Die Gaspreise im Großhandel sind an den Rohstoffbörsen seit diesem Herbst zeitweise so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Drohen nun hohe Heizkosten für den Winter? Wir werfen einen Blick auf die Gaspreise 2021.
Gaspreise 2021 auf 10-Jahres-Hoch
Die Großhandelspreise für Erdgas sind derzeit so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Gleichzeitig ist der Stand der Gasspeicher in Deutschland niedriger als im Vorjahr.
Davor warnt ein Kurzpapier des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV). Drohen jetzt Engpässe und müssen Haushalte in diesem Winter mit explodierenden Kosten rechnen?
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Grundversorger erhöhen Gaspreise um 12,6 Prozent
Ganz so dramatisch wird es sicher nicht. Denn zum einen werden gestiegene Gaspreise im Großhandel nicht direkt und im vollen Umfang an Verbraucher:innen weitergegeben.
Zum anderen haben die meisten Haushalte Vertragslaufzeiten von mindestens einem Jahr, sodass sich eventuelle Preiserhöhungen in der Nebenkostenabrechnung in diesem Winter noch gar nicht bemerkbar machen.
Dennoch haben mehrere Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 12,6 Prozent angekündigt. Wessen Vertrag also ausläuft, muss hier gegebenenfalls mit einem Preisanstieg rechnen.
Preiserhöhung gilt nur für Tarife der Grundversorgung
Diese Preiserhöhung gelte allerdings offiziell nur für die Tarife der Grundversorgung, sagt Florian Munder, Gasmarktexperte des VZBV gegenüber BASIC thinking.
Denn lediglich diese Preisänderungen müssen öffentlich angekündigt werden. Ob andere Tarife ebenfalls ansteigen und in welchem Maße, sei daher nicht ohne Weiteres zu sagen, erklärt Munder.
Dennoch sei dies ein guter Indikator für allgemeine Trends auf dem Energiemarkt. „Das bedeutet in der konkreten Situation, dass auch Verbraucher:innen mit Sonderverträgen mit entsprechenden Preiserhöhungen rechnen müssen.“
Warum sind Gaspreise 2021 so hoch?
Die Ursachen für die erhöhten Gaspreise und die niedrigen Reserven sind vielfältig. Ein Grund sei etwa, dass sich die Wirtschaft weltweit nach der Corona-Pandemie erhole, sagt Manuel Frondel, Professor an der Ruhr-Universität Bochum und Leiter des Bereichs Umwelt und Ressourcen am RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.
„Die Ursache der Preissteigerung bei Gas ist hauptsächlich die weltwirtschaftliche Erholung und die dadurch bedingte hohe Gasnachfrage – insbesondere in Asien. Ein kalter Winter und dadurch resultierende niedrigere Speicherstände als üblich spielen sicherlich auch eine gewisse Rolle“, räumt Frondel ein.
Dennoch: Zu wenige Reserven gebe es in Deutschland aktuell nicht. Gleichzeitig macht die aktuelle Lage deutlich, wie abhängig Deutschland noch von Erdgas ist.
Es mangelt an Alternativen
Erdgas wird nach Informationen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft am meisten zum Heizen genutzt. So ist Erdgas der Heiz-Energieträger in 49,3 Prozent der Wohngebäude und 48,2 Prozent der Wohnungen in Deutschland.
„Es mangelt schlicht an Alternativen zu Erdgas“, erklärt Manuel Frondel. So seien Pelletheizungen flächendeckend nicht einsetzbar. Dafür müsste man unverhältnismäßig hohe Mengen an Holz importieren oder abholzen.
„Wärmepumpen sind wiederum in Altbauten in der Regel keine gute, beziehungsweise ausreichende Lösung, solange die Altbauten nicht gut gedämmt sind“, sagt Frondel. Und Wasserstoff sei momentan noch zu teuer, um eine kostengünstige Alternative zum Heizen darzustellen.
Erdgas-Bedarf fast komplett durch Importe gedeckt
Zur unmittelbaren Entspannung könnte momentan vor allem die rechtliche Zulassung der neuen Pipeline Nordstream II beitragen. „Das würde das Gasangebot in Europa deutlich erhöhen, wenn gleichzeitig der Gastransport durch die Ukraine aufrecht erhalten bliebe“, vermutet Frondel.
Dieses Abhängigkeitsverhältnis ist aber nicht ideal. So will die Bundesregierung langfristig unabhängiger von Erdgas werden.
Erstens macht man sich damit unabhängiger von Importen und unberechenbaren Preisschwankungen. Denn Deutschland importiert 88 Prozent seines Erdgas-Bedarfs. Es gibt zwar auch Erdgas-Förderung in Deutschland. Diese ist aber seit 15 Jahren rückläufig und kann zudem den Bedarf nicht decken. Dafür reichen die Reserven nicht.
Zweitens ist es auch im Hinblick auf die Klimaziele wichtig, auf nachhaltigere Alternativen umzusteigen.
Ohne Erdgas wird es schwierig
Doch das geht nicht von heute auf morgen. Dennoch müsse die Regierung hier mehr Tempo vorlegen und den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen, sagt Florian Munder vom VZBV.
Auch eine bessere Dämmung von Gebäuden könnte helfen, den Bedarf zu reduzieren. Doch eine greifbare, kurzfristige Alternative gebe es momentan einfach nicht, sagt Manuel Frondel.
„Ohne Erdgas wird es sehr schwierig, alle unsere Wohnungen und Gebäude im Winter warmzuhalten und die Stromversorgungssicherheit aufrechtzuerhalten.“
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