Mit 3,7 Millionen Followern und rund 80 Millionen Tik Tik Likes gehört Dmitri Steiz zu den erfolgreichsten Tik-Tok-Profilen in Deutschland. Im Interview erklärt der deutsche Tik Toker, was für den Erfolg auf Tik Tok wichtig ist und welche Erfolgsstrategie er selbst verfolgt.
Dmitri Steiz ist 37 Jahre alt und lebt in Brandenburg. Damit würden alleine aufgrund des Alters schon viele Menschen ausschließen, dass er etwas mit Tik Tok am sprichwörtlichen Hut hat. Schließlich ist die Plattform vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebt.
Doch wenn es um deutsche Tik Toker geht, muss der Name von Dmitri Steiz oder sein Account @feel.super definitiv fallen. Mit 3,7 Millionen Fans erzielen seine Videos regelmäßig achtstellige Abrufzahlen.
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Die 3 Säulen der Erfolgs auf Tik Tok
Doch: Wie wird man eigentlich erfolgreich auf Tik Tok? Wie bekomme ich möglichst viele Tik Tok Views? Und: Wie gewinne ich neue Tik Tok Follower? Genau über diese Themen und seine Erfolgsstrategie haben wir im Interview mit Dmitri Steiz gesprochen.
Dmitri, Tik Tok hat eine Milliarde Nutzer rund um den Globus. Deinem Kanal folgen mehr als 3,7 Millionen Menschen. Wie ordnest du diese Größendimensionen ein?
Tik Tok ist seit rund anderthalb Jahren das am schnellsten wachsende soziale Netzwerk der Welt. Eine Milliarde aktive Nutzer nur fünf Jahre nach der Gründung der App – das ist einmalig. Und: Tik Tok wächst auch weiterhin rasant. Verglichen mit diesem Erfolg ist mein Kanal @feel.super winzig (lacht).
Auch deine knapp 80 Millionen „Likes“ sind beeindruckend. Was glaubst du, warum deine Videos so erfolgreich sind?
Ich veröffentliche Videos, die für gute Laune sorgen und die Leute zum Schmunzeln bringen. Das mache ich jeden Tag – seit Jahren. Unterhaltung und Kontinuität spielen auf Social Media eine ganz große Rolle.
Die dritte Säule meines Erfolges auf Tik Tok und Instagram ist mit Sicherheit meine Verbundenheit zur Community: Ich interessiere mich für die Leute, verteile gerne Likes, reagiere auf Kommentare und beantworte Fragen. All das wissen die Menschen zu schätzen.
Internationale und deutsche Tik Toker finden
Wenn wir von „deinen“ Videos reden, ist das nicht immer korrekt. Erkläre uns das doch mal.
Der Kanal @feel.super ist eine Plattform, auf der ich Videos verschiedener Content Creator veröffentliche – mit Einwilligung der Urheber, natürlich. Die Videomacher lassen sich gerne darauf ein, weil ihr Content einem großen Publikum gezeigt wird – und zwar kostenfrei und mit Angabe der Quelle.
Ich investiere auch selbst viel Zeit in die Suche nach den kreativsten, witzigsten oder emotionalsten Videos, um sicherzustellen, dass meine Community die „Crème de la Crème“ des Social Media Contents zu sehen bekommt.
Du arbeitest also mit Content Creatorn und Influencern zusammen. Wie findest du die Influencer, die zu deinem Kanal passen?
Ich bin seit Jahren auf Social Media aktiv, lerne viele Creator und ihren Content kennen. So habe ich zum Beispiel Eric Damier kennengelernt, den Founder von @earthpix, einem Reiseblog mit mehr als 20 Millionen Followern alleine auf Instagram.
Mit der Zeit habe ich auch ein Gespür für die Content-„Perlen“ des Social-Media-„Ozeans“ entwickelt. Das Schöne ist: Heutzutage kann jeder in diese Welt eintauchen. Tik Tok und Instagram sprudeln vor Kreativität und bieten unfassbar viel Interessantes.
Die rechtliche Situation bei Tik Tok Videos
Die Inhalte sind natürlich nur die erste Ebene. Im zweiten Schritt musst du die Ersteller davon überzeugen, dass du ihre Rechte an den Inhalten bekommst. Wie gehst du da vor?
