Bereits seit Monaten streiken die Fahrradkuriere des Express-Lieferdiensts Gorillas. Sie kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt. Doch entgegen einem Versprechen von Gorillas-Chef Kağan Sümer hat das Unternehmen nun etlichen am Streik beteiligten Angestellten fristlos gekündigt.
Warum steckt Gorillas in der Krise?
Der Berliner 10-Minuten-Lieferdienst Gorillas steckt tief in der Krise. Nach einem rasanten Aufstieg erreichte das Unternehmen binnen kürzester Zeit einen Marktwert von über einer Milliarde US-Dollar.
Doch seither geht es stetig bergab. Bereits seit geraumer Zeit sucht Gorillas nach neuen Geldgebern – bisher vergeblich. Sogar reduzierte Forderungen waren bis dato nicht von Erfolg gekrönt.
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Doch auch intern rumort es. Denn bereits seit einigen Monaten steht der Express-Lieferdienst im Konflikt mit einem Großteil seiner Berliner Fahrradkuriere.
Mithilfe von Streiks, Protesten und Blockaden von Lagerhallen haben sie sich Gehör verschafft – vor allem medial. Sie kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt. Doch beim Gorillas-Chef stoßen die Proteste offenbar auf taube Ohren.
Gorillas: Monatelange Streiks und schlechte Arbeitsbedingungen
Gorillas-Chef Kağan Sümer präsentiert sich in den Medien oftmals als bodenständiger Unternehmer und findiger Geschäftsmann. In einem Interview mit der FAZ betonte Sümer, wie wichtig ihm die Zufriedenheit seiner Angestellten sei und dass man niemanden ausbeuten würde.
Doch die Realität spricht eine andere Sprache. Immer wieder prangern die Kuriere des Lieferdiensts die schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhne an – vor allem in Berlin.
Nach erneuten Streiks in der Hauptstadt hat die Chefetage von Gorillas nun jedoch hart durchgegriffen. Nachdem die Streikenden am 1. und 4. Oktober den Betrieb in mehreren Berliner Lagerhäusern erneut zum Erliegen gebracht haben, kündigte Gorillas mehreren Angestellten fristlos.
Begründung: Da die Streiks weder angemeldet noch gewerkschaftlich organisiert wurden, seien sie illegal. Gorillas-Chef Kağan Sümer brach damit ein indirektes Versprechen an seine Mitarbeiter:innen.
Gorillas-Chef bricht sein Vesprechen
Erst im Juli 2021, vor rund zwei Monaten, versprach der Gorillas-Chef: „Ich würde niemals jemanden feuern, weil er streikt“. Und weiter: „Ich mag, dass ihr für eure Rechte kämpft.“
Wie eine geleakte Slack-Nachricht belegt, schlug Sümer intern jedoch ganz andere Töne an: „Wir mussten einem unserer Fahrer kündigen … Anscheinend war er dabei, sich gewerkschaftlich zu organisieren.“
Der Gorillas-Chefetage scheint viel daran gelegen, ihr Versprechen eines 10-Minuten-Lieferdiensts gegenüber ihren Kund:innen einzuhalten. Versprechen gegenüber Angestellten scheinen allerdings nur eine sehr kurze Gültigkeit zu genießen.
Gorillas Angestellte machen ihrem Unmut Luft
Für Gorillas dürfte die Kündigungswelle einen gewaltigen Imageschaden nach sich ziehen. Das wiederum könnte auch Auswirkungen auf die Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern haben.
Unter dem Namen Gorillas Workers Collective haben sich zahlreiche unzufriedene Angestellte kollektiv organisiert. Vor allem via Twitter machen sie regelmäßig ihrem Unmut Luft und lassen Interna über die schlechten Arbeitsbedingungen sowie niedrigen Gehälter durchsickern.
A day and a week of a #gorillas rider.
Never arriving payments, repeated pay cuts and more violations from the diverse collection of @gorillasapp
Asking for legal and humane shifts is not illegal!
There has be minimum 11 hours between two shifts. Not 7! #9GG pic.twitter.com/FYTINHFRHU— Gorillas Workers Collective (@GorillasWorkers) October 5, 2021
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