Nicht nur die gesamte Arbeitswelt unterliegt einer grundlegenden Transformation – mit ihr verändert sich auch der Arbeitsmarkt. Mit diesem Wandel verbinden sich auch Chancen. Um diese nutzen zu können, stellt sich allerdings die entscheidende Frage: Welche fachlichen Expertisen und Skills werden in Zukunft besonders gefragt sein?
Wenn es darum geht, sich erfolgreich am Arbeitsmarkt zu positionieren, müssen sich insbesondere vor allem Selbständige und Freelancer regelmäßig fragen, ob sie die richtigen Fähigkeiten und Skills mitbringen.
Denn gerade für sie ist die Investition in die relevanten Expertisen und die eigene Sichtbarkeit am Markt entscheidend, um langfristig und erfolgreich am Projektmarkt bestehen zu können. Was zählt also im Jahr 2022?
Top Software-, Framework- und Plattform-Skills
Wenn es um spezielle Software-, Framework- bzw. Plattform-Skills oder Programmier-Kenntnisse geht, lautet das Credo: immer am Ball bleiben. Nur wer sich hier laufend für die neuesten Trends am Markt interessiert, kann sicher diejenigen Expertisen identifizieren, die man sich aufgrund der anhaltenden Nachfrage auch langfristig aneignen sollte. Auch Zukunftstrends lassen sich so frühzeitig erkennen.
Am Projektmarkt sind derzeit allen voran Fähigkeiten und Skills für die Backend- und Frontend-Programmierung gefragt. Für Programmierer und Entwickler sind insbesondere Sprachen wie Python, Java, Javascript, SQL und PHP sowie die C-Sprachen C# und C++ relevant.
Neben der Beherrschung dieser stark nachgefragten Programmiersprachen kann auch die Besetzung einer fachlichen Nische für Freiberufler im IT-Umfeld eine vielversprechende Option sein. Beispiele dafür sind neue, aufstrebende Sprachen wie Swift oder Rust.
Methoden wie SCRUM oder REST machen den Unterschied
Neben technischen Kenntnissen wie den eben genannten setzen sich am Projektmarkt immer mehr auch Qualifikationen und Skills im Bereich der Arbeitsmethodik durch. Vor allem Methoden wie SCRUM und REST machen bei der Besetzung oft den entscheidenden Unterschied.
Da Agilität und optimale Zusammenarbeit aus Sicht der Unternehmen immer wichtiger werden, sollten sich Freelancer und Selbständige diesbezüglich entsprechend gut aufstellen.
Nach wie vor stark gefragt: Data Science, KI und Cloud-Kenntnisse
Die digitale Transformation sorgte in den vergangenen Jahren für eine kontinuierlich steigende Nachfrage nach bestimmten fachlichen Expertisen. Dazu zählten allen voran Data Science, Kenntnisse rund um den Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sowie von Cloud-Anwendungen. Selbst während der Corona-Krise wurden Data Scientists in zahlreichen Ausschreibungen gesucht.
Es gibt einen weiteren, eng mit der Pandemie verknüpften Grund, warum mit einer anhaltenden Nachfrage nach diesen Kenntnissen in 2022 zu rechnen ist. Denn gerade zu Beginn der Pandemie wurden zahlreiche Projekte eingefroren und in die Zukunft verschoben, um kurzfristiges Einsparpotenzial zu realisieren.
Da die Folgen und das mögliche Ende der Pandemie nun aber sehr viel genauer abschätzbar sind, werden diese Projekte nun wieder aktiviert und umgesetzt.
Neue Chancen durch Flexibilität und Remote Work
Die vergangenen eineinhalb Jahre haben noch etwas anderes deutlich gezeigt: Die von vielen Unternehmen lange gehegten Vorurteile gegenüber Homeoffice und Remote Work waren großen Teils unzutreffend. Der oftmals befürchtete Einbruch an Produktivität blieb aus. Vielmehr führten die positiven Erfahrungen mit den digitalen Kollaborations-Tools dazu, dass in den Unternehmen neue Perspektiven entstanden.
