In einem Pilotprojekt in Wales hat eine Autobahn den wohl ungewöhnlichsten Straßenbelag aller Zeiten verpasst bekommen: gebrauchte Windeln. Das macht den Straßenbau nachhaltiger und reduziert Müll.
Rotwein, Salz oder auch Solarzellen: Wenn es um seltsamen Straßenbelag geht, hat die Welt schon einiges gesehen. Doch was jetzt eine Autobahn in Wales gepflastert hat, dürfte der bislang merkwürdigste Straßenbelag aller Zeiten sein.
Hier steht jetzt nämlich ein „diaper highway“, also eine Windelautobahn. Ja, richtig gelesen, Windeln. Gebrauchte Windeln, um genau zu sein.
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Aus alten Windeln werden neue Fasern
Was ungewöhnlich klingt, ist ein Versuch, den Straßenbau nachhaltiger zu gestalten und dabei gleichzeitig Müll zu reduzieren. Denn für die Windelautobahn wurden gebrauchte Windeln neu aufbereitet.
Dahinter steckt das Unternehmen Nappicycle aus Ammanford. Wie der Firmenname vermuten lässt, hat sich Nappicycle auf die Wiederverwertung von Windeln spezialisiert. In einem eigens entwickelten Verfahren werden dabei aus Windelfasern neue Fasern, die in Baumaterialien wie Faserpappe oder Panels eingesetzt werden können. Oder eben für Straßenbelag.
Auf die Idee sei das Unternehmen aber erst durch die walisische Regierung gekommen, sagt Rob Poyer, Direktor von Nappicycle gegenüber der BBC. Das Land möchte nämlich bis 2025 70 Prozent seines Mülls recyceln. Bis 2050 soll Wales gar eine „Zero-Waste-Nation“ sein. Entsprechend fördert die Regierung innovative Recyclingprojekte.
Windeln sind dabei ein guter Ansatzpunkt. Denn jährlich landen in Wales rund 140 Millionen Windeln im Müll. Im Vereinigten Königreich sind es 400.000 Tonnen an Windelmüll im Jahr. Das Material braucht rund 500 Jahre, um sich zu zersetzen.
Nachhaltiger Straßenbelag
Die Windelautobahn kann aber nicht nur dabei helfen, Müll zu reduzieren. Sie macht auch den Straßenbau nachhaltiger.
Für das Pilotprojekt auf einem rund zwei Kilometer langem Teilstück der A 487 zwischen Cardigan und Aberystwyth kamen 107.000 gebrauchte Windeln zum Einsatz. Daraus produzierte Nappicycle insgesamt 4,3 Tonnen Fasern, die dem Asphalt-Bindemittel Bitumen hinzugefügt wurden.
Das Verfahren spart im Vergleich zum herkömmlichen Asphalt-Bau CO2 ein. Zudem konnten auch Emissionen aus dem Transport eingespart werden. Denn normalerweise kommen die für den Bau erforderlichen Fasern aus dem Ausland. Bei der Waliser Windelautobahn jedoch kamen nur Fasern aus dem eigenen Land in die Produktion.
Nappicycle behauptet auch, dass die mit Windeln gebaute Straßenoberfläche doppelt so lange hält. All dies reduziert nicht nur Emissionen und Müll, es spart auch Kosten. Und wer sich Sorgen um stinkende Straßen macht: Angeblich riecht die Windelautobahn nur nach Straße.
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