Elon Musk will Twitter für 41,1 Milliarden US-Dollar kaufen und anschließend von der Börse nehmen. Doch nun geht das Ringen um den Kurznachrichtendienst in die nächste Runde. Denn der Twitter-Vorstand setz sich mit einer sogenannten „Giftpille“ zur Wehr. Sechs Szenarien einer möglichen Übernahme.
Elon Musk will Twitter übernehmen
Tesla-CEO Elon Musk will Twitter für 41,4 Milliarden US-Dollar kaufen. Anschließend möchte er das Unternehmen von der Börse nehmen. Das geht aus einem internen Schreiben von Musk an Twitter-Vorstand Bret Taylor hervor. Musk hat dafür ein Angebot bei der US-Börsenaufsichtsbehörde eingereicht.
Demnach wolle er das Unternehmen zu einem Preis von 54,20 US-Dollar pro Aktien übernehmen. Der Gesamtwert des Deals umfasst dabei 763,58 Millionen ausstehende Aktien. Der Angebotspreis übersteigt den Preis der Twitter-Aktie vom 1. April, dem letzten Handelstag, nachdem bekannt wurde, dass Musk bereits 9,2 Prozent der Twitter-Aktien erwarb, dabei um 38 Prozent.
Neue Stellenangebote
Praktikum Social Media (m/w/d) NILO in Meerbusch |
||
Praktikum im Bereich interne Kommunikation und Social Media BOS GmbH & Co. KG in Ostfildern bei Stuttgart |
||
Online-Manager / Onlinemarketing-Manager / Social-Media-Manager (m/w/d) UNIGLAS GmbH & Co. KG in Montabaur |
Sechs Szenarien einer möglichen Übernahme
Doch wie geht es nun weiter? Wie würde eine Übernahme auf wirtschaftlicher Ebene ablaufen? Und: Wie realistisch ist das Ganze überhaupt ? Fakt ist: Unter den Twitter-Aktionären herrscht Uneinigkeit. Der Vorstand des Unternehmens setzt sich mittlerweile zur Wehr. Außerdem werfen einige Großanleger Musk Wertpapierbetrug vor. Sechs Szenarien einer möglichen Übernahme.
1. Die „Giftpille“: Twitter spielt auf Zeit
Nachdem Elon Musk bereits 9,2 Prozent der Twitter-Aktien erworben hatte, zählte er zwischenzeitlich zum größten Anteilseigner des Unternehmens. Mit seinem Übernahme-Angebot strebt Musk jedoch 100 Prozent an.
Doch neben einigen weiteren Großaktionären, die zwischen zwei und acht Prozent der Wertpapiere des Unternehmens halten, befindet sich Twitter im Streubesitz. Es würde dabei nicht ausreichen, wenn Musk lediglich die großen Investoren von einem Verkauf überzeugen könnte. Er ist auch auf die Zustimmung vieler weiterer Anteilseigner angewiesen.
Der Tesla-CEO könnte einige Minderheitsaktionäre zwar mithilfe der sogenannten Squeeze-Out-Regel auch gegen ihren Willen herausdrängen, hierfür bräuchte er jedoch zunächst eine gewisse Mehrheit.
Aktien: Was ist eine „Giftpille“?
Am Freitag, den 15. April 2022, nur einen Tag nachdem Elon Musks Übernahme-Angebot publik wurde, hat der Twitter-Vorstand mit einer sogenannten „Giftpille“ reagiert. Dabei handelt es sich um eine Maßnahme, mit der sich Unternehmen gegen eine „feindliche“ Übernahme zur Wehr setzen.
Laut einer offiziellen Mitteilung verabschiedete der Verwaltungsrat des Unternehmens nämlich einstimmig einen Plan, um die Rechte seiner Aktionäre zu stärken. Dieser zunächst auf ein Jahr begrenzte Rechteplan tritt dann in Kraft, wenn ein Anteilseigner mehr als 15 Prozent der Twitter-Aktien erwirbt und die Transaktion vorab nicht vom Vorstand genehmigt wurde.
Aktionäre haben in dem Fall die Möglichkeit, vergünstigte Anteile für einen bestimmten Abschlag zu erhalten. Der Käufer müsste den übrigen Anteilseignern zudem eine gewisse Kontrollprämie zahlen. Das wiederum würde es Musk erschweren, Twitter über den freien Markt zu übernehmen. Außerdem erhält der Vorstand nun mehr Zeit, um über das Angebot von Musk zu entscheiden.
2. Twitter und Aktionäre nehmen Angebot an
Trotz „Giftpille“ hat Twitter es nicht ausgeschlossen, mit Investoren über ein Übernahmeangebot zu sprechen. Das bisherige Angebot von Elon Musk werde zudem nach wie vor geprüft. Theoretisch könnte das Unternehmen es auch annehmen, ohne dass der neue Rechteplan greift.
Die Depot-führende Bank würde die Aktionäre dann kontaktieren und fragen, ob sie das Angebot annehmen wollen. Das Unternehmen spielt vermutlich jedoch zunächst einmal auf Zeit. Die „Giftpille“ ist vielmehr ein Abwehrverhalten, könnte aber auch Teil einer Verhandlungstaktik sein, um einen höheren Preis rauszuschlagen.
