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Wie Facebook mit schlechter Presse umgeht

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Pexels.com / Thought Catalog
geschrieben von Maria Gramsch

Die Enthüllungen um Whistleblowerin Frances Haugen und die Facebook Files haben Facebook vor allem eines beschert: schlechte Presse. Nun schlägt der Konzern gegen Journalist:innen zurück und versucht, ihnen eine bösartige Verschwörung zu unterstellen.

Facebook befindet sich derzeit in einem Rechtfertigungsmarathon. Die Enthüllungen des Wall Street Journals um Whistleblowerin Frances Haugen haben dem Unternehmen stark zugesetzt.

Der Konzern hat die eigene Kommunikation dabei mehrfach angepasst. Zunächst wollte Facebook die gelenkten Dokumente als gestohlen deklarieren. Auch versuchte man, Frances Haugen als unglaubwürdig darzustellen, da sie nicht in entsprechenden Teams gearbeitet hatte, auf die sich die internen Dokumente beziehen.


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Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde Facebook einlenken. Nach den Berichten zur toxischen Wirkung von Instagram auf besonders junge Nutzer:innen hat das Netzwerk angekündigt, seine Pläne für ein Instagram Kids vorerst zu pausieren.

Lenkt Facebook nach den Enthüllungen tatsächlich ein?

Doch Einsicht ist offensichtlich nicht der aktuellste Plan des Unternehmens, wie Vice berichtet. Denn nun versucht Facebook, sich als Opfer einer „bösartigen Verschwörung von Journalisten“ darzustellen. Diese hätten es auf das Unternehmen abgesehen.

Vice zitiert Tweets von John Pinette, Facebooks Vice President für globale Kommunikation: „Im Moment arbeiten 30+ Journalisten an einer koordinierten Serie von Artikeln, die auf tausenden von Seiten durchgesickerter Dokumente basieren. Wir haben gehört, dass die Journalisten, um an die Dokumente zu kommen, den Bedingungen und dem Zeitplan des PR-Teams zustimmen mussten, das bereits an früheren geleakten Dokumenten gearbeitet hat.“

Wir erwarten von der Presse, dass sie uns in Anbetracht unserer Größe und unserer Rolle in der Welt zur Rechenschaft zieht. Aber wenn die Berichterstattung unser Handeln und unsere Beweggründe falsch darstellt, sind wir der Meinung, dass wir das korrigieren sollten.

Pinette schreibt weiter, es wäre „in keinster Weise möglich“ aus Millionen von Facebook-Dokumenten faire Schlüsse zu ziehen. Man würde sich intern über laufende Arbeiten austauschen und verschiedene Optionen diskutieren, wobei nicht jede übernommen werde.

Facebook sei bereit, mit „denjenigen Nachrichtenorganisationen, die über eine orchestrierte ‚Gotcha‘-Kampagne hinausgehen möchten“ zusammenzuarbeiten.

Facebook KI verwechselt Autowäschen und Schießereien

Das Wall Street Journal zeigt sich davon unbeeindruckt und berichtet weiter in seinen Facebook Files. Dieses Mal stehen die automatisierten Erkennungssysteme für Hass und Hetze im Fokus.

Künstliche Intelligenz hat nur minimalen Erfolg beim Entfernen von Hassrede, Gewaltdarstellungen und anderen problematischen Inhalten.

Das Wall Street Journal zitiert Dokumente aus dem Jahr 2019, die Probleme der KI aufzeigen. So sei es teilweise nicht gelungen, Videos von Schießereien zu erkennen. Hingegen habe die KI Autowäsche-Videos als Schießereien markiert.

Laut Facebook sei jedoch nicht wichtig, was durch den Einsatz der Künstlichen Intelligenz gelöscht werde. Viel wichtiger sei es, die Verbreitung der kritischen Inhalte zu verringern.

Instagram gibt gesamtes Marketingbudget für Teenager aus

Doch nicht nur das Wall Street Journal berichtet derzeit kritisch über Facebook und die Facebook Files. Auch die New York Times hat interne Dokumente des Tech-Konzerns ausgewertet.

Diese zeigen, dass die Facebook-Tochter Instagram seit 2018 nahezu ihr gesamtes globales Marketingbudget in die Schaltung von Anzeigen für Teenager pumpt. Laut dem Bericht sind das in diesem Jahr rund 390 Millionen Dollar.

Während immer mehr junge Nutzer:innen sich bei Tik Tok und Snapchat tummeln, hat Instagram offenbar Existenzängste. Ein Facebook-Sprecher begründet gegenüber Business Insider, Teenager seien eine besonders wichtige Zielgruppe, „weil sie Trends setzen“.

Der Sprecher betont auch, es sei nicht wahr, dass Instagram sein gesamtes Marketingbudget für Teenager aufwendet. Laut dem Bericht der New York Times stehen dabei aber die 13- bis 15-Jährigen besonders im Fokus.

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Über den Autor

Maria Gramsch

Maria ist freie Journalistin und technische Mitarbeiterin an der Universität Leipzig. Seit 2021 arbeitet sie als freie Autorin für BASIC thinking. Maria lebt und paddelt in Leipzig und arbeitet hier unter anderem für die Leipziger Produktionsfirma schmidtFilm. Sie hat einen Bachelor in BWL von der DHBW Karlsruhe und einen Master in Journalistik von der Universität Leipzig.