Mein Vorteil ist die Größe des Kanals. Erfahrungsgemäß wollen neun von zehn Creatorn vom Bekanntheitsgrad großer Accounts profitieren.
Wenn ich also ein interessantes Video entdecke, schreibe ich den Ersteller an und biete ihm oder ihr an, das Video auf @feel.super zu veröffentlichen. Die meisten Creator sagen zu, ohne dass ich sie überzeugen müsste. Sie freuen sich sogar darüber, denn sie erhalten Reichweite für umsonst.
Ist es rechtlich tatsächlich so, dass du die Nutzungsrechte für deine geteilten Videos innehast?
Ich veröffentliche nur Videos, für die mir die Einwilligung des jeweiligen Urhebers vorliegt. Ansonsten verzichte ich darauf. Konkret heißt es: Ich frage den Ersteller des Videos, ob ich sein „Werk“ auf meinem Social-Media-Kanal veröffentlichen darf.
Der Videoersteller sagt in der Regel „ja“, gibt mir also seine Einwilligung und damit das Recht, den Content zu posten. Sollte der Urheber eines Tages mir dieses Recht wieder entziehen – was möglich ist, aber bisher nicht vorkam –, würde ich sein Video auf meinem Kanal wieder löschen.
Deutsche Tik Toker brauchen Durchhaltevermögen
Wie schaut der Deal zwischen dir und den Influencern aus? Tauscht ihr Videos gegen Reichweite oder gegen Geld? Nimm uns mit hinter die Kulissen.
Ich halte viel von Reichweite. Mein Fokus lag daher immer mehr auf dem Wachstum, als auf der Monetarisierung des Kanals. Ich kenne andere große Influencer, die ähnlich ticken. Diese Mentalität hat zwar oft zur Folge, dass man Augenringe statt Dollarzeichen in den Augen hat, führt aber auch dazu, dass man erst dadurch eine große Community aufbauen kann.
Wenn man also wachsen will, bietet es sich an, mit anderen Content Creatorn zu kollaborieren, gemeinsame Videos zu drehen, Erfahrungen auszutauschen und so weiter. Das ist kein Wundermittel, kann aber helfen, vorwärtszukommen.
Sobald alle Details geklärt sind, postest du das Video. Doch wieso funktioniert dein Kanal so gut?
Das Ergebnis mag gut aussehen, doch auch bei mir gibt es genug Videos, die wenig Views erzielen. Die Volatilität – also das Ausmaß der Schwankung – der Reichweite ist auf Tik Tok extrem hoch.
Sich von niedrigen Zahlen nicht entmutigen zu lassen, sondern sich darauf zu konzentrieren, die Community täglich mit interessantem Content zu versorgen – das halte ich auf Social Media für entscheidend.
Das Geheimnis erfolgreicher Tik Toker
Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Es gibt keins. Zumindest kenne ich keine Zauberformel, die, einmal angewendet, schnell zum Erfolg führt. Schneller Erfolg dürfte eine Fata Morgana sein – unrealistisch, von wenigen Ausnahmen abgesehen.
Die meisten berühmten Creator machen seit Jahren Content und sind daher auch gut darin, ihre Community zu unterhalten und zu informieren. Und noch eins: Für den Erfolg in den sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok gilt: Be the first or be the best – je früher man anfängt, desto einfacher ist es, groß zu werden.
Auch du hast einmal klein angefangen. Erzähle uns von deinen ersten Schritten auf Social Media.
Ich bin seit mehr als einem Dutzend Jahren in den sozialen Netzwerken unterwegs: StudiVZ, Facebook und Twitter waren die ersten Plattformen, auf denen ich mich mit Leuten vernetzt und ausgetauscht hatte. So wie Millionen anderer Menschen auch.
Dann kamen Instagram und ab 2016 Tik Tok. Leider bin ich nicht gleich auf den Trichter gekommen, „all in“ zu gehen, zum Glück aber noch früh genug. Seit 2018 poste ich mehrere Videos täglich – und diese Intensität macht auf Dauer den Unterschied.
Community-Aufbau als Grundlage
Insbesondere zu Beginn dürfte es nicht einfach gewesen sein, fremde Inhalte zu kuratieren. Wie bist du dabei vorgegangen?
Am Anfang kostete es mich manchmal Überwindung, fremde Menschen anzuschreiben. Mit der Zeit stellte ich allerdings fest, dass es viele offene, tolle Leute gibt, die ähnliche Interessen und Ziele haben wie ich.
