Heute wollte ich eigentlich ein Buch zum Thema Unternehmensvision und Purpose vorstellen. Die Rezension war fast fertig, doch dann sah ich gestern Abend während eines Spaziergangs eine Ente, die im Wasser schwamm. Dabei musste sofort an Gründer:innen denken.
Gründer: Und die Ente im Wasser
Was genau habe ich denn gesehen? Eine Ente schwamm im Wasser. Genau genommen schwamm sie gegen die Strömung. Und weil das Wasser an dieser Stelle sehr schnell floss, musste die Ente nicht nur schnell mit ihren Füßen paddeln, um ihre Position zu halten, sondern musste insbesondere schnell und stark paddeln, um sich im Wasser zu bewegen.
Jetzt klingt das vielleicht nicht sonderlich spektakulär. Weil die Ente sich aber so abmühte, konnte ich nicht einfach weitergehen. Deshalb fiel mir folgendes auf: Die Ente mühte sich redlich ab, um sich in der Strömung zu bewegen. Ein Ziel konnte ich aber nicht erkennen.
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Sie schwamm nach rechts, sie schwamm nach links und ließ sich auch mal wieder ein paar Sekunden treiben, wahrscheinlich um Kraft zu schöpfen. Am Ende ging sie in Land, nachdem sie circa drei Meter gepaddelt war. Dabei hatte ich das Gefühl, dass sie sich richtig anstrengen musste, um überhaupt vorwärts zu kommen.
Tempo, Ziele und Sinnlosigkeit
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie gar kein klares Ziel ansteuert, sondern so vor sich hin paddelte, dabei viel Kraft aufwand, um dann letztendlich an Land zu gehen. Aber das war nicht alles. Denn ich musste sofort daran denken, dass die Ente sich letztendlich ziemlich sinnlos verhielt, wenn man dies bei einem Tier so sagen kann.
Denn wollte sie einfach nur drei Meter weiter an Land kommen und war ihr die Strömung zu stark, dann hätte sie einfach nur zu dieser Stelle hinfliegen können. Und warum dieses Schwimmen nach links und rechts und das Zurücktreibenlassen?
Viel paddeln gleich viel Aktivität
Ich könnte es auch anders sagen: Die Ente hat viel Aktivität entfaltet, was ihr meiner Beobachtung nach viel Kraft gekostet hat. Dabei hat jedoch die Aktivitätsentfaltung zum einen nicht nur keine klare Richtung erkennen lassen, sondern die Ente hätte am Ende ihr Ziel auch einfacher erreichen können, wenn sie ihre Kräfte sinnvoller eingesetzt hätte. Und da sind wir bei den Gründer:innen.
Viel zu tun bei Gründer:innen
Gründer:innen haben viel zu tun. Das liegt nicht nur daran, dass eine Gründung im Allgemeinen relativ aufwendig ist. Sondern auch in den Details gibt es viel zu tun – beispielsweise die Produktentwicklung, Kundenakquise, das Marketing, Gespräche mit allen möglichen Personen und so weiter.
All das bleibt oftmals an den Gründer:innen hängen, sei es aufgrund begrenzter finanzieller Mittel, aus Personalmangel oder aus sonstigen Gründen. Das bedeutet, dass Gründer:innen viele Aktivitäten entfalten und auch entfalten müssen. Und vielfach erzählen sie mir das dann auch. Und es ist ja auch irgendwie wichtig, besonders aktiv zu sein.
Denn es liegt ja in der Natur der Sache, dass man im Rahmen einer Gründung extrem aktiv ist. Das muss ja auch so sein. Denn wäre man es nicht, was wäre man denn dann für ein:e Gründer:inn? Und deshalb ist man aktiv. Sehr aktiv sogar. Wie die Ente. Dann wird „gepaddelt“, und gemacht und getan. Und ich frage mich dann manchmal: Warum?
Aktivität der Aktivität halber?
Denn genau so wie bei der Ente habe ich manchmal das Gefühl, dass bei Gründer:innen, aber übrigens nicht nur dort, Aktivität entfaltet wird um der Aktivitätsentfaltung willen. Mit anderen Worten: Man müsste gar nicht so aktiv sein, man müsste also gar nicht so stark „paddeln“.
Man macht es aber trotzdem. Denn „das muss halt als Gründer:in so sein“. Im Ergebnis aber kommen Gründer:innen nicht vorwärts und das Unternehmen oder das Start-up, genauso wenig. Das heißt also, dass genau wie bei der Ente viel gepaddelt wird, im Ergebnis aber außer Kraftentfaltung kein messbarer Nutzen entsteht.
Aktivität fördert nicht das Ziel
Darüber hinaus kann ich sogar immer wieder beobachten, dass nicht nur die Aktivität zwar groß und der Nutzen beziehungsweise das Ergebnis gar nicht vorhanden ist, sondern dass auch die Aktivitäten keine Richtung erkennen lassen, die das gewünschte Ergebnis herbeiführen oder diesem förderlich sind.
Das bedeutet, dass die Aktivitäten in eine Richtung gehen, die nichts mit dem gewünschten Ergebnis zu tun haben. So war das auch bei der von mir beobachteten Ente. Diese mühte sich ab und schwamm und paddelte, anstatt sich aus dem Wasser zu erheben und einfach die paar Meter zum Ziel zu fliegen.
Gründer: Was man von einer Ente lernen kann
Aktivitäten zu entfalten ist per se überhaupt nichts schlechtes. Aktivität der Aktivität halber zu entfalten ist aber völlig unnütz. Denn so werden nur Energie und Ressourcen verbraucht, die an anderer Stelle zu einer anderen Zeit gewinnbringender eingesetzt werden könnten.
Dann aber stehen diese Energie und Ressourcen vielleicht nicht zur Verfügung, weil sie eben schon verbraucht wurden. Und selbst wenn die Aktivität ein bestimmtes Ziel erreichen oder fördern soll, so macht es Sinn, immer wieder zu hinterfragen, ob die gerade durchgeführte Aktivität die beste Möglichkeit ist oder ob es nicht eine bessere Option gibt.
Denn vielleicht lässt sich ja das gewünschte Ergebnis mit weniger Aufwand, weniger Zeit und insgesamt weniger Kraftaufwand erreichen. Es gibt von dem römischen Philosophen Seneca den überlieferten Satz:
„Für ein Schiff, das seinen Hafen nicht kennt, ist kein Wind günstig.“. Ich würde noch ergänzen: „Und selbst wenn du den Hafen kennst, dann überlege dir, ob und warum du dort hinwillst.“. Oder mit anderen Worten: „Sei keine Ente!“.
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