Wer ein E-Commerce-Business führt, kann seine Produkte auf verschiedenen Plattformen anbieten. Doch an Amazon führt kaum ein Weg vorbei. Ein Bericht zeigt nun, dass der Konzern allein in diesem Jahr rund 121 Milliarden US-Dollar durch Verkaufsprovisionen einstreichen wird.
Amazon gilt als eine der beliebtesten E-Commerce-Plattformen weltweit. Der Versandhandel erscheint aufgrund seiner Reichweite für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) auf den ersten Blick relativ lukrativ. Doch ein Bericht des US-amerikanischen Institute for Local Self-Reliance (ILSR) hat nun die Gebühren des US-Konzerns aufgeschlüsselt.
Demnach würde der Versandhändler alleine im Jahr 2021 voraussichtlich Provisionen in Höhe von rund 121 Milliarden US-Dollar durch kleine und mittlere Unternehmen einstreichen. Prozentual gesehen stiegen die Gebühren von durchschnittlich 19 Prozent im Jahr 2014 auf rund 34 Prozent im Jahr 2020.
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Bericht offenbart horrende Verkaufsgebühren
Stacy Mitchell, Direktorin des ILSR, schrieb den Bericht. In einem Interview mit dem US-amerikanischen Online-Magazin The Verge sagte sie, dass Amazon die hohen Einnahmen durch Verkaufsgebühren verschleiere und sie „mit anderen, weniger lukrativen Geschäftsbereichen in einen Topf“ wirft.
„Wenn Du ein Unternehmen bist, das Konsumgüter herstellt oder vertreibt, bist du verdammt, wenn du nicht auf Amazon verkaufst und verdammt, wenn du es tust“, so Mitchell.
Insgesamt erschlich sich das Unternehmen im Jahr 2020 mit diesen Praktiken rund 121 Milliarden US-Dollar Einnahmen. Darunter fallen die Kosten für Logistik, Werbung und Partnerprogramme. Für jeden eingenommenen US-Dollar fielen für die KMU dabei 34 Cent weg, so der Bericht.
Amazon wälzt Einnahmen auf Verlustgeschäfte um
Mitchell sagte, dass kleinere und mittlere Unternehmen zwar versuchen können, ihre Produkte über eine eigene Website zu verkaufen. Jedoch sei das aufgrund der Beliebtheit von Amazon so, als würde man „sein Werbeschild an einem Feldweg“ stellen.
Amazon Prime habe laut Mitchell dazu beigetragen, dass das Unternehmen für viele Kund:innen die erste Anlaufstelle sei, um im Internet einzukaufen. Der damalige CEO Jeff Bezos informierte seine Investor:innen im April 2021 darüber, dass die Zahl der Prime-Abonnent:innen auf 200 Millionen anstieg.
Es zeigen sich aber noch viel interessantere Erkenntnisse. Da Prime für das Unternehmen ein Verlustgeschäft ist, wurden die Gebühren für Händler:innen auf Amazon über die Jahre stetig angehoben. Die Mehreinnahmen wurden anschließend umgewälzt. So konnte die Profitmarge letztlich weiter gesteigert werden.
„Fair Pricing Policy“ bindet Händler an Amazon
Noch fragwürdiger erscheint das Vorgehen des Unternehmens, wenn man sich die Verkaufsrichtlinien anschaut. Denn Verkäufer:innen dürfen nur auf anderen Plattformen verkaufen, wenn sie ihre Produkte dort zum gleichen Preis anbieten wie auf Amazon.
Verstöße gegen diese „Fair Pricing Policy“ können zur Benachteiligung der Produkte in den Suchergebnissen oder sogar zum Verkaufsverbot führen. Die Folge: Händler:innen müssen die Preise anheben, um trotz der Gebühren Profit zu machen. Das schlägt letztlich auch auf die Kund:innen über.
Unternehmens-Sprecherin Brooke Oberwetter bezeichnete den ILSR-Bericht dabei als „absichtlich irreführend“. Die Gebühren seien im Vergleich zu anderen Plattformen wie Ebay, Etsy und Walmart „äußerst wettbewerbsfähig“.
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