Nym ist ein anonymes Netzwerk aus der Schweiz, das Internet-Usern völlige Anonymität und Kryptos als Belohnung verspricht. Wir erklären, wie es funktioniert.
Internet und Privatsphäre scheinen sich mittlerweile nahezu auszuschließen. In fast jeder App und auf fast jeder Website werden Nutzerdaten gesammelt und ausgewertet. Das gilt selbst für verschlüsselte Messenger-Dienste wie WhatsApp, die zwar Nachrichten sicher verschicken, aber dennoch viele Metadaten sammeln.
Diese Informationen, also etwa welche IP-Adresse du nutzt oder welches Gerät du hast, sind fast noch wertvoller als die Inhalte deiner Nachrichten. Denn wer das Verhalten von Nutzer:innen versteht, kann damit sehr viel Geld verdienen.
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Das Schweizer Nym-Netzwerk möchte daher Usern ihre Privatsphäre zurückgeben. Nym verspricht seinen Nutzer:innen völlige Anonymität, sicheres Surfen im Netz und sogar Kryptos als Belohnung.
Nym-Netzwerk: Anonymität, Blockchain und Kryptos
Nym ist ein globales Netzwerk, das vielleicht am ehesten mit dem anonymen Browser Tor vergleichbar ist.
So funktioniert Tor
Die Non-Profit-Organisation Tor arbeitet zur Anonymisierung des Internetverkehrs unter anderem mit sogenannten Brücken. Diese werden von Freiwilligen zur Verfügung gestellt. Anders als typische Relays sind die Brücken nicht öffentlich bekannt.
Das bedeutet, dass sie von außen (zum Beispiel von Regierungen) nicht ohne Weiteres ausgemacht werden können. Weil sie anonym sind, müssen User die Nutzung dieser Brücken wiederum direkt bei Tor beantragen.
Das Tor-Netzwerk gilt als das beste Anonymisierungsnetzwerk weltweit. Doch das Brücken-System hat auch Nachteile. Mit Regierungen, die in fortgeschrittene Überwachungstechnologien investieren, können diese Brücken schneller identifiziert und damit für das Netzwerk unbrauchbar gemacht werden.
Tor ist daher auf stets neue Brücken von Freiwilligen angewiesen. Genau daran hapert es aber massiv, sodass das Netzwerk vor einigen Wochen sogar öffentlich um Hilfe bat. Um neue Freiwillige anzulocken, die Brücken bereitstellen, verschenkt das Netzwerk T-Shirts und Sticker als Dankeschön.
Das macht Nym anders
Auch Nym setzt auf Anonymität, nutzt dafür aber einen anderen Ansatz als Tor. Das Nym-Netzwerk, ist dezentral und Blockchain-basiert. Die Verschlüsselung erfolgt in mehreren Schritten. So verwandelt das System zunächst alle Datenpakete in Sphinx-Pakete. Das bedeutet, dass alle Datenpakete die gleiche Größe haben und sich damit nicht mehr so leicht identifizieren lassen.
In einem zweiten Schritt vermischt Nym diese Pakete (Mixing Traffic) und verschickt sie zeitversetzt, sodass sich nicht mehr zuordnen lässt, wann welches Datenpaket von wo ausgegangen ist – selbst wenn jemand das gesamte Netzwerk von außen überwacht. Bei Tor wäre dies theoretisch möglich. Allerdings macht diese Verschlüsselung das Nym-Netzwerk auch langsamer, sodass es sich weniger fürs Streaming und eher zum Verschicken von Nachrichten eignet.
Das Blockchain-System sorgt außerdem dafür, dass beim Ausfall eines Knotenpunkts die Kommunikation nicht zusammenbricht.
Und schließlich arbeitet Nym mit Kryptowährungen als Anreiz. Dazu hat Nym seine eigenen Tokens entwickelt. Doch anders als bei herkömmlichen Krypto-Operationen, bekommen User keine Belohnung für das Lösen von Rätseln, sondern vielmehr für „Proof of Mixing“. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass User die Nym-Kryptos erwerben und damit handeln.
Die Gründer:innen glauben, dass sie Nutzer:innen mit solchen finanziellen Anreizen eher locken können als etwa mit T-Shirts.
Hat Nym wirklich eine Chance?
Nym hat seinen Sitz in Neuenburg in der Schweiz und das Start-up konnte seit seiner Gründung 2018 in zwei Finanzierungsrunden bereits 19 Millionen US-Dollar einsammeln. Allein 13 Millionen kamen von der US-Kapitalwagnisfirma Andreessen Horowitz, die besonders interessiert an dem Krypto-Ansatz sein dürfte.
Zum Vergleich: Tor sammelte 2020 insgesamt 913.110 US-Dollar an individuellen Spenden ein. Für das anonyme Netzwerk war dies ein Rekordwert.
Ob Nym mit dem zusätzlichen Kapital so erfolgreich sein kann wie Tor, bleibt abzuwarten. Das wird letztlich auch davon abhängen, ob User den Krypto-Ansatz attraktiv oder abschreckend finden.
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