Der Kontakt zu Menschen aus der ganzen Welt – von Russland über Asien und Europa bis nach Amerika und Australien – ist Gold wert. Mein Kanal @feel.super ist daher international angelegt – gute Laune ist überall willkommen.
Gab es einen Moment oder ein Video, an dem du festmachen konntest: „Okay, jetzt läuft es.“?
Für mich fühlt es sich immer besonders an, wenn ein Video mehr Menschen erreicht, als ich es erwartet hätte. Zu Anfang waren es 50 Likes, die sich gut anfühlten. Später waren es 1.000 Likes, die in mir einen „Wow“-Effekt auslösten. Inzwischen blicke ich auf Videos zurück, die achtstellige Views generierten, im Übrigen nicht nur auf Tik Tok, sondern auch auf Instagram.
Erst vor wenigen Wochen postete ich ein Reel, also ein vertikales Video auf Instagram, das Stand heute mehr als 20 Millionen Menschen gesehen haben. Das Video zeigt eine junge Frau am Wasser, die synchron zur Welle ihre Arme in die Luft reißt – dieses Video gefiel mehr als einer Million Menschen.
Do’s und Don’ts für erfolgreiche Social-Media-Inhalte
Was ist deiner Erfahrung nach wichtig, damit Inhalte auf Social Media viel Aufmerksamkeit bekommen?
Es müssen viele Faktoren zusammenkommen. Einer davon ist der Einstieg in das Video – die ersten Sekunden müssen den Zuschauer fesseln.
Ein anderes wichtiges Kriterium ist die Dauer der Videoschau – wie lange also die Zuschauer sich das Video im Durchschnitt anschauen. Je länger der Content angesehen wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Reichweite und damit die Aufmerksamkeit signifikant steigen.
Und was sollte man im Idealfall unterlassen?
Ich empfehle auf alles zu verzichten, was zum Ziel hat, das System auszutricksen. Also gekaufte Views, Likes und Follower, aber auch Gewinnspiele – auch Giveaways genannt. Mit den letztgenannten habe ich mir in der Vergangenheit die Finger verbrannt, denn Gewinnspiele erzeugen einen unnatürlichen Zuwachs an Followern, die zum Teil dann einem wieder entfolgen.
Dieses Entfolgen wiederum ist ein Zeichen für den Algorithmus, dass der Content irrelevant ist. Die Algorithmen großer Plattformen wie Instagram und Tik Tok sind auch insgesamt äußerst clever und können einen für fragwürdige Methoden hart abstrafen – im Worst Case sogar den Account dauerhaft sperren.
Mein Tipp daher: Lasst die Finger von zweifelhaften Tricks.
Tik Tok und Instagram als Lebensunterhalt
Ab 10.000 Followern und 100.000 Views beginnt die Monetarisierung bei Tik Tok. Auch mit deinen Inhalten verdienst du also Geld. Wie viel „Gehalt“ zahlt dir Tik Tok?
Dass man ab 10.000 Follower Geld verdienen kann, halte ich für ein Gerücht (lacht). Der Tik Tok Creator Fund zahlt mir – grob gerechnet – einen Euro pro 100.000 Views. Um also auf 1.000 Euro zu kommen, braucht man 100 Millionen Views – solche Zahlen erreichen monatlich die wenigsten Content Creator.
Die meisten Tik Toker verdienen also Geld nicht mit Hilfe des Creator Funds, sondern mit ihrem regulären Job oder zum Beispiel, indem sie Werbung für Produkte machen und dafür von Unternehmen bezahlt werden.
Könntest du nur von deinen Einkünften von TikTok und Instagram leben?
Im Moment noch nicht. Das liegt aber weniger an meiner Reichweite, als viel mehr daran, dass ich ein miserabler Salesman bin. Ich verkaufe ungern, egal was. Ich sehe mich eher als Social Media und Community Manager.
Mir macht es viel mehr Spaß, Content für Millionen von Menschen zu recherchieren oder zu produzieren, als auf dem Kanal Werbung zu verkaufen. Plumpe Ads möchte ich auch meiner Community nicht antun. Für smarte Marketing-Ideen habe ich allerdings ein offenes Ohr.
Vielen Dank für das Gespräch, Dmitri.
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