Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt von Grund auf. Deshalb entstehen neue Berufsbilder. Doch was versteckt sich hinter den Bezeichnungen? Das möchten wir in „Und was machst du so?“ greifbar machen. Heute: Thorsten Brück und der Beruf des Brand Strategist.
Der Start in den Tag als Brand Strategist
Thorsten, du arbeitest als Brand Strategist bei der Kölner Digital-Agentur Dotfly. Beschreibe uns doch einmal in vier Sätzen, wie du deinen Beruf neuen Freunden erklärst.
Meistens erkläre ich es so: Ich mache etwas mit Marketing – vor allem strategisch. Viel mit Menschen sprechen, sie verstehen und etwas schaffen, was ihnen gefällt. Außerdem muss ich entspannt bleiben, wenn das mal nicht funktioniert.
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Wie sieht ein normaler Tag in deinem Beruf aus?
Wer die Agenturbranche kennt, weiß, dass normal relativ ist. An einem Tag bin ich komplett mit einem Workshop beschäftigt. An einem anderen mache ich acht Stunden Stillarbeit mit viel lesen. Häufig bestehen meine Tage aber daraus, zu schreiben und komplizierte Dinge in einfache Worte zu gießen – und Kund:innen in Präsentationen davon zu begeistern.
Und womit startest du in den Tag?
Mit einer Fritz Cola ohne Zucker, einem Blick in die Medien – und einem kurzen Schnack mit Kolleg:innen.
Die Aufgaben als Brand Strategist
Welche Aufgaben fallen in deinen Bereich?
Im Grunde beschäftige ich mich mit allem, was mit Marke zu tun hat – von der Unternehmensstrategie und der Markenentwicklung über Markt- und Zielgruppenanalysen bis hin zur kulturellen Transformation und Change.
Dazu plane und entwickle ich – meist auf Basis von Design-Thinking-Methoden – Workshops, die ich gemeinsam mit Kund:innen durchführe.
Ein weiterer Aspekt meines Jobs ist die kontinuierliche strategische Beratung von Kund:innen wie CARE Deutschland e.V. rund um die Themen Marke, Kultur und Kommunikation sowie die fachliche Projektsteuerung.
Wie definierst und interpretierst du deinen Job als Brand Strategist persönlich?
Meine konkrete Aufgabe ist es, eine ganzheitliche Markenstrategie zu entwickeln und zu realisieren, die die Kernwerte für alle erlebbar macht – für Mitarbeitende und Kund:innen. Denn: Marke wird klassischerweise nur aus dem Marketing heraus gedacht und komplett entlang des Kundenbedürfnisses geplant. So weit so gut.
Aber: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Unternehmenskultur, die intern entsteht und das Wesen einer Marke formt. Vernachlässigt man diese, bleiben Marken langfristig leer und verschwinden in der Bedeutungslosigkeit. Ich versuche also die Ebenen Marketing und Kultur miteinander zu verschmelzen und etwas Großes zu schaffen.
Das gelingt aber nur, wenn auf Unternehmensseite verstanden wird, dass die Kultur und damit auch Markenidentität mehr sind als reines Internal Branding und nur gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen entstehen kann.
Wie ist deine Stelle in die Unternehmensstruktur eingegliedert? Das heißt: An wen berichtest du und mit wem arbeitest du zusammen?
Das Schöne an Dotfly ist, dass wir nicht hierarchisch gegliedert sind. Auch das mit dem „Bericht erstatten“ läuft bei uns anders.
Kund:innen bekommen ein passgenaues, interdisziplinäres Team zugewiesen, das mit allen fachlich relevanten Spezialist:innen besetzt ist. Lösungen und Ideen werden in diesen Teams besprochen, geplant und umgesetzt.
Selbstverständlich wird die Rolle eines Brand Strategist in jedem Unternehmen unterschiedlich ausgelegt. Welche Perspektiven kommen bei dir zu kurz, die grundsätzlich zum Berufsbild gehören?
Ich würde gerne öfter Marken von Null entwickeln. Das kommt tatsächlich in meinem Bereich zu kurz, liegt aber in der Natur der Sache.
Denn: Meist kommen bereits etablierte Marken zu uns, damit wir sie mit unserem Know-how in den Bereichen Strategie, Online Marketing, User Experience, Technologie oder E-Commerce erfolgreicher machen als sie es bereits sind. Es geht als häufig um Weiterentwicklung und weniger um echte Launches.
Spaß und Dankbarkeit in deinem Beruf
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
Das Schöne an meinem Job ist, dass ich im ständigen Austausch mit Menschen stehe und so immer wieder Neues entdecke und erlebe. Fast täglich spreche ich mit Leuten, die mich durch ihre Begeisterung für Produkte oder Themenfelder inspirieren und mitreißen.
Zudem ticke ich ähnlich wie viele in unserer Agentur. Uns ist es wichtig, Ideen erfolgreich zu machen, die einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten. Das schweißt zusammen.
Wofür bist du besonders dankbar?
Ich bin besonders dankbar für eine Agenturkultur, die die individuellen Stärken der einzelnen Team-Mitglieder fördert und ihnen die Freiheit gibt, sich auszuprobieren, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen.
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Und wie wird man jetzt Brand Strategist?
Insbesondere in der Digital-Branche gibt es häufig nicht mehr die klassische Ausbildung. Wie bist du zu deiner Stelle gekommen?
Ich bin ein klassisches Agenturkind, wie man so schön sagt. Insoweit habe ich schon einiges in der Branche erlebt. Gestartet habe ich mit einer Ausbildung im Design-Bereich – hauptsächlich, weil ich nach der Schule noch keine Lust aufs Studieren hatte.
Nach einer kurzen Stippvisite in die Geisteswissenschaften an der Uni musste ich aber feststellen, dass mich die kreative, digitale Agenturwelt nie wirklich loslassen wird. Also ergab ich mich in mein Schicksal und begann ein Studium im Fachgebiet Kommunikationsmanagement, was mehr meiner fachlichen Neigungen entsprach.
Im Job selbst hatte ich dann immer das Glück für Menschen zu arbeiten, die genau erkannt haben, wo meine Stärken und Schwächen liegen und mich entsprechend einsetzten und förderten. So etablierte ich mich mit der Zeit in der Strategie, denn mir lag das große Ganze schon immer mehr am Herzen als das Klein-Klein des Operativen.
Welchen Tipp würdest du einem Neueinsteiger oder interessierten Quereinsteiger geben, der auch Brand Strategist werden will?
Eines ist klar: Marketing ist ein weites Feld und Markenstrategie nicht gleich Markenstrategie. Mein wichtigster Rat an künftige Brand Strategists lautet daher: Nur wer wirklich für das brennt, was er tut, wird erfolgreich sein.
Findet also eine Spezialisierung, einen bestimmten Bereich, der euch am Thema Marke begeistert und macht euer eigenes Ding daraus. Grundkenntnisse verschiedener Disziplinen helfen dabei durchzustarten.
Wer sich aber darauf ausruht und immer wieder nur das einmal auswendig Gelernte runterspult und staubtrockene Marketing-Konzepte kreiert, wird a) nicht erfolgreich und b) nicht zufrieden im Job.
Vielen Dank, Thorsten!
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