Mit dem vierten Anlauf von Samsung, das Smartphone und Tablet in einem Gerät vereinen, möchten die Koreaner das Nischenprodukt durch verbesserte Langlebigkeit, Wasserfestigkeit und Stift-Unterstützung mehr Konsumenten schmackhaft machen. Wir konnten das Gerät zwei Wochen im Alltag nutzen, um nun die Frage zu beantworten: Ist das Fold3 weiterhin ein Konzept oder wirklich die bereits marktreife Zukunft?
Samsung Galaxy Z Fold3: Verarbeitung und Bildschirm
Das Samsung Galaxy Z Fold3 ist ein Premium Smartphone und das merkt man auch bei der Verarbeitung. Das Gerät wirkt sehr stabil und elegant. Samsungs Scharnier wirkt gut ausgearbeitet und hat auch nach zwei Wochen Nutzung keinerlei Probleme bereitet. Über einen längeren Zeitraum können wir das nicht beurteilen, beim Vorgänger gab es größtenteils keinerlei Probleme bei vielen Nutzern.
Die matte Rückseite ist gut gegen Fingerabdrücke geschützt, doch die Kameras stehen ein wenig aus dem Rahmen hervor. Dadurch wackelt das Gerät auf dem Tisch ein wenig, doch nicht so krass wie beim Galaxy Note 20 Ultra. Im Vergleich zum Vorgänger hat Samsung das Gerät im Wasserschutz verbessert. Das Z Fold3 ist wie sein kleiner Bruder “Z Flip3” erstmals gegen Wasser geschützt, gegen Staub aber nicht. So ergibt sich auch die krumme “IPx8” Zertifizierung, wobei das X für Staub und 8 für Wasser steht.
Das Z Fold3 hat zwei Bildschirme. Einen mit 6,2 Zoll Größe auf der Außenseite sowie das große 7,6” Display auf der Innenseite. Erstmals geben beide Displays ihre Inhalte in 120 Hertz und OLED wieder, wobei die Auflösung beim Außendisplay mit HD+ geringer ausfällt, als die etwas krumme “QXGA+” Auflösung (2.208 x 1768). Die Displays selbst sind fantastisch und auch bei hellem Außenlicht ablesbar, doch der neue Formfaktor bringt auch neue Probleme mit sich. Während das Außendisplay mit 24,5:9 sehr langgezogen ist, sorgt das Hauptdisplay mit 22,5:18 für ein sehr breites Display.
So sind viele Apps bisher nicht an diese Formate angepasst und sehen im Alltag gewöhnungsbedürftig aus (Instagram nimmt nicht den gesamten Platz ein und bei Twitter passen ca 2 Tweets auf den Bildschirm), Samsung möchte mit Funktionen wie “Multi Window oder Popup Window” dieses Problem lösen. Mit Multiwindow können so mehrere Apps „nebeneinander“ gelegt werden. Dadurch ist Twitter benutzbar, im „Popup-Window“ kann schnell auf eine WhatsApp geantwortet werden, ohne die aktuelle App verlassen zu müssen.
Im Alltag haben beide Displays ihre Berechtigung und ihren Nutzen. Das Außendisplay ist perfekt geeignet für “kurz eine Nachricht tippen” oder “kurz den Song skippen”. Der wirkliche “Foldable Effekt” kommt dann zum Einsatz, wenn ich zum Beispiel bei Google Maps einen Ort wie z. B. ein Restaurant raussuche und für das Navigieren lieber das große Display nutzen möchte. Eine andere Situation wäre, dass ich einen interessanten Artikel auf Twitter finde und diesen in Ruhe auf dem großen Display lesen möchte. Gerade auch für Serien/Filme ist das große Display perfekt geeignet. Normalerweise schaue ich Filme lieber auf einem “externen Tablet” oder TV. Doch mit dem Fold habe ich mich ertappt, dass ich gesagt habe “Wozu soll ich jetzt mein Tablet holen, wenn ich die Serie doch auch dem Fold schauen kann?”. Zwar sind durch das etwas gewöhnungsbedürftige Format dicke Ränder bei Kinofilmen oben und unten, das große Display bleibt aber sehr geeignet für Filme.
Eine Frage, die ich von vielen während der Testzeit gestellt bekommen habe, war „Wie resistent ist denn so ein faltbares Display“? Nun, es ist definitiv anfälliger für Staub und Kratzer, doch bereits erstaunlich alltagstauglich. Auf dem flexiblen OLED-Panel ist ein weiteres Display, Samsung nennt dies “Ultra dünnes Glas“. In der Mitte des Displays ist eine „Falte“. Diese ist bei eingeschaltetem Display nicht mehr zu sehen, doch sonst klar merkbar. Neu beim Fold3 ist auch der Support des S-Pens (Fold Edition), welcher unserem Testgerät aber nicht beilag (deswegen in diesem Test auch keine Rolle spielen wird).