3. Musk erhöht sein Angebot
Eigentlich teilte Elon Musk bereits mit, dass es sich bei seiner Offerte um sein „bestes und letztes Angebot“ handle und er seine Position als Aktionär überdenken wolle, wenn es nicht angenommen wird. Doch Musk kündigte nach der Übernahme von 9,2 Prozent der Aktien zunächst auch an, dem Twitter-Vorstand beitreten zu wollen.
Nur einen Tag später änderte er jedoch seine Position, da ein Vorstandsposten es ihm untersagt hätte, mehr als 14,9 Prozent der Anteile zu halten. Vor diesem Hintergrund scheint auch ein höheres Angebot nicht ausgeschlossen. Da der reichste Mann der Welt sein Vermögen jedoch überwiegend in Wertpapieren hält, müsste er hierzu womöglich Aktien verkaufen oder einen Kredit aufnehmen.
Es wäre aber auch denkbar, dass Musk ein Konsortium zusammenstellt, um den Finanzaufwand auf mehreren Schultern zu verteilen. Ein Verkauf von eigenen Aktien wäre dann vermutlich nicht notwendig. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, teilte Musk bereits mit, dass er einen Plan B habe, sollte Twitter sein Angebot nicht annehmen. Wie dieser konkret aussieht, ist jedoch unklar.
4. Aktionäre blockieren Musk
Um 100 Prozent oder eine gewisse Mehrheit für einen Squeeze-Out (in Deutschland 95 Prozent) zu erreichen, bräuchte Musk in jedem Fall die Zustimmung der Großaktionäre. Wie The Wall Street Journal berichtet, war Musks Status als größter Anteilseigner dabei jedoch nur von kurzer Dauer.
Denn die Vanguard-Gruppe hatte ihre Anteile demnach erst kürzlich auf 10,3 Prozent aufgestockt und Musk damit übertrumpft. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, teilte der saudiarabische Großinvestor Prinz Alwaleed bin Talal, der laut eigenen Angaben über fünf Prozent der Anteile hält, mit, dass er das Angebot von Musk ablehne.
Bei vielen weiteren Aktionären herrscht zudem Unmut. Gleich mehrere Anteilseigner werfen Musk nämlich vor, es versäumt zu haben, sein Investment innerhalb der gesetzlichen Meldefrist öffentlich zu machen. Ein Aktionär reichte bereits Klage aufgrund von Wertpapierbetrug ein. Weitere könnten sich anschließen und eine Sammelklage formieren.
Um die Geschäfte von Twitter zu leiten, würde Musk zwar theoretisch schon die Aktienmehrheit reichen, allerdings bräuchten er die absolute Mehrheit, um das Unternehmen, wie angekündigt, von der Börse nehmen zu können.
5. Twitter holt weitere Angebote ein
Twitter hat wiederum die Möglichkeit, Alternativen zu prüfen. Das Unternehmen könnte beispielsweise weitere Angebote einholen oder sich mit Interessenten in Verbindung setzen. Der Vorteil: Der Kurznachrichtendienst könnte Musk so unter Druck setzen und ein höheres Angebot provozieren.
Der Nachteil: Twitter würde prinzipiell aus einer Position der Schwäche handeln, da die Aktien des Unternehmens vor rund einem Jahr noch bei einem deutlich höheren Preis von rund 70 US-Dollar lagen. Außerdem könnte dies bei den Anlegern die Vermutung wecken, dass Twitter tatsächlich verkaufen will.
Theoretisch wäre es jedoch auch möglich, dass der Microblogging-Dienst sich gegen eine Übernahme, aber für einen Teilverkauf entscheidet. Damit könnte das Unternehmen wiederum zusätzliches Kapital generieren, um einen direkten Verkauf zu vermeiden.
Wie The Wall Street Journal berichtet, bringen sich bereits weitere Investoren in Stellung. Der US-Finanzinvestor Apollo erwäge es demnach, entweder Elon Musk oder einen anderen Bieter mit Kapital oder Krediten zu unterstützen. Zudem würden sich weitere Investoren wie die US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft Thoma Bravo an dem Kurznachrichtendienst interessieren.
6. Elon Musk zieht sich zurück
Sollte der Vorstand Musks Angebot ablehnen oder der Widerstand allgemein zu groß werde, könnte sich der Tesla-CEO theoretisch auch komplett zurückziehen. Da die Twitter-Aktie nach Musks Übernahme von 9,2 Prozent der Anteile deutlich niedriger lag als momentan, könnte der er sogar einen Gewinn erwirtschaften.
Dafür müsste er jedoch vorsichtig vorgehen und langsam verkaufen, da er, wenn er einen größeren Anteil auf einmal verkaufen wollen würde, an die Meldepflicht der US-Börsenaufsicht gebunden ist. Das könnte den Preis wiederum zusätzlich senken. Letztlich könnte Musk Twitter auch komplett den Rücken kehren und sein eigenes soziales Netzwerk gründen.
Darüber dachte der Tesla-CEO bereits vor seiner Investition öffentlich nach.
Auch interessant: