Seit einiger Zeit arbeitet Amazon an einer App für alle Amazon-Mitarbeiter:innen. Jetzt offenbart eine Recherche gefährliche Missstände. So sollen Beiträge zu Gehaltserhöhungen, Mobbing und Gewerkschaften verboten werden. Amazon dementiert. Die Zweifel bleiben.
Amazon ist ein Konzern, der seine Angestellten möglichst gerne möglichst genau kontrolliert. Das zeigt sich exemplarisch beispielsweise daran, dass der Konzern gegen die neue Gewerkschaft der Amazon-Mitarbeiter in Staten Island zugleich juristisch vorgeht anstatt die Entscheidung zu akzeptieren.
„Gehaltserhöhung“, „Freiheit“, „Sklaven“: Amazon will Mitarbeiter beschränken
Noch viel deutlicher wird diese Intention allerdings beim Blick auf eine seit einiger Zeit diskutierte Mitarbeiter-App. So hat das Investigativ-Portal „The Intercept“ herausgefunden, dass der Konzern plant, Beiträge, die bestimmte Wörter enthalten, zu blockieren und zu markieren.
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Demnach denkt Amazon darüber nach, auf einen automatischen Wortfilter zu setzen, der geplante Posts – sogenannte Shoutouts – noch vor dem Absetzen markiert und unterbindet. Die veröffentlichte Liste an Wörtern ist dabei umfangreich und zum Teil sehr fragwürdig.
Ein Auszug:
- Ich hasse
- Gewerkschaft
- Feuer
- Ausgleich
- Gehaltserhöhung
- Ist mir egal
- Dumm
- Gefängnis
- Gefahr
- Petition
- Diversity
- Fairness
- Sklave
- Plantage
- Impfstoff
- Freiheit
- Toiletten
Amazon-Mitarbeiter überwacht? Amazon bestätigt und dementiert
Nach den Enthüllungen bestätigte Barbara M. Agrait, eine Pressesprecherin von Amazon, gegenüber The Intercept grundsätzlich die Pläne.
Unsere Teams denken immer über neue Wege nach, um Mitarbeiter dabei zu unterstützen, mehr miteinander zu interagieren.
Eine geplante Beschränkung der Amazon-Mitarbeiter:innen bei der Wortwahl dementiert sie jedoch ebenfalls zugleich.
Dieses spezielle Programm ist noch nicht bestätigt. Es besteht die Möglichkeit, dass es zu signifikanten Änderungen kommt oder niemals veröffentlicht wird.
Was Amazon mit der Mitarbeiter-App bezwecken will
Grundsätzlich verfolgt Amazon mit der geplanten App für Mitarbeiter:innen einen positiven Zweck. So soll es auf diese Art und Weise für die Angestellten leichter werden, untereinander zu interagieren und Komplimente auszusprechen.
Die Shoutouts innerhalb der Plattform sollen die Stimmung innerhalb der Teams verbessern. Dadurch – so der Plan – steigt die Produktivität, wie David Clark, Head of worldwide Consumer Business bei Amazon, in einem Dokument sagt.
Die Mitarbeiter-App ist dabei grundsätzlich mit einem sozialen Netzwerk vergleichbar. So soll es beispielsweise einen Gamification-Ansatz mit Belohnungen geben.
Die Überwachung der Amazon-Mitarbeiter ist für die Konzernspitze dem Dokument zu Folge auch nur logisch. Sie garantiert, dass eine positive Gemeinschaft im Digitalen entsteht und klassische Social-Media-Probleme wie Hass und Diskriminierung keinen Platz finden.
Amazon-App: Richtige Idee, falsche Umsetzung
Grundsätzlich ist der beschützende Gedankengang selbstverständlich richtig. Wer einen Raum zum Austausch schafft, muss auch für die notwendige Sicherheit sorgen.
Allerdings darf berechtigterweise angezweifelt werden, ob eine Wortliste mit einigen fragwürdigen Komponenten wirklich der richtige Weg ist. Vielmehr sollten die Amazon-Mitarbeiter:innen durch professionelle Coaches darin befähigt werden, einen respektvollen Umgang zu pflegen.
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