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Interview: So transformieren Game Engines die Prozesse vieler Branchen

Game Engines Effekt-Etage
Effekt-Etage

Produkte virtuell zu entwickeln, zu designen und zu testen ist in fast allen Branchen heutzutage gängige Methode. Genau darüber haben wir uns mit Björn Kowalski, Geschäftsführer der Effekt-Etage GmbH, dem Innovationstreiber für außergewöhnliche Visualisierungen, unterhalten.

BASIC thinking: Hallo Björn! Kannst du uns im ersten Schritt erklären, was Game Engines genau sind?

Björn Kowalski: Games Engines sind Renderengines, die eigentlich für die Produktion von Computerspielen entwickelt wurden. Bei Computerspielen ist es sehr wichtig, dass die Bildberechnung, also das Rendern, in Echtzeit stattfindet. Die visuelle Qualität ist der Performance somit untergeordnet.

Bei klassischen Renderengines, die in der Filmindustrie und auch in der Werbung eingesetzt werden geht es im Gegensatz darum, Ergebnisse zu erzeugen, die von der Realität nicht zu unterschieden sind. Das Rendern dieser Bilder und Filme kann dann schon etwas dauern. Die Zielsetzung ist also umgekehrt.

Grob gesagt war es bis jetzt so: Bei Games darf es nicht ruckeln, es muss also immer schnell genug rendern und dabei so gut wie eben möglich aussehen. Bei Filmen und in der Werbung soll es immer photorealistisch aussehnen und darf daher auch länger rendern.

Das spannende heute ist nun: Game Engines erreichen mittlerweile in Verbindung mit moderner Hardware und dem entsprechenden Know How eine photorealistische Qualität bei gleichbleibend hoher Performance. Das bedeutet, es ist nun möglich Bilder und Filme in Echtzeit zu erzeugen, die von der Realität nicht mehr zu unterschieden sind.

Game Engines werden daher nicht mehr nur für Spiele eingesetzt, sondern werden Rückgrat des Single Source Gedanken viele großer Unternehmen.

Single Source bedeutet, dass aus einer homogenen Daten- und Softwareumgebung vom Design und Konstruktion über virtuelle Testings bis hin zur Marketingkommunikation hochgradig automatisiert jeder Touchpoint entlang der gesamten Wertschöpfungskette bedient wird. Und das in Echtzeit und in fotorealistischer Qualität. Was vor wenigen Jahren noch Zukunftsmusik war, ist heute möglich.

Digitale Produktion: Mithilfe eines digitalen Zwillings

Welche Rolle spielt dabei der digitale Zwilling?

Der Digitale Zwilling ist das digitale Abbild eines realen Produktes. Er ist ein Schlüsselbaustein der modernen Produktentwicklung und Marketingkommunikation.

Man benötigt bei einem realem Footshooting ja auch das reale Produkt, sonst kann man es nicht fotografieren. Genauso ist es bei einer digitalen Produktion. Man benötigt das Produkt, nur eben digital. Und genau das ist der digitale Zwilling.

Am Computer erstellte Filme und Bilder sind von der Realität nicht mehr zu unterscheiden. Inwiefern ist das wichtig für die Customer Journey?

Dank der virtuellen Kontentproduktion wird eine Customer Journey interaktiver und personalisierter, also viel maßgeschneiderter auf den jeweiligen Kanal und User. Ein User kann beispielsweise sein individuell gestaltetes Produkt hochwertig erleben und das nicht nur in Bild und Film, sondern auch interaktiv in VR oder AR.

Somit macht die Customer Journey einfach mehr Spaß und bietet ganz neue Möglichkeiten. Vom Sofa, das ich mittels AR schon im meinem Wohnzimmer sehen kann, bevor ich es kaufe, bis zu Produkterlebnissen im Metavers.

In welchen Teilen der Unternehmen helfen Game Engines?

Game Engines, wie Unreal oder Unity um nur zwei zu nennen, erhalten Einzug in fast alle Branchen und Transformieren dabei nahezu alle Prozesse. Von der Produktentwicklung bis zum Marketing. Und das in unterschiedlichsten Bereichen von Bau und Industrie über OEMs wie beispielsweise der Automobilindustrie bis zur Fashionindustrie.

Die Transformation ist sehr weitreichend. Ich möchte nur ein Beispiel nennen. Es kann sein, dass die kleinen Animationen auf dem Display Ihres Kaffeevollautomatens oder auch auf dem Display in Ihrem Auto in Echtzeit von einer Game Engine bereitgestellt werden. Und dabei handelt es sich um die gleiche Engine, die für Games auf aktuellen Konsolen oder auch für Werbefilmproduktion Verwendung findet. Schon verrückt, oder?

Fakt ist: Die Time to Market verkürzt sich stetig

Wie wichtig ist es für Unternehmen, Produkte virtuell zu entwickeln, designen und testen?

Die Zeit, von der Entwicklung eins Produktes bis zur seiner Markteinführung, die sogenannte Time to Market, verkürzt sich stetig. Im gleichen Zuge werden Produkte immer komplexer, sind besser auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt und zeichnen sich durch eine sehr hohe Qualität aus.

Das klingt wie ein Gegensatz, wird jedoch durch den Einsatz virtueller Prozesse ermöglicht. Hierzu zählt, dass Produkte schon in einem sehr frühen Entwicklungsstadium photorealistisch betrachtet werden können. So werden beispielsweise Usertests in VR durchgeführt, um Feedback von potenziellen Kunden in die Produktentwicklung einfließen zu lassen.

Auch finden virtuelle Funktions- und Belastungstests statt. Auf diese Weise ist ein neues Produkt vor der Markteinführung sozusagen schon lange in Gebrauch gewesen, wurde also ausprobiert, getestet und optimiert. Alles rein digital. Und bevor die eigentliche Produktion der Produkte beginnt, wird auf Basis des digitalen Zwillings bereits Marketingmaterial erstellt.

Welche Vorteile haben Game Engines für Unternehmen?

Game Engines beschleunigen viele Prozesse und senken Kosten signifikant.  Neben diesen wirtschaftlichen Aspekten bieten sie inhaltlich enormes Potential. Sie erlauben maßgeschneiderte Produkterlebnisse für jeden Kunden. Sie helfen neue Formen der Kommunikation in der virtuellen Realität (VR) zu erschaffen und können unserer Realität erweitern (AR).

Darüber hinaus bilden sie das Fundament des Metavers. Es ist überaus faszinierend zu sehen, dass eine Technologie aus der relative jungen Gamebranche mit enormer Geschwindigkeit selbst in sehr traditionelle Branchen Einzug hält.

Vielen Dank für das Gespräch!

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