus diversen Abteilungen.
Wofür bist du besonders dankbar?
Datenanalyse und Strategie klingt erstmal unsexy und trocken, aber wenn man hier die Möglichkeit hat, Expansionspotenziale etwa mit Growth Experimenten durchzuspielen und hier Idee mit Wirklichkeit abzugleichen, kommt das mir und meiner Person sehr zugute.
Gerade bei experimenteller Betrachtungsweise gibt es (abgesehen von systematischen Fehlern) keine Fails – im schlimmsten Fall widerlege ich via Experiment meine ursprüngliche Annahme. Das Thema positive Fehlerkultur ist hier entscheidend, der positive Blick nach vorne essenziell.
Und wie wird man jetzt Digital Health Manager?
Insbesondere in der Digital-Branche gibt es häufig nicht mehr die klassische Ausbildung. Wie bist du zu deiner Stelle gekommen?
Ich habe Informatik studiert und als Informatik-Ingenieur gearbeitet, unter anderem für einen bayerischen Autobauer und dessen Rennsport-Division. Ich bin dann in über die Zeit immer weiter weg vom rein Operativen mehr hin zur Projektleitung. Da hatte ich dann die ersten tieferen Berührungspunkte mit Vertrieb, Marketing und Co., was mich sehr begeistert hat.
Der rote Faden ist bei mir immer die IT, aber ich greife mittlerweile viel mehr auf meine Soft Skills zurück als auf meine Fähigkeiten als IT-Ingenieur. Speziell wenn man länderübergreifend tätig ist, sind Themen wie Kultur, Kommunikation und Soziales extrem spannend.
Welchen Tipp würdest du einem Neueinsteiger oder interessierten Quereinsteiger geben, der auch Head of International Expansion werden will?
„Amateurs talk strategy. Experts talk logistics“ – Dieses Zitat wird US-General Omar Bradley zugeschrieben. Ich erkenne darin viel Wahrheit für meine Rolle als Head of International Expansion. Denn auf dem Reisbrett bzw. in den Strategiepapieren ist grundsätzlich sehr viel möglich – Papier ist schließlich geduldig.
Mit der Realität wird man spätestens dann konfrontiert, wenn man strategische Ideen umsetzen möchte – mit allen etwaigen zeitlichen oder auch budgetären Limits, denen man ausgesetzt sein kann. Schlussendlich sind diese Erfahrungen, die man im Doing sammelt, wertvoller als alle Gedankenkonstrukte auf Papier. Der Sweetspot liegt darin, die verfügbaren Ressourcen möglichst optimal zum Einsatz zu bringen.
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