In den vergangenen Wochen haben etliche Recherchen interne Dokumente von Facebook ans Licht gebracht. Nun hat sich Frances Haugen als Facebook-Whistleblowerin, die als Informantin hinter den Veröffentlichungen stand, zu erkennen gegeben.
Frances Haugen ist die Facebook-Whistleblowerin
In der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit bei Facebook dürfte es in den vergangenen Wochen heiß hergegangen sein. Denn der Tech-Konzern musste sich etlichen Recherchen stellen, die auch interne Dokumente offengelegt haben.
Vor allem das Wall Street Journal hat dem sozialen Netzwerk dabei zugesetzt. Die Berichte reichten von der Bevorzugung von Promis auf der Plattform bis hin zu internen Dokumenten, die belegen, dass sich Facebook der toxischen Wirkung von Instagram auf Kinder bewusst ist.
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Die Enthüllungen haben sogar dazu geführt, dass Facebook seine Pläne für ein Instagram für Kinder vorübergehend eingestellt hat.
Nun hat sich die Informantin, die hinter den Enthüllungen steht, zu erkennen gegeben. Die ehemalige Facebook-Produktmanagerin Frances Haugen ist am Sonntag in der CBS-Sendung „60 Minutes“ an die Öffentlichkeit getreten.
Die Beweggründe von Frances Haugen
In der Sendung hat die 37-Jährige unter anderem über ihre Beweggründe für ihre Arbeit als Whistleblowerin gesprochen.
Sie habe während ihrer Zeit bei Facebook viele Interessenskonflikte gesehen. Dabei ging es darum, „was gut für die Öffentlichkeit ist und was gut für Facebook ist.“ Der Konzern habe sich „immer wieder dafür entschieden, seine eigenen Interessen zu optimieren“ – also beispielsweise mehr Geld zu verdienen.
Haugen ist seit 15 Jahren in der Tech-Branche tätig, hat vor ihrer Zeit bei Facebook unter anderem bei Google und Pinterest gearbeitet.
Ich habe eine Reihe von sozialen Netzwerken gesehen und bei Facebook war es wesentlich schlimmer als alles, was ich bisher gesehen habe.
Frances Haugen hat systematisch Dokumente kopiert
Haugen sagt, sie habe „irgendwann im Jahr 2021 realisiert“, dass sie bei ihrem Vorhaben systematisch vorgehen muss, um am Ende glaubwürdig zu wirken.
Während ihrer Zeit bei Facebook hat sie heimlich Zehntausende von Seiten interner Dokumente kopiert. Diese würden belegen, dass Facebook die Öffentlichkeit anlügt – zum Beispiel mit der Behauptung, Fortschritte beim Kampf gegen Hass, Gewalt und Fehlinformationen zu machen.
In einem der internen Dokumente heißt es dazu beispielsweise:
Wir haben Beweise aus einer Vielzahl von Quellen, dass Hassrede, spaltende politische Äußerungen und Fehlinformationen auf Facebook und in der Familie der Apps die Gesellschaften auf der ganzen Welt beeinträchtigen.
Haugens Zeit bei Facebook
Im Jahr 2019 hat Frances Haugen angefangen, bei Facebook zu arbeiten. Sie habe im Bereich der Bekämpfung von Falschinformationen arbeiten wollen, weil sie einen Freund durch Online-Verschwörungstheorien verloren hatte.
Ich wollte, dass niemand den Schmerz empfinden muss, den ich empfunden hatte. Und ich hatte gesehen, wie viel auf dem Spiel steht, wenn es um qualitativ hochwertige Informationen auf Facebook geht.
Sie wurde in der Abteilung Civic Integrity eingesetzt, in der vor allem das Geschehen rund um Wahlen betreut wird. Nach der US-Präsidentschaftswahl hat Facebook die Abteilung aufgelöst.
Das war das der Moment, in dem ich dachte: ‚Ich glaube nicht, dass sie bereit sind, wirklich das zu investieren, was investiert werden muss, damit Facebook nicht gefährlich wird.‘
Besonders problematisch seien laut Haugen Änderungen am Facebook-Algorithmus im Jahr 2018 gewesen. Der News-Feed wurde dabei so optimiert, dass vor allem Inhalte angezeigt werden, die Reaktionen hervorrufen.
Problematisch sei daran, dass hier besonders hasserfüllte oder polarisierende Inhalte zum Zug kommen.
Niemand bei Facebook ist böswillig, aber die Anreize sind falsch ausgerichtet. Facebook macht mehr Geld, wenn man mehr Inhalte konsumiert. Die Leute beschäftigen sich gerne mit Dingen, die eine emotionale Reaktion hervorrufen. Und je mehr Ärger sie ausgesetzt sind, desto mehr interagieren sie und desto mehr konsumieren sie.
Rechtliche Konsequenzen für Facebook?
Die Anwälte von Frances Haugen haben im vergangenen Monat acht Beschwerden bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC eingereicht.
Haugen will in dieser Woche auch vor dem US-Kongress aussagen. Ginge es nach ihr, müsste die Regierung dem Konzern rechtliche Vorschriften machen.
Facebook teilte unterdessen mit, der Konzern werde „weiterhin erhebliche Verbesserungen vornehmen, um die Verbreitung von Fehlinformationen und schädlichen Inhalten zu bekämpfen.“
Die Behauptung, wir würden schlechte Inhalte fördern und nichts tun, ist einfach nicht wahr.
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