Samsung Galaxy Z Fold3: Performance und Konnektivität
- Snapdragon 888
- 12 Gigabyte LPDDR5 RAM
- 256 oder 512 Gigabyte UFS 3.1 Speicher
- Bluetooth 5.2
- WiFi 6E
- NFC
- UWB
Das Z Fold3 setzt auf die neueste Technologie, welche man auf dem aktuellen Smartphone-Markt so finden kann. Als SoC wird der Snapdragon 888 verbaut, auch in Europa wird auf den hauseigenen Exynos verzichtet. Dieser wird mit 12 Gigabyte an LPDDR5 RAM und 256 bzw. 512 Gigabyte an UFS 3.1 Speicher auf das Motherboard gesetzt. Somit unterstützt das Smartphone 5G sowie Wi-Fi 6E und Bluetooth 5. Auch UWB (für genaues Tracking von z. B. den “Smart Tags”) ist vorhanden. Neben einer Haupt-SIM kann eine e-SIM oder zweite physische SIM für den Mobilfunk genutzt werden. Nur eine kann aber 5G nutzen. Der Fingerabdrucksensor sitzt im An/Aus Knopf und ist schnell und zuverlässig. Es wird auch eine Gesichtserkennung von Samsung angeboten, doch diese ist nicht so sicher wie bei Apple oder Huawei.
Im Alltag läuft das Gerät schnell und bringt jedes Spiel ohne Probleme zum Laufen. Doch der eigentliche Vorteil des Formfaktors liegt im Multitasking, welches Samsung im Vergleich zum Vorgänger um einiges verbessert hat. Wie gerne habe ich zwei Apps gleichzeitig genutzt, Samsung ermöglicht sogar drei Apps (was aber eher ein Gimmick ist). So können bequem neben dem laufenden Video Notizen gemacht werden, oder neben dem Mail schreiben im Netz recherchiert werden.
WLAN und Bluetooth funktionieren ohne irgendwelche Probleme, die Nutzung von 5G erwärmt (wie bei eigentlich allen Geräten mit dem Snapdragon 888) das Gerät und sorgt für einen schnellen Akkuverlust.
Samsung Galaxy Z Fold3: Sound
Das Z Fold3 hat durch sein großes Gehäuse auch Platz für große Lautsprecher und das hört man. Das Gerät hat zwei Stereo Lautsprecher (50/50) oben und unten im Rahmen, welche für starke Mitten und Höhen, sowie einen leichten Bass sorgen. Für Videos und Filme reicht dies mehr als aus, eine Gartenparty wird man damit aber nicht organisieren können.
Samsung Galaxy Z Fold3: Kamera
Das Z Fold 3 hat gleich 5 Kameras, drei auf der Rückseite und zwei in den Displays. Dabei feiert nun auch bei Samsung eine Neuerung ihren Einzug in ein Verkaufsgerät, eine Kamera unter dem Display. Der 4 Megapixel Sensor sitzt unter dem großen Display, ist aber durch helle Pixel trotzdem sichtbar. Die andere 10 Megapixel Frontkamera sitzt im Außendisplay als “Punch-Hole” (wie bereits beim Fold 2). Die Kameras auf der Rückseite des Gerätes haben sich auf dem Papier im Vergleich zum Fold 2 nicht verändert. Weiterhin sind drei Sensoren (Weitwinkel, Ultraweitwinkel und Telefoto) mit 12 Megapixeln verbaut worden, dieses Jahr aber schlichter(nicht mehr im Note 20 Design wie beim Fold 2).
Die Linsen wirken mit 12 Megapixeln auf dem Datenblatt nicht sonderlich stark, doch überzeugen mit guter Schärfe und Samsung typischen dynamischen Farben. Dabei ist die Hauptkamera für die meisten Aufnahmen am besten geeignet und kann auch Nachts viele Details einfangen. Die Ultraweitwinkelkamera erweitert mit 123° die Aufnahme um mehr Inhalt, doch sorgt auch für einen gewissen Qualitätsverlust. Der Zoom ist im Anbetracht des Preises etwas enttäuschend.
Lediglich eine 2-Fache Telefotolinse verbaut Samsung, der maximale Zoom liegt bei 10-Fach (digital). Diese Aufnahmen sind dann aber auch stark verrauscht und eher weniger brauchbar. Die Bilder sind also gut, können aber längst nicht mit Geräten wie dem S21 Ultra oder Mi 11 Ultra mithalten.
Videos können in 4K mit 60 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden und sind ausreichend. Die Farben, Helligkeit und Kontraste sind gut, aber liegen ebenfalls stark hinter anderen Geräten aus dem Samsung Line-up (Note 20 Ultra, S21 Ultra).
Selfies können in gleich drei verschiedenen Kombinationen gemacht werden. Mit der 10 Megapixel Frontkamera, mit der 4 Megapixel Kamera unter dem großen Display oder mit den drei 12 Megapixel Sensoren auf der Rückseite (und dem Frontdisplay als Vorschau). Die besten Bilder wurden natürlich mit den drei Sensoren auf der Rückseite gemacht, die 10 Megapixel Kamera ist auch noch okay. Die 4 Megapixel Kamera innen macht schlechte Fotos und ist auch eher für Videotelefonie gedacht.
