Neben dem hohen Energieverbrauch haben Kryptowährungen noch ein weiteres Klimaproblem: E-Waste. Insbesondere Bitcoin erzeugt riesige Berge an Elektroschrott. Doch eine einfache Lösung für dieses Problem scheint es nicht zu geben.
Kryptowährungen haben ein riesiges Klimaproblem, das bislang kaum Beachtung gefunden hat: E-Waste. Darauf verweist die aktuelle Studie, „Bitcoin’s growing e-waste problem“ (Bitcoins wachsendes Elektroschrott-Problem).
Die Studie ist jetzt im Magazin Resources, Conservation and Recycling erschienen. Die beiden Autoren, Alex de Vries und Christian Stoll, haben darin untersucht, wie viel Elektroschrott das Mining von Bitcoin erzeugt. Die Antwort ist: erschreckend viel.
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH in Delitzsch |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Halloren Schokoladenfabrik AG in Delitzsch |
Bitcoin: 30.000 Tonnen Elektroschrott pro Jahr
Jährlich entstehen derzeit mehr als 30.000 Tonnen Elektroschrott allein durch Bitcoin-Mining, heißt es in der Studie. So viel Klein-Elektroschrott ist etwa im ganzen Jahr 2018 in den Niederlanden angefallen.
Die Autoren gehen davon aus, dass sich diese Menge bei steigendem Bitcoin-Preis sogar verdoppeln könnte.
Obgleich dies neben dem hohen Energiekonsum beim Bitcoin-Mining ein weiteres Klimaproblem für Kryptowährungen darstellt, haben die wachsenden Berge an E-Waste bislang wenig Beachtung gefunden.
Warum entsteht Elektroschrott beim Bitcoin-Mining?
Bitcoin-Mining erfordert durch die Proof-of-Work-Methode sehr viel Energie. Tatsächlich sind die Stromkosten für Bitcoin-Miner der größte Kostenfaktor. Um diese so gering wie möglich zu halten, setzen sie auf hochspezialisierte ASIC-Ausrüstungen (Application Specific Integrated Circuit).
Diese ASIC-Geräte sind so konzipiert, dass sie eine einzige Aufgabe hocheffizient ausführen können. In diesem Fall ist das Bitcoin-Mining. Mit dem steigenden Bitcoin-Preis gibt es gleichzeitig einen größeren Anreiz, um neue, noch effizientere ASIC-Geräte zu produzieren, um so die Stromkosten niedrig und die Gewinne hoch zu halten.
Das wiederum führt dazu, dass mit jedem neuen ASIC-Zyklus die älteren Geräte nicht mehr wirtschaftlich genug sind. Nach Berechnungen von de Vries und Stoll ist das etwa alle 1,3 Jahre der Fall. Somit werden also nahezu jährlich ganze Serien von Geräten zu Elektroschrott.
Tatsächlich lässt sich mit den IT-Geräten auch wenig anderes anfangen, da sie eben so spezifisch auf Bitcoin-Mining ausgerichtet sind. Momentan sind das hochgerechnet 30.000 Tonnen E-Waste pro Jahr. Auf eine Transaktion entfallen damit umgerechnet 272 Gramm Elektroschrott an.
Steigender Bitcoin-Preis sorgt für mehr E-Waste
Die Mengen an Elektroschrott könnten zudem weiter steigen. Denn: Der steigende Bitcoin-Preis macht das Mining attraktiver. Je mehr Miner aber agieren, desto niedriger fallen die Gewinne aus und desto eher lohnt es sich, in energieeffiziente Geräte zu investieren.
Der steigende Bitcoin-Preis regt also auch schnellere ASIC-Produktzyklen an, was wiederum schneller zu mehr Elektroschrott führen kann. Und nicht nur das. Es verschärft auch die weltweite Chip-Krise.
Und das ändert sich auch nicht, wenn der Strom für das Bitcoin-Mining aus erneuerbaren Quellen stammt.
Proof of Work überdenken
Denn das Grundproblem, das sowohl für den hohen Energieverbrauch als auch die großen Mengen an Elektroschrott und den Chipmangel sorgt, ist das aktuelle Mining-Konzept.
Proof of Work schafft eine Wettbewerbsatmosphäre, die diesen negativen Klimakreislauf erst auslöst. Selbst mit grünem Strom hätte man immer noch einen hohen Ressourcenbedarf und viel Elektroschrott.
Die Studienautoren regen daher eine Diskussion an, das Konsensmodell zu überdenken. Die Kryptowährung Ethereum hat etwa bereits angekündigt, auf Proof of Stake umzuschwenken, das ohne Mining funktioniert.
Dieses Modell würde tatsächlich alle Klimaprobleme lösen. Gleichzeitig gibt es bei diesem Konsensmodell aber auch Sicherheitsbedenken. Auch müsste sich die Krypto-Community von innen heraus auf diesen Wandel einigen, da Kryptowährungen ohne zentrale Regulierungen funktionieren.
Krypto-Mining verbieten?
Langfristig wird das Problem auch Regierungen immer stärker betreffen. Schließlich haben viele Staaten sich klare Klimaziele gesetzt, die durch die negativen Klimaauswirkungen der Kryptowährungen gefährdet sein könnten.
China ist bereits so weit gegangen, Bitcoin-Mining komplett zu verbieten. Das ist natürlich eine extreme Vorgehensweise. Doch es ist gut möglich, dass auch andere Länder striktere Einschränkungen für Bitcoin und Co. einführen werden.
Das könnte beispielsweise durch Investment-Verbote erfolgen. Denn wenn man nicht in Kryptowährungen investieren kann, sinken die Profite und somit auch der Anreiz zum Mining.
Doch ob sich Kryptowährungen so einfach und vor allem weltweit verbieten lassen, ist fraglich. Erste Länder wie El Salvador haben etwa Kryptowährungen als offizielle Währung eingeführt.
Das Klimaproblem der Kryptowährungen zu lösen, ist also nicht so einfach. Doch möglicherweise können neue Erkenntnisse, wie etwa zu Elektroschrott, dazu führen, dass mehr Menschen über neue, nachhaltigere Prozesse nachdenken.
Auch interessant: