Jeder Angestellte hat mit Sicherheit schon einmal das Gefühl gehabt, dass ein Kollege passiv-aggressives Verhalten an den Tag legt. Insbesondere digitale Kommunikation via E-Mail oder Slack ist sehr anfällig dafür. Mit diesen vier Tipps vermeidest du Missverständnisse.
Digitale Kommunikation führt zu massiven Problemen
Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie hat sich ein Großteil unserer Kommunikation in die digitale Welt verlagert. Anstatt, dass wir uns zu Meetings persönlich treffen oder am Telefon über Probleme sprechen, versuchen immer mehr Menschen alles schriftlich zu klären.
Dabei macht es grundsätzlich keinen Unterschied, ob wir via Slack-Nachricht oder ganz klassisch via E-Mail miteinander kommunizieren. Das Ergebnis bleibt gleich: In mehr als der Hälfte der schriftlichen, digitalen Kommunikation kommt es zu Missverständnissen.
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So beklagen 65 Prozent der Mitarbeiter:innen eine verwirrende oder vage Kommunikation, 68 Prozent sprechen von uneindeutiger Kommunikation und 75 Prozent sagen sogar, dass es einen Mangel an Kommunikation gibt.
Das sind die Erkenntnisse der repräsentativen Studie „The Digital Communication Crisis“ der Autorin und Linguistin Erica Dhawan, die im Januar 2021 dafür knapp 2.000 Menschen in einem 30-minütigen Online-Interview befragt hat.
Wie äußert sich passiv-aggressives Verhalten im Job?
Eines der häufigsten Probleme innerhalb der Kommunikation ist passiv-aggressives Verhalten. Das Problem dabei liegt in der digitalen Kommunikation selbst. Was der eine Kommunikator nett und höflich meint, kommt beim anderen Kommunikator herablassend und ironisch an.
Deshalb ist es insbesondere für Remote-Teams essenziell, regelmäßig miteinander zu telefonieren und tägliche oder zumindest wöchentliche Videos-Chats durchzuführen, da sonst schnell das zwischenmenschliche Gefüge aufgrund von Fehlinterpretationen auseinanderbrechen kann.
Wie bedeutet passiv-aggressiv per Definition?
Der Begriff passiv-aggressiv geht auf den US-amerikanischen Militärpsychiater William Menninger zurück. Er beobachtete bei Soldaten im Zweiten Weltkrieg, die den Fronteinsatz verweigerten, ein Verhalten, das sonst hauptsächlich kurz in der Pubertät auftritt.
Demnach leisteten die Soldaten passiven Widerstand gegen Befehle, indem sie vorgaben, die Anweisungen nicht zu verstehen, oder indem sie durch sarkastische Äußerungen für Zwietracht sorgten.
Passiv-aggressive Menschen fühlen sich oftmals falsch verstanden oder ungerecht behandelt. Das erklärt Wissenschaftsjournalistin Julia Klinkusch. Stattdessen suchen sie die Schuld bei anderen Personen.
Passiv-aggressives Verhalten im Job äußert sich dann beispielsweise darin, dass die Betroffenen der direkten Konfrontation aus dem Weg gehen, nicht kompromissbereit sind und an ihren Meinungen festhalten, andere Menschen für die eigenen Fehler verantwortlich machen und sarkastisch und verletzend kommunizieren.
5 typische passiv-aggressive Sätze im Büro – und was sie bedeuten
Wie bereits angesprochen, sorgen bestimmte Sätze in der digitalen, asynchronen Kommunikation oftmals dafür, dass schlechte Stimmung entsteht. Die Expertin Erica Dhawan erklärt in einem Gastbeitrag bei CNBC, welche fünf Sätze passiv-aggressiv wirken.
- „Wie ich bereits in meiner letzten Mail geschrieben habe …“
Bei Gegenüber kommt stattdessen die Botschaft an, dass die letzte Nachricht offensichtlich nicht gelesen worden ist und deshalb dieses Mal Aufmerksamkeit erwünscht ist.
- „Zum späteren Nachschlagen …“
Mit dieser Formulierung drückst du eigentlich aus, dass dein Gesprächspartner einen gravierenden Fehler begangen hat, von dem er eigentlich gewusst haben müsste, dass er falsch ist.
- „Um diese Nachricht an die Spitze des Postfachs zu bringen …“
Wenn du derartige Redewendungen verwendest, sagst du laut Erica Dhawan deinem Gegenüber: „Ich erinnere dich schon zum dritten Mal an diese Aufgabe. Erledige sie endlich.“
- „Nur um sicher zu gehen, dass wir auf dem gleichen Stand sind …“
Auch diese Nachricht lässt sich schnell als passiv-aggressives Verhalten auslegen. Sie könnte stattdessen bedeuten, dass jemand sich selbst schützt und im Nachgang sagen kann, dass er oder sie schon immer die richtige Antwort gekannt hat.
- „Für die Zukunft wünsche ich mir …“
Die letzte Formulierung, die passiv-aggressiv wirkt, lässt bei deinem Gegenüber den Eindruck entstehen, dass er einen Fehler begangen hat, den er niemals wiederholen soll.
Das kannst du gegen passiv-aggressives Verhalten im Job tun
In den allermeisten Fällen beabsichtigen wir im Büro in den Unterhaltungen mit unseren Kolleg:innen oder unseren Vorgesetzen nicht, dass wir als passiv-aggressive Menschen ankommen.
Damit dieser Eindruck überhaupt nicht erst entsteht, gibt Erica Dhawan noch vier Tipps für die digitale, asynchrone Kommunikation im Job mit:
- Antworte nicht auf Nachrichten oder E-Mails, wenn du gerade wütend oder frustriert bist. Warte stattdessen bis sich deine Gefühle gelegt haben und antworte erst dann.
- Unterstelle deinem Gegenüber grundsätzlich eine gute Absicht. Hinterfrage stattdessen, ob es zu Fehlern in der Kommunikation gekommen sein könnte und biete deine Hilfe an.
- Zeige Empathie, indem du Fragen (Könntest du bitte, …) anstelle von Anforderungen (Mach das …) verwendest. Offenbare zudem regelmäßig deine Wertschätzung, indem du dich bedankst oder öffentliche Komplimente verteilst.
- Vermeide digitales Ghosting. Wenn dich eine Antwort nicht mehr als eine Minute kostet, kannst du sofort antworten. Falls du keine Zeit hast und eine Anfrage trotzdem dringlich ist, kannst du deinem Gegenüber mitteilen, dass du bereits am Problem arbeitest.
Fazit
Digitale Kommunikation ist für den Zusammenhalt im Team sehr gefährlich. Insbesondere bei der Wortwahl ist Feingefühl notwendig. Dabei ist es insbesondere für Führungskräfte wichtig, die Wünsche der einzelnen Angestellten zu kennen.
Wer strikt nach dem gleichen Muster kommuniziert, sorgt unabsichtlich für schlechte Stimmung. Besonders gravierend sind passiv-aggressive Nachrichten. Sie sorgen dafür, dass sich Menschen in die Ecke gedrängt fühlen. Das wiederum löst emotionale Gegenreaktionen aus.
Obwohl digitale Kommunikation zeitsparend und effizient ist, ist es umso wichtiger, sich die Zeit zu nehmen und Freiräume für Telefonate und Gespräche zu geben, die sich nicht (nur) um berufliche Themen drehen.
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