Samsung Galaxy Z Fold3: Akku
Der Akku des Z Fold 3 ist mit 4400 mAh ganze 100 mAh kleiner geworden, im Vergleich zum Fold 2. Geladen werden kann dieser mit maximal 25 Watt, wobei das Netzteil dafür nicht im Lieferumfang enthalten ist. Ich hatte damit kein Problem, da ich bei mir genügend schnelle Netzteile habe, doch das ist nicht der Standard. Samsung hätte einen anderen Weg gehen können (bei Bestellung auswählbar oder Gutschein zum Beispiel). Die Ladegeschwindigkeit ist mit 25 Watt auch ein wenig mager, gerade wenn man vorher das Xiaomi 11T Pro mit 120 Watt oder das OnePlus Nord 2 mit 65 Watt genutzt hat. Hier hat Samsung mit der nächsten Generation einiges aufzuholen.
Der Akku selbst hält für einen normalen Tag, bei intensiver Nutzung muss zwischen geladen werden. Nach ein paar Tagen Nutzung kam ich auf durchschnittlich 4-5h Bildschirmzeit mit 120 Hertz aktiviert. Ich bin aber auch ein „Hardcore“ nutzer. Schaue viele Videos, mache viele Fotos sowie viel in sozialen Netzwerken (Twitter, Instagram und co) unterwegs. Ein großer Faktor im Alltag war auch die 5G nutzung. Bei ständigem 5G wurde das Gerät etwas schneller warm und der Akku schneller leer. Dabei reicht LTE für fast alle Situationen aktuell noch aus. Ich habe es also bei viel Nutzung auf LTE umgestellt.
Samsung Galaxy Z Fold3: Formfaktor und Alltagsgebrauch
Das „normale“ Smartphone ist so gut wie perfekt und wird nur noch schneller. Für Kunden, die weiterhin ein normales Smartphone haben wollen, hat Samsung das Z Flip (3) entwickelt. Mit dem Fold wird ein anderer Ansatz verfolgt. Samsung probiert eine Mischung aus Smartphone und Tablet zu kreieren, welche das typische Smartphone ersetzen soll. Das bisherige Smartphone ist als „Text und Telefonie“ Gerät gestartet und hat sich dann (durch Geräte wie das Galaxy Note) immer mehr zum Entertainment und Tablet-Ersatz entwickelt. Das Z Fold3 soll die Idee des Notes auf ein neues Level bringen.
Die ersten beiden Versionen des Galaxy Folds waren dabei nicht mehr als Prototypen und nur für sehr wenige Early-Adopter. Das Z Fold 2 aus letztem Jahr hatte schon eine um einiges bessere Hardware, doch die Software bremste den Formfaktor enorm. Dies hat Samsung mit OneUI 3.1.1 enorm verbessert und Multitasking endlich nutzbar gemacht. Im Alltag ist dies aber vor allem für Kunden nützlich, welche schon vorher ein Galaxy Note genutzt haben. E-Mails schreiben, PDF Dokumente lesen und mit dem S-Pen unterschreiben, sowie auf dem großen Display eine Präsentation oder Excel-Tabelle bearbeiten. Die meisten Kunden wollen aber höchstens WhatsApp, Instagram oder ab und zu den Browser nutzen. Dazu sind „normale“ Smartphones einfach noch viel zu gut und günstiger für.
Der Formfaktor könnte in Zukunft an mehr Popularität gewinnen, wenn nicht nur Samsung und Google, sondern auch alle anderen App-Entwickler für diese großen Displays ihre Apps entwickeln. Da Facebook und Twitter bisher ihre Apps nicht angepasst haben, muss bisher Samsungs AI die Apps anpassen. Eine angepasste Version könnte auch normale Kunden mehr locken auf den neuen Formfaktor umzusteigen. Bisher müssen also zu viele Kompromisse für die meisten gemacht werden, damit der „Mainstream“ umsteigen würde. Erst wenn die Apps von den Herstellern selbst an den Formfaktor angepasst wurden, dann wird das Gerät auch für die meisten Infrage kommen. Aktuell sind viele mit den „normalen“ Formfaktoren besser aufgehoben.
Samsung Galaxy Z Fold3: Preis und Verfügbarkeit
Das Z Fold3 ist mit einer UVP von 1799 Euro ausgezeichnet, bei verschiedenen Händlern gibt es Stand heute (10.10.2021) das Gerät bereits ab 1499 Euro. Neben der von uns getesteten schwarzen Farbgebung gibt es das Gerät noch in Grün und Silber. Das Fold3 gibt es entweder mit einem internen Speicher von 256 Gigabyte oder 512 Gigabyte, dieser kann nicht erweitert werden.