Neben dem Wegfall von Reisetätigkeit und einer flexibleren Gestaltung der Arbeitszeiten für die Festangestellten bedeutet dies vor allem auch eine neue Chance für Selbständige. Denn vor der Pandemie war für die Bewerber oft die örtliche Nähe zu den Auftraggebern ein ausschlaggebender Faktor.
Seit der Umstellung vieler Unternehmen auf Remote Work nimmt diese Tendenz signifikant ab. Wer sich also diesbezüglich breit aufstellt und sich mit den unterschiedlichen Software-Suiten und Tools vertraut macht, steigert auch seine Chancen am Markt.
Boom im Bereich IT-Sicherheit und Cyber Security
Die Themen IT-Sicherheit und Cyber Security werden immer wichtiger für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Der ökonomische Schaden, der Jahr für Jahr durch Datendiebstahl, Spionage, Sabotage oder andere Formen der Cyberkriminalität wie Ransomware-Attacken entsteht, steigt drastisch.
Für das Jahr 2020 ergab eine repräsentative Umfrage des Branchenverbandes Bitkom, dass der deutschen Wirtschaft ein Schaden von 223,5 Mrd. Euro entstanden ist. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, da betroffene Unternehmen häufig nicht öffentlich von Fällen berichten.
Für Selbständige und Freiberufler bedeutet dies, dass sie zusätzlich zu ihrer fachlichen Spezialisierung künftig Kenntnisse in diesem kritischen Bereich mitbringen sollten. IT-Sicherheit hat zahlreiche Facetten und lässt sich nur sehr schwer losgelöst von anderen Aspekten adressieren. Darum muss IT-Sicherheit in immer mehr Fachbereichen eine Rolle spielen.
Sichtbarkeit im Netzwerk
Wenn es um die fachlichen Skills und Expertisen geht, darf ein wichtiger Aspekt nicht vergessen werden: Diese Möglichkeit, sich Fachwissen anzueignen, steht dem gesamten Markt zur Verfügung. Das bedeutet, dass auch die Konkurrenz nicht schläft und die Herausforderung steigt steigen kann, sich fachlich richtig zu positionieren. Ein unverzichtbarer Bestandteil ist dabei die Sichtbarkeit im eigenen Netzwerk.
Zu einer erfolgreichen Positionierung am Projektmarkt gehört es, das eigene Netzwerk kontinuierlich zu pflegen und zu erweitern, um damit die eigene Sichtbarkeit im Netz sicherzustellen. Wer Zeit und Geld in Weiterbildungen investiert, sollte schließlich auch dafür Sorge tragen, dies auch nach außen hin deutlich wird. Nur so kann die Aneignung der richtigen Kenntnisse auch zum tatsächlichen Erfolg beitragen.
Top-Skill: Lebenslanges Lernen
Für eine ganze Generation lang galt die Gewissheit: Die fachliche Spezialisierung, die am Beginn der Karriere gewählt wird, reicht ein Leben lang. Doch aufgrund der immer schneller werdenden technologischen Entwicklung sinkt auch die Halbwertszeit von Wissen.
Insbesondere IT-Freiberufler stehen darum vor der Herausforderung, sich immer wieder die neuesten Fähigkeiten und Skills aneignen zu müssen, um dauerhaft am Markt erfolgreich zu sein. Das lebenslange Lernen ist darum ist die vielleicht wichtigste Fähigkeit für den nachhaltigen Erfolg von Freiberuflern.
Über den Autor: Andreas Müller ist Mitbegründer und Gesellschafter der SOLCOM GmbH, einem der führenden branchenübergreifenden Projektdienstleister in den Bereichen IT, Engineering und Management Consulting. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet SOLCOM als Partner global agierender Spitzenunternehmen. Als Bereichsleiter Organisation verantwortet er die Themen Bewerbermanagement, Datenmanagement und Office-Management und verfügt über umfassende Erfahrung im Projektmarkt.